Benutzer:Gge/Strikte Observanz: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Die Abtei Clairlieu folgte wie alle Klöster der allgemeinen oder gewöhnlichen Observanz den ''Ordonnances'' vom 1. April 1570. Diese Anweisungen waren eine Frucht der Reformen nach dem Konzil von Trient, dessen Beschlüsse aber in Frankreich niemals vom Parlament ratifiziert worden waren. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstand hier eine Reformbewegung, die eine noch strengere Beobachtung (Observanz) der Benediktsregel zum Ziel hatte, besonders die ständige Abstinenz (vom Fleischverzehr) strikt einhielt.
  
Die Abtei Clairlieu folgte wie alle Klöster der allgemeinen oder gewöhnlichen Observanz den '' Ordonnances'' vom 1. April 1570. Diese Anweisungen waren eine  Frucht der Reformen nach dem Konzil von Trient, dessen Beschlüsse aber in Frankreich niemals vom Parlament ratifiziert worden waren. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstand hier eine Reformbewegung, die eine noch strengere Beobachtung (Observanz) der Benediktsregel zum Ziel hatte, besonders die ständige Abstinenz (vom Fleischverzehr) strikt einhielt. Diese Reformbewegung ging von der kleinen Abtei Châtillon (Meuse) aus, wo der Abt von [[Clairvaux]], [[Largentier, Denis|Denis Largentier]] 1605 [[Arnolfini, Octave|Octave Arnolfini]] zum Abt hatte wählen lassen. Dieser verpflichtete sich am 9. Mai 1606 mit zwei Mitbrüdern<ref>[[Largentier, Abraham|Abraham Largentier]] und Étienne Maugier</ref>, die Benediktsregel buchstabengetreu einzuhalten und auf alle im Laufe der Jahrhunderte gewährten Ausnahmen zu verzichten. Diese Initiative fand bald viele Anhänger, zunächst in Châtillon, dann auch in Charmoye bei Cheminon und Clairvaux. Schon 1618 befolgten neben Clairvaux acht Filialklöster die Reform.
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Diese Reformbewegung ging von der kleinen Abtei Châtillon (Meuse) aus, wo der Abt von [[Clairvaux]], [[Largentier, Denis|Denis Largentier]] 1605 [[Arnolfini, Octave|Octave Arnolfini]] zum Abt hatte wählen lassen. Dieser verpflichtete sich am 9. Mai 1606 mit zwei Mitbrüdern<ref>[[Largentier, Abraham|Abraham Largentier]] und Étienne Maugier</ref>, die Benediktsregel buchstabengetreu einzuhalten und auf alle im Laufe der Jahrhunderte gewährten Ausnahmen zu verzichten. Diese Initiative fand bald viele Anhänger, zunächst in Châtillon, dann auch in Charmoye bei Cheminon und Clairvaux. Schon 1618 befolgten neben Clairvaux acht Filialklöster die Reform.
  
In diesen Klöstern nahmen die sog Abstinenten am regulären Klosterleben teil, blieben aber in Refektorium und Dormitorium von den ’alten’ (anciens) Mönchen getrennt. Das Generalkapitel 1618 genehmigte die Reform offiziell und Papst Gregor XV. bestätigte sie 1622 mit einem Breve als „strikte“ oder „strenge Observanz“. 1623 erhielt die strenge Observanz mit [[Maugier, Etienne|Étienne Maugier]] einen eigenen Generalvikar.
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In diesen Klöstern nahmen die sog Abstinenten am regulären Klosterleben teil, blieben aber in Refektorium und Dormitorium von den ’alten’ (anciens) Mönchen getrennt. Das Generalkapitel 1618 genehmigte die Reform offiziell und Papst Gregor XV. bestätigte sie 1623 mit einem Breve als „strikte“ oder „strenge Observanz“. 1623 erhielt die [[Kongregation der strengen Observanz in Frankreich|strenge Observanz]] mit [[Maugier, Etienne|Étienne Maugier]] einen eigenen Generalvikar.
  
