Antoni, Antonius

Antonius Antoni

Antonius Antoni

50. Abt des Zisterzienserklosters Arnsburg 1714–1745

* 25. Juli 1676 Mainz
† 29. Dez. 1746 Arnsburg

Nach dem Tode des Abtes Konrad Eiff am 9. März 1714 versammelten sich am 22. März die wahlberechtigten Professen des Zisterzienserklosters Arnsburg zur Neuwahl, aus der Antonius Antoni als 50. Abt hervorging. Er stammte aus Mainz und war im Jahre 1676 geboren worden. Im Alter von etwa 19 Jahren trat er in die Abtei Arnsburg ein und legte 1695 seine Profess ab. 1701 erhielt er die Priesterweihe, 1710 wird er als Pfarrer des klostereigenen Hofgutes Wickstadt genannt.

Gleich im ersten Jahr seiner Regierung ließ er eine neue Mühle im Arnsburger Hofgut Wickstadt erbauen. Er vollendete dort die 1707 begonnene Pfarrkirche St. Nikolaus, die Seitenaltäre tragen sein Wappen. Am 6. Juni 1714 kann der Mainzer Weihbischof Edmund Gedult von Jungenfeld die Kirche feierlich konsekrieren. Noch im selben Jahr erließ Abt Antonius eine neue, dritte und die nun umfangreichste Gerichtsordnung für Wickstadt, die in 44 Artikeln die Verhältnisse des Hofgutes und der Pfarrei regelte. Diese Sorge um Wickstadt entsprang wohl seiner früheren Tätigkeit als dortiger Pfarrer.

In einem weiteren Hofgut des Klosters, in Hof Güll, ließ er ein Wirtschaftsgebäude errichten, das noch heute die Jahreszahl 1714 ziert; darüber hinaus 1715 eine Scheune und 1718 einen großen Schweinestall. Eine weitere Erwähnung des Abtes Antonius finden wir im Jahr 1721, als er ein neues Herrenhaus in einem anderen Hofgut Arnsburgs erbauen ließ, in Kolnhausen.

Als am 20. August 1722, dem Ordenshochfest des hl. Bernhard von Clairvaux, die Äbtissin Juliana Schmidt von Engelthal starb, kam Abt Antonius als Vaterabt und Visitator des Tochterklosters Engelthal die Aufgabe zu, das Mainzer Ordinariat zu benachrichtigen. In seinem Schreiben vom 22. August teilt er Erzbischof Lothar Franz von Schönborn (1695–1729) den Tod der Äbtissin mit, die er als „sorgfältige Vorsteherin“ des Klosters Engelthal nennt.

Etwa vier Wochen später reiste Abt Antonius nach Engelthal, um dort der Wahl einer neuen Äbtissin vorzustehen. Den Vorsitz bei dieser Wahl teilte er sich jedoch mit einem kurmainzischen Kommissar, der die Interessen seines Herrn, des Erzbischofs, wahrnahm, unterstützt von zwei weiteren Vertretern des Mainzer Kurfürsten. Abt Antonius fielen hierbei diverse Funktionen zu: er eröffnete den Wahlvorgang mit einem feierlichen Konventamt zu Ehren des Heiligen Geistes, nach erfolgreicher Wahl übergab er gemeinsam mit dem kurmainzischen Kommissar der neu gewählten Äbtissin (Theresia Werlin) den Hirtenstab, begleitete sie zum Altar und anschließend zum Äbtissinnenthron; in seine Hände legte die Neugewählte den Gehorsamseid gegenüber ihm und dem Orden ab, er überreichte mit seinen Kollegen die Schlüssel der Abtei, das Konventssiegel und die Ordensregel; als Abschluss hielt er eine Ansprache an die versammelte Gemeinde. Als Zeuge dieses Wahlaktes trat u. a. auch der langjährige Propst von Engelthal, P. Caspar Wiesen, auf.

Im Verlauf dieser Äbtissinnenwahl kam es jedoch zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Abt von Arnsburg und dem Erzbischof von Mainz. Diese Episode spiegelt ein wenig die Charakterzüge des Abtes Antonius wider, aber auch das Macht- und Rechtsverständnis in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Fragen der Exemtion, der Unabhängigkeit der Klöster gegenüber der Jurisdiktion des Ortsbischofs, und diverser Privilegien beschäftigte über Jahrhunderte hinweg den Zisterzienserorden. Viele Äbte erlebten einen Machtverlust und die Reduzierung ihres Einflusses auf andere Klöster, gerade im Hinblick auf die Beziehungen zu den ihnen unterstellten Frauenzisterzen. Obwohl durch das Konzil von Trient (1545–1563) und spätere päpstliche Bullen eine Äbtissinnenwahl bis ins Detail geregelt war und dem jeweiligen Ortsordinarius der Vorsitz zugeteilt war, wollte sich Abt Antonius nicht wirklich daran halten und versuchte bei der Wahl von 1722 in Engelthal seine Position und die des Ordens stärker herauszustellen.

Der Drang nach Sicherung seiner Macht hielt Abt Antonius nicht vor einer Tat zurück, mit deren Konsequenz er wohl nicht gerechnet hat und die eine Situation nach sich zog, aus der er nur durch Intervention zweier anderer Äbte herauskam. Bereits im Vorfeld verlangte Abt Antonius den alleinigen Vorsitz bei der Äbtissinnenwahl. Nachdem nun Theresa Werlin zur neuen Vorsteherin von Engelthal gewählt wurde, untersagte er ihr, die Bestätigung des Mainzer Erzbischofs einzuholen und ihm den Gehorsamseid zu leisten. Dieses Verhalten konnte das Generalvikariat in Mainz nicht gutheißen und belegte hierauf den Abt mit einer Geldbuße von 100 Goldgulden. Daraufhin schickten der Abt von Eberbach, Michael Schnock (1702–1727) als Visitator Arnsburgs, und der Abt von Himmerod, Robert Bootz (1685–1730), in seiner Funktion als Generalvikar des Ordens, ein Schreiben an den Erzbischof mit der Bitte um Erlass der Strafe.

