Ballandani, Isidoro

Isidoro Ballandani

Isidoro Ballandani

4. Abt der strengen Observanz in der Zisterzienserabtei Casamari 1752–1788

* 17. Mai 1713 Venedig
† 23. Juli 1788

Isidoro Maria Ballandani, Taufname Bortolamio (Bartholomäus) wurde am 17. Mai 1713 in Venedig als Sohn einer Adelsfamilie geboren und im Markusdom getauft. Die Namen seiner Eltern waren Giacomo und Elisabetta. Im Alter von neunzehn Jahren trat er als fra Virginio in das Kamaldulenserkloster San Michele di Murano ein, wo er seine Ordensprofess ablegte und die niederen Weihen erhielt. Mit Indult der Religiosenkongregation und Erlaubnis des Generalabts der Kamaldulenser trat er im März 1735 in die Zisterzienserabtei strengerer Observanz Casamari über.

Am 14. März 1735 wurde er von Abtvikar Girolamo Gueuchot als Novize fr. Isidoro eingekleidet und legte nach dem Noviziatsjahr am 10. April 1736 in die Hände des Abtes Placido Pezzancheri, Bischof von Tivoli, die feierliche Profess ab. Nach Abschluss des Theologiestudiums erhielt er nach dem Osterfest 1738 das Subdiakonat, im September desselben Jahres das Diakonat und am 25. Januar 1739 von Bischof Pezzancheri in der „Kapelle“ des hl. Bernhard von Clairvaux in der Abteikirche von Casamari die Priesterweihe. Am folgenden Tag wurde er zum Konversenmagister (Meister der Laienbrüder) ernannt. Am 9. Mai 1746 zum Prior bestellt, blieb er in diesem Amt bis zu seiner Wahl zum Abt am 15. Oktober 1752. Geleitet wurde das Wahlkapitel von einem dazu von der toskanischen Provinz der Kongregation des Heiligen Bernhard in Italien delegierten Abt.

Zehn Jahre nach seiner Wahl erhielt Ballandani am 21. November 1762 in der Kirche Sant’Andrea al Quirinale in Rom im Beisein der Zisterzienseräbte Nivardo Stoppani und Pio Piermartini den Abtssegen (Benediktion), der ihm aufgrund des Reskriptes Papst Clemens’ XIII. vom 19. November d.J. durch den Kommendatarabt von Casamari, Kardinal Gianfranco Albani, erteilt wurde.

Wie die Zeit des Abtes Pezzancheri, war auch das lange Abbatiat Ballandanis von bemerkenswerten historischen Ereignissen geprägt. Einen Monat nach der Benediktion stimmte Isidoro Ballandani nach langwierigen Verhandlungen und vielen Schwierigkeiten zu, dass Casamari von der toskanischen Provinz der Kongregation des Heiligen Bernhard in Italien, zu der es trotz seiner Zugehörigkeit zur Reform von La Trappe noch immer gehörte, zur wiederbegründeten römischen Provinz wechselte.[1] Die Angliederung an die römische Provinz kam der Abtei Casamari geistlich und materiell zugute, bestand jedoch nur bis zum Tod Ballandanis 1788, als für Casamari ein apostolischer Visitator eingesetzt wurde.

Da es zunehmend Probleme gab mit Mönchen, die wegen der strengen Lebensweise das Kloster verlassen wollten, an das sie sich durch die feierliche Profess gebunden hatten, beantragte Abt Ballandani über den Kardinalprotektor Andrea Negroni bei Papst Clemens XIV., dass die Mönche nach dem Noviziatsjahr nicht sofort die feierliche, sondern zunächst eine zeitliche Profess für zehn Jahre ablegten sollten, was ad experimentum auch gewährt wurde.[2] Mit dem Breve Alias pro parte dilectorum filiorum vom 30. Juni 1775 bestätigte Papst Pius VI. das von seinem im September 1774 verstorbenen Vorgänger nur viva voce approbierte Zugeständnis. Als Zeichen der Dankbarkeit ließ Abt Ballandani eine (noch heute vorhandene) Marmorstatue zu Ehren Pius’ VI. errichten.[3]

