Arnolfini, Octave

Octave Arnolfini

Octave Arnolfini

Abt von Châtillon und La Charmoye; Mitbegründer und Generalvikar der strengen Observanz in Frankreich

* um 1579 Lyon
† 3. Okt. 1641 Égligny, Seine-et-Marne

Octave Arnolfini wurde um 1579 als Sohn des aus Lucca in der Toscana stammenden Giuseppe Arnolfini und der Clara Bonvisi in der Pfarre St. Paul in Lyon geboren.[1] Da seine Familie eng mit der königlichen Familie Heinrichs IV. befreundet war, wurde er am Hof erzogen und erhielt am 19. Oktober 1598, im Alter von 19 Jahren, die Abtei La Charmoye als Kommende. Seine Ernennung zu deren Kommendatarabt wurde von Papst Klemens VIII. am 15. Januar 1599 bestätigt.

Arnolfini unternahm Einiges zur Verbesserung der materiellen Situation der Abtei und absolvierte von 1602 bis 1603 gleichzeitig mit den sog. fünf Germanikern, deren Geist durchformt war von den Reformbestimmungen des Trienter Konzils, ein Noviziat in der Abtei Clairvaux, die unter der Leitung des Abtes Denis Largentier stand. Zweifellos kam er dort mit dem gleichgesinnten Jérôme Petit in Kontakt. 1603 wurde er zum Priester geweiht (seine Theologiestudien hatte er vor seinem Klostereintritt absolviert) und am 5. Juli 1603 vom König als Regularabt von Charmoye bestätigt. Auf Largentiers Vorschlag hin wurde er am 24. Februar 1605 als Abt nach Châtillon in Lothringen berufen und am 31. Juli von Abt Largentier in Orval benediziert.

Bis zu diesem Zeitpunkt bestand die von Largentier und Arnolfini betriebene Rückkehr zur ursprünglichen Observanz von Cîteaux aus nicht mehr als ein paar unzusammenhängenden Reforminseln in verschiedenen Klöstern, v.a. in Clairvaux, Charmoye, Châtillon, Cheminon und Prières. Der erste ’offizielle’ Akt wurde am 9. Mai 1606 vollzogen, als sich Arnolfini gemeinsam mit Étienne Maugier, Mönch der Abtei Aumône, und Abraham Largentier (1575–1606) von Cîteaux im Bernhardskolleg in Paris schriftlich verpflichtete, die Benediktsregel buchstabengetreu einzuhalten und auf alle im Laufe der Jahrhunderte gewährten Ausnahmen zu verzichten. Dieses Papier kann als Gründungsakt der strengen Observanz angesehen werden. Am 4. März 1608 übergab Arnolfini die Abtei La Charmoye an Étienne Maugier und blieb selbst Abt von Châtillon.

Diese Reforminitiative fand bald viele Anhänger, spätestens 1615 auch Abt Largentier von Clairvaux. Schon 1618 befolgten neben Clairvaux acht Filialklöster die Reform. Das Generalkapitel 1618 genehmigte die Reform offiziell und Papst Gregor XV. bestätigte sie 1622 mit einem Breve als „strikte“ oder „strenge Observanz“. 1623 erhielt die strenge Observanz mit Étienne Maugier einen eigenen Generalvikar, mit dem gemeinsam Arnolfini die 85 Klöster der Filiation von Cîteaux visitierte. 1624 nahm er an der von Kardinal Rochefoucauld unterstützten Versammlung von zehn Äbten der strengen Observanz im Kloster Vaux-de-Cernay teil. Der Tod des Abtes Largentier am 25. Oktober 1624 und der des Generalabtes Nicolas Boucherat am 8. Mai 1625 machten der zerbrechlichen Einheit der sog. Abstinenten[2] und der sog. Alten ein vorläufiges Ende. Die Nachfolger beider Äbte, Claude Largentier in Clairvaux und Pierre Nivelle in Cîteaux, standen den Reformbestrebungen reserviert gegenüber.

Um seine Reformen in Châtillon zu sichern, designierte Arnolfini 1627 seinen Neffen Joseph zum Koadjutor. 1628 ernannte das Generalkapitel Arnolfini zum Generalvikar der strengen Observanz. Am 27. Juli 1634 wurde er auch zum Generalprokurator des Ordens bestellt.[3] In seinen letzten Lebensjahren erlebte Arnolfini noch den sog. Streit der Observanzen und das jahrelange Exil der vor den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges aus Châtillon geflohenen Mönche mit[4]. Er starb am 3. Oktober 1641 in der Abtei Preuilly in der Diözese Sens und wurde in Châtillon beigesetzt.

gge, April 2016, rev. Jan. 2019

  1. Antoine Péricaud: Notes et documents pour servir a l’histoire de Lyon: Sous le règne d’Henri IV. 1594–1610, Band 3, Lyon: Mougin-Rusand, 1845, S. 229.
  2. Das wesentliche Merkmal der Reform war der Verzicht auf Fleisch, d.h. eine vegetarische Ernährungsweise wie sie auch Jean de la Barrière in Les Feuillants eingeführt hatte.
  3. Cîteaux, commentarii cistercienses 41 (1990), S. 326
  4. Die Abtei Châtillon lag im Kriegsgebiet.

Daten:

Vest.: 31. Okt. 1602; Prof.: 2. Nov. 1603; Abbas: (Châtillon): el. 24. Feb. 1605, ben. 21. Juli 1605.

Literatur:

Analecta Cisterciensia 48 (1992) 114 · Garda, Claude: Vie inédite de Dom Jérôme Petit, Abbé de l'Etoile, l'un des Promoteurs de l'Étroite observance, in: Cîteaux : Commentarii cistercienses 38 (1987), S. 34–58.

Zitierempfehlung: Arnolfini, Octave, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 22.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Arnolfini,_Octave

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