Bernhard, Kaspar

Kaspar Bernhard

Kaspar Bernhard

52. Abt des Zisterzienserstiftes Zwettl 1672–1695

* 09. Feb. 1635 Wien
05. Mai 1695 Zwettl

Kaspar Bernhard war der Sohn des Bürgermeisters Bernhard in Wien und im Jahre 1635 dort geboren. Nach zurückgelegter Poesie trat er 1650 in die Zisterzienserabtei Zwettl ein und legte nach dem Probejahr 1651 die Profess ab. Als väterliches Erbteil hatte er dem Stift neben Weingärten und Kleinoden viertausend Gulden bares Geld und eine nicht unbeträchtliche Bibliothek, bestehend größtenteils aus historischen Werken, zugebracht.

Abt Johann Bernhard Link schickte ihn 1655 zum Philosophiestudium nach Wien und zwei Jahre später zum Theologiestudium an die Jesuitenuniversität Graz. 1661 als Baccalaureus in sein Stift zurückgekehrt, wurde er 1662 zum Priester geweiht und im folgenden Jahr Pfarrvikar in Schweiggers, wo er sich nicht nur als guter Seelsorger erwies, sondern auch gründliche Kenntnisse in der Ökonomie erwarb und einen neuen Pfarrhof bauen ließ. Am 12. Jänner 1672 unter dem Vorsitz des Abtes Klemens Scheffer von Heiligenkreuz und im Beisein landesfürstlicher Kommissare zum Abt gewählt[1], wurde er noch am selben Tag installiert und am 7. Februar in Heiligenkreuz von Abt Matthäus Kolweiß von Lilienfeld in dessen Eigenschaft als Generalvikar infuliert. Assistenten waren Abt Klemens Scheffer von Heiligenkreuz und Abt Matthäus Eisenbart vom Neukloster.

Abt Kaspar Bernhard erwarb sich in seiner 23jährigen Amtszeit große Verdienste um das Stift Zwettl. Sein späterer Nachfolger Stephan Rössler zählt ihn zu den „tüchtigsten Äbten Zwettls, so zwar, dass er unter die Stifter des Hauses gezählt zu werden verdient“. Das von seinem Vorgänger Bernhard Link übernommene große Vermögen vermehrte er noch durch Verbesserung und Vergrößerung (durch Ankäufe) der Landwirtschaft, besonders des Weinbaus. 1674 zum ständischen Raitherrn gewählt, bewarb er sich auf das einträgliche Amt eines ständischen Verordneten, was ihm 1677 auch gelang. Seine dadurch bedingte längere Anwesenheit in Wien nutzte er, um Kontakte zu einflussreichen Wohltätern zu knüpfen und seine Unternehmungen zu fördern.

Die ersten Jahre seiner Regierung waren noch belastet durch die Kriege mit Frankreich und den Türken, die bei der Belagerung Wiens die Stiftsbesitzungen um Wien verwüsteten, während Zistersdorf und Umgebung durch die Kuruzen viel zu leiden hatte. Im Lauf von acht Jahren musste Abt Kaspar 24.000 Gulden außerordentliche Kriegssteuer zahlen, eine militärische Einheit ausrüsten und eine Schutztruppe im Kloster aufstellen. Trotzdem konnte er bedeutende Summen für die Anschaffung von kostbaren Kirchengeräten und Ornaten und für großartige Bauten inner- und außerhalb des Stiftes aufbringen. Auch für die Bibliothek verwendete er große Summen und schickte seine Kleriker zum Studium nach Prag und Wien.

Als Bauherr ließ er fast das gesamte Kloster barock umbauen. Er renovierte die Kirche, ließ sie mit gehauenen Steinen pflastern und sechs neue Altarbilder malen. Er baute eine Sakristei und Schatzkammer, eine Bibliothek (später Noviziat), einen Teil des Konventgebäudes, 1675 die spätere Abtei (Prälatur), den großen Speisesaal mit dem anstoßenden Gasttrakt, die Pfisterei, die Küche, den langen Trakt über dem äußeren Tor und den Pferdestall. Er ließ das Refektorium mit Stukkaturarbeiten schmücken, den steinernen Brunnen im Abteihof und im Garten (später Bibliothekhof) aufstellen u. v. w. 1676 ließ er den Prälatengarten aufschütten, neu anlegen und ein Gartenhaus mit zwei Seitenflügeln und Türmchen errichten.

Außerhalb des Stiftes baute er den Hof in Weinzierl, den Ratschenhof, den Hof in Kammern, einen großen Teil des Edelhofes, Stallungen und Meierswohnung im Dürnhof, ließ den Wienerhof und den von den Türken sehr zugerichteten Hof in Nussdorf renovieren; er baute die Pfarrhöfe in Zistersdorf und Windigsteig u. s. w. Er kaufte den Ascherhof und als letzte große Erwerbung ein Haus in Klosterneuburg mit 50 Viertel Weingarten, außerdem Grundstücke zum Hof in Kammern, Untertanen in Feuersbrunn u. s. w.

Ebenso wie mehrere seiner Vorgänger bemühte sich auch Abt Kaspar, das ehemalige Kloster St. Bernard von den Jesuiten und das Gut Neunzen wieder an das Stift zu bringen, hatte damit aber keinen Erfolg. 1687 unterschrieb er mit den übrigen niederösterreichischen Zisterzienseräbten einen Rezess mit dem Bistum Passau über die Weihe der Ordensmitglieder und die Besetzung der Pfarrstellen, der bis zur Zeit der Kaiserin Maria Theresia in Kraft blieb. 1689 führte er, den Beschlüssen des Generalkapitels folgend, einen neuen Choralgesang in Zwettl ein. 1692 tauschte er mit Genehmigung des Konsistoriums vom Propst in Zwettl die Pfarre Gross-Globnitz gegen die Pfarre Waidenstein ein.

Er starb am 5. Mai 1695 im Alter von 60 Jahren an der Brustwassersucht und wurde am 9. Mai in Zwettl begraben. An den letzten beiden Maitagen und am 1. Juni wurden vor einem kostbaren Trauergerüste die Exequien gehalten, bei denen Johann Ernest von Jamaiger, Dechant von Altpölla, die Leichenrede hielt. Der Prior führte die Stiftsverwaltung bis zum 10. Juni 1095, an dem Robert Schöller zum Nachfolger gewählt wurde.

gge, April 2020

  1. Wahlassistenten waren die Äbte Matthäus Eisenbart von Neukloster und Maurus Boxler OSB von Altenberg.

Daten:

Prof.: 24. Juni 1651; Sac.: 1662; Abbas: el. 12. Jan. 1672, ben. 7. Feb. 1672.

Literatur:

Frast, Johann: Topographie des Erzherzogthums Oesterreich 16: Das Decanat Groß-Gerungs und das Stift Zwettl. Wien: Franz Wimmer, 1838, S. 105–104 · Rössler, Stephan: Stift Zwettl in Nieder-Oesterreich, in: Ein Cisterzienserbuch, hrsg. von Sebastian Brunner, Würzburg 1881, S. 542–603, hier: 588–589.

Zitierempfehlung: Bernhard, Kaspar, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 9.04.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Bernhard,_Kaspar

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