Während seiner Amtszeit als Abt musste Ballandani verschiedene Streitigkeiten auszufechten, unter anderem mit den Zivilbehörden von Monte San Giovanni Campano, die das jus pascendi et lignandi (das Recht, Vieh zu weiden und Holz zu schlagen) im Wald von Antera beanspruchten. Dieser Prozess wurde schließlich zugunsten der Abtei entschieden. Verbunden ist Ballandanis Name auch mit der Wiederherstellung der (schon im Mittelalter existenten) Klosterapotheke von Casamari, die – von dem Prior und Apotheker Gioacchino Castiati geführt – wesentlich zu den Einkünften der Abtei beitrug, da die Erträge der Landwirtschaft dem Kommendatarabt zuflossen.[4]

Obwohl die wirtschaftlichen Ressourcen des Klosters größere Baumaßnahmen nicht erlaubten, wurden während Ballandanis Abwesenheit mehrere Arbeiten durchgeführt, zu deren wichtigsten der Wiederaufbau eines Teils des Dormitoriums und die Innen- und Außenrestaurierung der Abteikirche (Dächer) gehörten. Neben den Arbeiten und Restaurierungen in Casamari selbst ließ Abt Ballandani auch Baumaßnamen auf den Ländereien der mensa monastica durchführen. Die baufällige Kirche San Silvestro in Sora wurde abgetragen und mit einem Kostenaufwand von etwa 2.000 Dukaten neu erbaut und das Presbyterium renoviert. In Collestore wurde das alte Haus renoviert und daneben ein weiteres gebaut, in Antera eine Zisterne, ein Viehstall, eine Hütte als Wohnung für den Wächter zum Schutz der Ernten, die nicht sofort zur Abtei transportiert werden konnten, sowie ein Weinkeller. Erwähnenswert ist auch der Bau einer Krankenkapelle, die am 28. Dezember 1764 geweiht wurde. 1775 wurde ein neuer Friedhof „am äußersten Ende des Gartens“ angelegt.

Trotz zahlreicher (teils gerichtlicher) Anfechtungen von außen und Schwierigkeiten im Inneren (Unbeständigkeit einiger Mönche und ein Gelder veruntreuender Cellerar) ließ sich Abt Ballandani nicht von seinem Leben des Gebets und der Meditation ablenken. Er war ein gelehrter Mann, der sich dem Studium widmete, ein von allen Seiten konsultierter Seelsorger und unterhielt brüderliche Beziehungen mit dem hl. Alfons Maria Liguori, dem er ein Grundstück in der Ortschaft Scifelli schenkte, auf dem dann ein Redemptoristenkloster gebaut wurde. Als 1763 eine schwere Hungersnot die Gegend um die Abtei heimsuchte, ließ er monatelang Almosen an die vor der Klosterpforte versammelten Armen verteilen.

Ähnlich wie in La Trappe unter dem Abbatiat des Abtes Rancé kam es während Ballandanis Abbatiat in Casamari zu zahlreichen Todesfällen unter den Mönchen (es wird die Zahl 35 genannt), die den Anforderungen der strengen Reform von La Trappe nicht gewachsen waren, u.a. weil sie bei Krankheiten das Kloster nicht verlassen durften, um eine angemessene medizinische Behandlung zu suchen. Möglicherweise wurde auch deshalb die Klosterapotheke eingerichtet. Diese hohe Zahl blieb in Rom nicht unbemerkt und führte in Ballandanis letztem Lebensjahr u.a. dazu, dass ihm die Ordenskongregation in Person des Kardinals Gianmaria Riminaldi androhte, keine Klosterkandidaten mehr zuzulassen, wenn nicht zuvor bestimmte Abstriche bei der Einhaltung des Reglements akzeptiert würden. Auch der Generalprokurator der Zisterzienser beim hl. Stuhl, Claude Godard sandte Ballandani brieflich eine strenge Rüge. Zu einer Lösung der Angelegenheit kam es jedoch nicht mehr.