 
Nachdem die Anhänger der beiden Regelbeobachtungen lange Zeit friedlich koexistiert hatten, machte der Tod des Abtes Largentier am 25. Oktober 1624 und der des Generalabtes Boucherat am 8. Mai 1625 der zerbrechlichen Einheit ein vorläufiges Ende. Der schon zu Lebzeiten seines Onkels zum Koadjutor gewählte [[Largentier, Claude|Claude Largentier]] übernahm 1624 die Abtei Clairvaux, hatte aber wenig Verständnis für die Abstinenten, die seine Wahl daher mit Unterstützung des Kardinals Rochefoucauld anfochten. In dieser angespannten Lage setzte Generalabt Boucherat [[Martin, Jean|Jean Martin]] als Administrator in Clairvaux ein. Martin setzte den Prior Jean Huproye, Anführer der Reformpartei (Abstinenten), in Kerkerhaft und bestätigte Claude Largentier als rechtmäßigen Abt.
 
Nachdem die Anhänger der beiden Regelbeobachtungen lange Zeit friedlich koexistiert hatten, machte der Tod des Abtes Largentier am 25. Oktober 1624 und der des Generalabtes Boucherat am 8. Mai 1625 der zerbrechlichen Einheit ein vorläufiges Ende. Der schon zu Lebzeiten seines Onkels zum Koadjutor gewählte [[Largentier, Claude|Claude Largentier]] übernahm 1624 die Abtei Clairvaux, hatte aber wenig Verständnis für die Abstinenten, die seine Wahl daher mit Unterstützung des Kardinals Rochefoucauld anfochten. In dieser angespannten Lage setzte Generalabt Boucherat [[Martin, Jean|Jean Martin]] als Administrator in Clairvaux ein. Martin setzte den Prior Jean Huproye, Anführer der Reformpartei (Abstinenten), in Kerkerhaft und bestätigte Claude Largentier als rechtmäßigen Abt.

Aktuelle Version vom 22. Mai 2020, 19:33 Uhr

Die Abtei Clairlieu folgte wie alle Klöster der allgemeinen oder gewöhnlichen Observanz den Ordonnances vom 1. April 1570. Diese Anweisungen waren eine Frucht der Reformen nach dem Konzil von Trient, dessen Beschlüsse aber in Frankreich niemals vom Parlament ratifiziert worden waren. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstand hier eine Reformbewegung, die eine noch strengere Beobachtung (Observanz) der Benediktsregel zum Ziel hatte, besonders die ständige Abstinenz (vom Fleischverzehr) strikt einhielt.

Diese Reformbewegung ging von der kleinen Abtei Châtillon (Meuse) aus, wo der Abt von Clairvaux, Denis Largentier 1605 Octave Arnolfini zum Abt hatte wählen lassen. Dieser verpflichtete sich am 9. Mai 1606 mit zwei Mitbrüdern[1], die Benediktsregel buchstabengetreu einzuhalten und auf alle im Laufe der Jahrhunderte gewährten Ausnahmen zu verzichten. Diese Initiative fand bald viele Anhänger, zunächst in Châtillon, dann auch in Charmoye bei Cheminon und Clairvaux. Schon 1618 befolgten neben Clairvaux acht Filialklöster die Reform.

In diesen Klöstern nahmen die sog Abstinenten am regulären Klosterleben teil, blieben aber in Refektorium und Dormitorium von den ’alten’ (anciens) Mönchen getrennt. Das Generalkapitel 1618 genehmigte die Reform offiziell und Papst Gregor XV. bestätigte sie 1623 mit einem Breve als „strikte“ oder „strenge Observanz“. 1623 erhielt die strenge Observanz mit Étienne Maugier einen eigenen Generalvikar.

Nachdem die Anhänger der beiden Regelbeobachtungen lange Zeit friedlich koexistiert hatten, machte der Tod des Abtes Largentier am 25. Oktober 1624 und der des Generalabtes Boucherat am 8. Mai 1625 der zerbrechlichen Einheit ein vorläufiges Ende. Der schon zu Lebzeiten seines Onkels zum Koadjutor gewählte Claude Largentier übernahm 1624 die Abtei Clairvaux, hatte aber wenig Verständnis für die Abstinenten, die seine Wahl daher mit Unterstützung des Kardinals Rochefoucauld anfochten. In dieser angespannten Lage setzte Generalabt Boucherat Jean Martin als Administrator in Clairvaux ein. Martin setzte den Prior Jean Huproye, Anführer der Reformpartei (Abstinenten), in Kerkerhaft und bestätigte Claude Largentier als rechtmäßigen Abt.

vgl. Grégoire, Paul-Christian: Jean Martin, abbé de Clairlieu (1604–1631), in: Mémoires de l'Académie de Stanislas, Bd. 27, Nancy 2012/2013, S. 211ff.

  1. Abraham Largentier und Étienne Maugier