Baumgartner, Franz

Franz Baumgartner

Franz Baumgartner

36. Abt der Zisterzienserabtei Wettingen 1703–1721

* 11. Feb. 1652 Solothurn
† 17. Juni 1721 Wettingen

Franz Baumgartner, Taufname Franz Wilhelm, von Solothurn, geboren am 11. Februar 1652 als Sohn des Ratsherrn Urs Baumgartner und der Helena Kiefer, kam durch Vermittlung seines Onkels, des Abtes Fintan Kiefer von Beinwil-Mariastein 0SB, nach Wettingen ins Noviziat, trat wieder aus, kehrte aber bald wieder zurück.

Die Profess legte er am 25. Juli 1673 unter Abt Marian Ryser ab und erhielt am 22. September 1674 in Konstanz durch den Weihbischof Georg Sigismund, Bischof von Heliopolis, das Subdiakonat, am 30. März 1675 durch den Nuntius Odoardo Cybo in Luzern das Diakonat und am 21. März 1676 durch denselben die Priesterweihe. Vom 17. Mai 1679 bis 1684 war er Kleinkellner (Cellerarius minor), vom 10. Juli 1684 bis 1691 Administrator in Walterswil (Walterschwyl), vom 7. September 1691 bis 1696 Prior, vom September 1696 bis 1698 Beichtvater in Frauenthal, vom 15. November 1698 bis 1702 Beichtvater und Pfarrer in Tänikon. Am 19. August 1702 wurde er zum zweiten Mal als Administrator nach Walterswil entsandt. Am 29. Mai 1703 wählten ihn seine Mitbrüder zum Abt. Am 3. Mai 1708 wurde er von Generalabt Nicolas Larcher zum Generalvikar der Zisterzienserklöster in der Schweiz, im Elsass und im Breisgau bestellt.

Franz Baumgartners Wahl zum Abt fand am 29. Mai 1703, nur sechs Tage nach dem Tod seines Vorgängers Basilius Reuty, unter dem Vorsitz des Abtes Stephan Jung von Salem im Sommerrefektorium statt. Der Wahlakt ist nicht mehr vorhanden. Als Zeugen waren zugegen Abt Josef Zurgilgen von St. Urban und Dr. Kaspar Keller, Dekan und Pfarrer in Rohrdorf. Wahlberechtigt waren 33 Kapitularen, von denen einer, Edmund d’Affry nicht rechtzeitig zur Wahl hatte erscheinen können, weil er sich als Professor im Kloster Tennenbach befand. Von den 32 abgegebenen Stimmen entfielen gleich im ersten Wahlgang 21 Stimmen auf den damals 51 Jahre alten P. Franz Baumgartner, Statthalter in Walterswil. Die Übergabe der Bestätigungsbulle fand am 23. Januar 1704 in Konstanz durch den Weihbischof Konrad Ferdinand Geist von Wildegg statt, Bischof von Tricala i.p.i. Abt Franz war zu diesem Akt mit P. Edmund d’Affry persönlich erschienen. Am 27. Januar 1704 erfolgte die Benediktion in der Klosterkirche Wettingen. Wer sie erteilte, ist nicht überliefert.

In Abt Baumgartners Amtszeit fiel der 2. Villmerger- oder Toggenburgerkrieg zwischen reformierten und katholischen Orten der Eidgenossenschaft 1712, der auch das Kloster bedrohte. Der Abt floh mit dem größten Teil des Konvents und den Klosterpretiosen Mitte 1712 nach Baden und in die Innerschweiz. Nur sieben Patres blieben im Kloster zurück, das zum Hauptquartier der 4.000 Mann starken Zürcher Belagerungstruppen des Generals Werdmüller wurde und dadurch in Gefahr geriet, von Badener Kanonen beschossen zu werden. Jedoch kapitulierte Baden am 1. Juni 1712. Wirtschaftlich scheint das Kloster nicht gelitten zu haben, denn schon 1713 konnte Abt Franz die Dreifaltigkeitskapelle erweitern und kostbare Paramente wie eine goldene Monstranz und einen goldenen Kelch anschaffen lassen. Unter ihm begann – wie Dominikus Willi (Cistercienserbuch, S. 484) sagt – „die Verunstaltung“ der Abteikirche durch Rokkokoaltäre und Stukkaturen.

Er starb am 17. Juni 1721, abends 6 Uhr, eines plötzlichen Todes als er sich eben zum Essen begeben wollte. Seine sterblichen Überreste wurden in der Dreifaltigkeitskapelle beigesetzt, die er 1713 erneuert hatte. Bei seinem Tod zählte der Konvent 45 Mitglieder: 32 Priester, sechs Kleriker und sieben Laienbrüder. Sein Nachfolger wurde Alberich Beusch.

gge, Jan. 2023


Daten:

Prof.: 25. Juli 1673; Subdiac.: 22. Sep. 1674; Diac.: 30. März 1675; Sac.: 21. März 1676; Abbas: el. 29. Mai 1703, ben. 27. Jan. 1704.

Literatur:

Willi, Dominikus: Album Wettingense: Verzeichnis der Mitglieder des exemten und konsistorialen Cistercienser-Stiftes B.V.M. de Marisstella zu Wettingen-Mehrerau 1227–1904. Limburg: Kommissions-Verlag der Limburger Volksdruckerei, 1904, 2., verbesserte Auflage, S. 92, Nr. 636 · Ders.: Zur Geschichte des Klosters Wettingen-Mehrerau, in: Cistercienser Chronik 14 (1902), S. 1–9, 34–40, 65–73, 97–111, 144–155, 175–185, 210–218, 241–248 (hier: S. 177–178) · Ders.: Wettingen-Mehrerau, in: Sebastian Brunner (Hg.):, Ein Cistercienserbuch. Würzburg, [1881], S. 457ff. · Helvetia Sacra III/3, 480f.

Normdaten:


Zitierempfehlung: Baumgartner, Franz, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 4.01.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Baumgartner,_Franz

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