Abt Ballandani wurde von einer Krankheit heimgesucht und starb, nachdem er die Sakramente empfangen hatte, am 23. Juli 1788, im Alter von fünfundsiebzig Jahren. Über die Lokalisation seiner Grabstätte gibt es unterschiedliche Angaben. Die Klostergemeinschaft von Casamari bestand bei Ballandanis Tod nur noch aus drei Chormönchen, zwei davon mit Priesterweihe, vier Laienbrüdern, zwei Oblaten und einem Postulant. Die Situation war so prekär, dass nicht einmal das Kapitel für die Abtwahl einberufen, sondern stattdessen ein Apostolischer Visitator in der Person des Erzbischofs Nicola Buschi, Sekretär der Kongregation für die Disziplin der Religiosen, eingesetzt wurde.

Über einige Mönche schrieb Ballandani Biografien, die in einem Band zusammengefasst und gedruckt wurden (I prodigi della Grazia, Venedig, 1754.

gge, Okt. 2022

  1. Allerdings enthielt das Breve Papst Clemens’ XIII. vom 23. Dezember 1762 zehn Vorbehaltsartikel zur Sicherung der Reform von La Trappe, der Rechte des Abtes von Casamari und die Art und Weise der Wahl des Abtes im Einklang mit den Bestimmungen des Breve Exposuit Nobis Clemens’ XI. vom 7. April 1717.
  2. Der Abt hatte so die Möglichkeit, die Echtheit der Berufung zum monastischen Leben der Professen in einem angemessenen Zeitraum zu überprüfen, und konnte sie bei Vorliegen berechtigter Gründe leichter entlassen. Die Zahl der Anträge an die Religiosenkongregation auf Säkularisierung gingen infolgedessen deutlich zurück.
  3. Trotzdem regten sich auch innerklösterliche Widerstände gegen dieses Reglement, dessen strenge Beachtung zur Folge hatte, dass Novizen und zeitliche Professen starben, ohne die feierliche Profess abgelegt zu haben. Der spätere Prior Dominicus Zawřel, einer der sechs sog. Märtyrer von Casamari, verfasste eine Schrift, in der er (erfolglos) seine Bedenken gegen das Reglement vortrug.
  4. Casamari war von 1430 bis 1850 päpstliche Kommende, Kommendatarabt ein Kardinal, im 18. Jahrhundert aus der mit Papst Clemens XI. (Giovanni Francesco Albani) verwandten Familie Albani. 1751 hatte sich die Mönchsgemeinschaft selbst beim Kardinal um die Erbpacht der Landwirtschaft beworben, aber trotz Höchstgebots den Zuschlag nicht bekommen.

Daten:

Vest.: 14. März 1735; Prof.: 10. April 1736; Sac.: 25. Jan. 1739; Abbas: el. 15. Oktober 1752, ben. 21. Nov. 1762.

Werke:

I prodigi della Grazia espressi nella conversione d'alcuni grandi peccatori morti da veri penitenti nel monistero di Casamari della stretta osservanza cisterciense / [Isidoro Maria Ballandani]. Venezia: appresso Modesto Fenzo, 1754. XVI, 304 S.

Literatur:

Molignini, Luca: Gli abati claustrali dell'Abbazia di Casamari: dall'introduzione della riforma trappista (1717) all'erezione canonica della Congregazione di canonica della Congregazione di Casamari (1929). Casamari: Edizioni Casamari, 2007. ISBN 978-88-86445-12-2, S. 65ff.

Zitierempfehlung: Ballandani, Isidoro, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 28.10.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Ballandani,_Isidoro

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