Man kann sagen, dass Abt Antonius eher als Verlierer aus diesem Disput hervorgegangen ist, denn der Erzbischof behielt seinen Einfluss und seine bestehenden Rechte für die Zukunft bei. Dennoch wurde die Vorgehensweise des Abtes seitens seiner Mitbrüder positiv bewertet, wovon auch seine Grabinschrift zeugt („Exemptionem sacri Ordini Cifterc. & jura Monasterii summa cum laude ubique propugnasset“, dt.: Er verteidigte die Exemption des heiligen Zisterzienserordens und die Rechte des Klosters mit großem Lob.).

Kloster Arnsburg erhielt durch Abt Antonius ein völlig neues Aussehen. Nachdem bereits Abt Robert Kolb einige Gebäude errichtet hatte, ging Antonius Antoni als baufreudigster Abt in die Annalen Arnsburgs ein. 1727 ließ er von dem Eberbacher Mönch und Baumeister P. Bernardus Kirnder den dreistöckige Prälatenbau erstellen, das wohl prachtvollste und repräsentativste Gebäude der Barockzeit in Arnsburg. Auf der Giebelseite ist ein großes Wappen aus Sandstein angebracht, das den Arnsburger Adler (Aar), mit Mitra und Krummstab neben dessen Kopf zeigt und der auf der Brust einen Schild mit dem geschachteten Querbalken des Zisterzienserordens trägt. Eingerahmt ist das Wappen von zwei Schwänen, den Wappentieren des Abtes Antonius. Im Innern des Prälatenbaus befand sich im Obergeschoss die Wohnung des Abtes mit reich stuckierten Räumen, über einer Tür ist das Wappen des Abtes zu sehen. Eine lateinische Inschrift kennzeichnet ihn als Auftraggeber und gibt das Erbauungsjahr 1727 an.

1729 stiftete Abt Antonius eine große und wertvolle Monstranz für sein Kloster, die noch heute existiert und sich im Besitz der Pfarrei St. Markus in Erbach im Rheingau befindet. Weitere Paramente und vasa sacra wurden von ihm für die Klosterkirche angeschafft, darunter ein Schultervelum von 1721 und eine prächtige und reich bestickte Kasel von 1723, die er in Venedig anfertigen ließ.

1742 erhielt Abt Antonius von seinem Konvent ein Geschenk zu seinem Namenstag am 17. Januar. Hierbei handelt es sich um ein Ölgemälde mit Widmungsinschrift und dem Bildnis des Heiligen Liborius, der u. a. auch der Patron der Steinleidenden ist. Hieraus könnte man schließen, dass der 67jährige Abt Antonius an Gallen- oder Nierensteinen litt.

1744 ließ er das Paradies der Klosterkirche neu gestalten. Das Paradies ist der Narthex, der der Abteikirche an der Westseite vorangestellt ist und der als einziger Teil des Gotteshauses noch erhalten ist und sich dem Besucher nicht als Ruine zeigt. Im Innern des Paradieses sind drei Schlusssteine an der Decke, die das Wappen des Abtes, das Christus-Monogramm IHS und die Jahreszahl 1744 zeigen.

Ein Jahr später ließ er noch das große Abteigebäude von Arnsburg erstellen, in dem wohl Büroräume, aber auch Zellen der Mönche untergebracht waren. Auf seiner breiten Südfront weist das Abteigebäude drei Portale auf, wobei das östlichste der Eingang zum Prälatenbau ist. Über dem mittleren Portal dieses eindrucksvollen Gebäudes ist wiederum das Wappen des Abtes in Sandstein eingelassen mit einer lateinischen Inschrift, in der er als Erbauer genannt wird. In diesem Text wird er u.a. als „PROFESSIONIS IUBILARIUS“ bezeichnet, da er in diesem Jahr, also 1745, sein 50jähriges Professjubiläum begehen konnte.

Zu diesem Anlass wurde auch eine blaue Kasel angeschafft, die ebenfalls mit der Bezeichnung „IUBILARIUS“, seinem Wappen und der Jahreszahl 1745 bestickt ist. Im selben Stoff stiftete er einen Ornat, also vier Gewänder mit Zubehör und Mitra, für eine feierliche Liturgie. Im selben Jahr noch, am 29. Dezember 1745, starb Antonius Antoni, der 50. Abt von Arnsburg nach 32 Jahren der Regierung, im Alter von 70 Jahren. Sein Grabstein ist nur noch fragmentarisch erhalten und befindet sich heute im Kreuzgang von Kloster Arnsburg.

Alexander Fiolka, März 2019


Daten:

Prof.: 1695; Sac.: 1701; Abbas: el. 9. März 1714.

Literatur:

Fiolka, Alexander F., Äbte und Äbtissinnen als Stifter von Kunstschätzen, Art. Abt Antonius Antoni (1714-1745), in: Paramente – Liturgische Gewänder und Sakralkunst aus den Klöstern Arnsburg und Engelthal. Begleitheft zur Ausstellung in Marienschloß, Rockenberg 2003, S. 18-21 · Draudt, Georg: Verzeichniss der Äbte zu Arnsburg, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde 12 (1870), S. 611–614.

Zitierempfehlung: Antoni, Antonius, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 18.03.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Antoni,_Antonius

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