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Seite aus der Bibel von Stephen Harding, Cîteaux, 1109

Stephen Harding

3. Abt von Cîteaux, Schöpfer der Ordensverfassung des Zisterzienserordens

* um 1059 Meriott, England
† 28. März 1134 Cîteaux

Stephan Harding[1] wurde in England geboren und war vermutlich vornehmer Herkunft[2]. Schon als Kind wurde er dem Kloster Sherborne in Dorsetshire als Oblate übergeben, verließ es aber nach einigen Jahren aus nicht näher bekannten Gründen wieder[3]. Nach einem Wanderleben in Schottland und Frankreich studierte er mehrere Jahre die "litterae" und pilgerte schließlich mit seinem ebenfalls aus England stammenden Studienfreund Petrus, einem Kleriker, nach Rom. Durch Aufenthalte in berühmten Klöstern wie Camaldoli und Vallombrosa lernten sie die wichtigsten Reformbewegungen ihrer Zeit kennen. Auf der Rückreise machten beide Pilger Station in dem 1075 von Robert von Molesme gegründeten Reformkloster Molesme in Burgund, in das sie als Mönche eintraten (1085 oder später).

Stephan scheint Abt Robert als Sekretär gedient zu haben, denn sein Name erscheint, neben der des Priors Alberich, auf der 1097 verhandelten Gründungsurkunde des Tochterklosters Aulps (Abbatiae Alpensis creatio). 1098 gehörte er zu der Gruppe um Robert und Alberich, die das von einer inneren Krise erschütterte Kloster Molesme verließ und in der Einöde von Cîteaux ein neues Kloster (novum monasterium) gründete. Als Abt Robert 1099 nach Molesme zurückkehren musste und Alberich die Leitung des Klosters übernahm, folgte ihm Stephan als Prior und wurde nach Alberichs Tod (26. Jan. 1109) selbst zum Abt gewählt.

Stephan Harding war der Abt des Übergangs vom Einzelkloster zum Klosterverband und schließlich zu einem Orden. Obwohl er nicht wie Abt Robert – oder der 1113 mit einigen Gefährten eingetretene Bernhards von Fontaines – über verwandtschaftlichen Rückhalt beim Lokaladel verfügte, blühte Cîteaux unter seiner Leitung rasch weiter auf. Stephan achtete auf strikte Regelbefolgung und Weltabgeschiedenheit – indem er z.B. den Herzog von Burgund aufforderte, nach Jagden nicht mehr im Kloster Hof zu halten – und bemühte sich u.a. um einen authentischen lateinischen Bibeltext, für den er sich sogar mit jüdischen Rabbinern beriet. Er entsandte Mönche zum Abschreiben der Ambrosianischen Gesänge nach Mailand und ließ das Metzer Antiphonar, das als getreues Zeugnis des Gregorianischen Chorals galt, transkribieren. Die in den ersten Jahren seines Abbatiats entstandenen und kunstvoll illuminierten Handschriften, wie die Moralia in Job Gregors des Großen und die sog. Stephansbibel, zeugen von der hohen Kunstfertigkeit des Skriptoriums zur Zeit Stephan Hardings[4].

Schon bald war der Zulauf an Neuzugängen so groß, dass Tochterklöster gegründet werden konnten, 1113 La Ferté, 1114 Pontigny und 1115 zeitgleich Morimond und Clairvaux. Alle diese Neugründungen bereitete der »hochbegabte Organisator« (Eberl/Zisterzienser, 48) Stephan sorgfältig vor und begleitete sie (bis auf Clairvaux) auch in den folgenden Jahren. Auch die Gründung des ersten zisterziensischen Frauenklosters, Le Tart (1125), geht auf Stephan Harding zurück.

[...]

Auf dem Generalkapitel 1133 legte Stephan Harding, vermutlich aus Altersgründen und wegen zunehmender Erblindung, sein Amt nieder und starb schon am 28. März des Folgejahres. Erst 1623 in das Ordenskalendarium eingetragen, erhielt er keine offizielle römische Kanonisation. Sein Gedenktag ist seit der Neuordnung des Zisterzienserkalendariums 1966 der 26. Januar, gemeinsam mit seinen beiden Vorgängern Alberich und Robert von Molesme.


Bibliographie:

 
  • Claudio Stercal: Stephen Harding: A Biographical Sketch and Texts, übers. von Martha F. Krieg, (Cist. Stud. Ser. 226), Collegeville, MN: Liturgical Press, 2008 (Originalausgabe: Stefano Harding. Elementi biografici e tesi, Mailand, 2001).
  • Jean de la Croix Bouton: Art. Stephan Harding, Abt v. Cîteaux. LexMA, Bd. 8 (Stuttgart: Metzler, [1977]–1999), Sp. 119–120.
  • H. E. J. Cowdrey: Art. Stephen Harding [St Stephen Harding] (d. 1134). ODNB, Oxford, 2004 (3. Okt. 2007).
 

gge


  1. Sein Name in England war Harding, Stephan nannte er sich wohl erst in Frankreich. Die mittelalterlichen Texte nennen ihn nur Stephan. Der Doppelname, von Miraeus 1614 erstmals verwendet, kam erst seit der Mitte des 19. Jh. in allgemeinen Gebrauch.
  2. Wenn sich auch die von versch. Autoren (Charles Oursel, 1962) vermutete Zugehörigkeit zu einer im Doomesday Book genannten und in der Grafschaft Somerset begüterten Familie nicht beweisen lässt.
  3. Wilhelm von Malmesbury, der Stephan persönlich kannte und dessen Werk Gesta Regum Anglorum die wichtigste Quelle über Stephans frühe Jahre ist, gibt an, Stephan sei des Klosterlebens überdrüssig gewesen.
  4. Auf Veranlassung Bernhards von Clairvaux wurde die Buchmalerei jedoch nach Stephans Tod 1134 beendet (Bredero/Bernhard 174)

Normdaten:

GND: 118701533 · BEACON-Findbuch


Kategorie:Personen Kategorie:Cîteaux Kategorie:12. Jahrhundert


Zitierempfehlung: Gge/Stephan Harding, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.01.2011, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Benutzer:Gge/Stephan_Harding