Berthet, Hortense

Hortense Berthet OCSO
Foto:Abbaye La Fille-Dieu

Hortense Berthet OCSO

Zisterzienserin der strengeren Observanz (»Trappistin«); Äbtissin der Abtei Fille-Dieu in Romont 1975–1999

* 21. Aug. 1923 Villars-sur-Boège, Dép. Haute-Savoie, Frankreich
† 30. Sep. 2004 Riaz, Kt. Fribourg, Schweiz

Hortense Berthet wurde 1923 im französischen Département Haute-Savoie geboren, wo die Eltern einen Bauernhof hatten. Ein Stipendium ermöglichte ihr ein Universitätsstudium, zunächst in Lyon, dann in Neuchâtel (Schweiz), wo sie 1954 in Physik promoviert wurde. Doch statt als Nuklearphysikerin das »unendlich Kleine« zu erforschen, wählte sie das »unendlich Große«[1], verließ ihr Labor und trat 1956 – beraten von dem späteren Kardinal Charles Journet – als Novizin in die Zisterzienserinnenabtei Chambarand in Frankreich ein. Den Weg dorthin hatte sie mit ihrem Motorroller zurückgelegt.

Nach ihrer Profess übernahm sie bald das Amt der Kantorin und die Leitung der damals noch in den Kinderschuhen steckenden Käserei, wo sie ein neues Verfahren zur Käseherstellung einführte. Wegen ihrer pädagogischen Fähigkeiten wurde ihr bald auch das Noviziat übertragen. Dass es bis dahin keine geordnete klosterübergreifende Ausbildung der Novizenmeister und Novizenmeisterinnen im Trappistenorden gab, empfand die tatkräftige Novizenmeisterin als Mangel und organisierte 1970 mit der Äbtissin von La Coudre, Véronique Delabarre, in Laval das erste einer Reihe von gemeinsamen Seminaren.

1973 kam es zu einem Wendepunkt in ihrem Leben. Nicht in allen Klöstern gelang die Umsetzung der konziliären Reformen in gleichem Maße. Die Schweizer Abtei La Fille Dieu wandte sich hilfesuchend an ihren Vaterabt Dom André Louf, der umgehend reagierte und Sr. Hortense als Novizenmeisterin nach Fille-Dieu vermittelte. 1974 wurde sie dort zur Oberin und 1975 zur Äbtissin gewählt.

Mit viel Fingerspitzengefühl machte sich die couragierte Äbtissin, »Mère nucléaire«, an ihre neue Aufgabe, Konvent und Kloster für die neue Zeit zu öffnen. Um den Horizont der Gemeinschaft zu erweitern, stockte sie die Bibliothek mit Büchern aus allen Wissensgebieten auf und lud Referenten ein. Am Herzen lag ihr auch die Erarbeitung des liturgischen Stundengebets in französischer Sprache, unter Beibehaltung einiger lateinischer Gesänge aus dem zisterziensischen Erbe. Das sichtbarste Zeichen ihres Wirkens ist bis heute die Restauration der gotischen Abteikirche, die – 1872/73 um ein Drittel verkleinert – auf ihre Initiative hin in den 90er-Jahren in ihren ursprünglichen Proportionen wiederhergestellt wurde. 1996 – genau 650 Jahre nach der ersten Weihe – wurde sie neu geweiht.

Hortense Berthet starb 2004 im Krankenhaus Riaz und wurde auf dem Klosterfriedhof beigesetzt[2].

gge


  1. Sr. Marie-Samuel, Nachruf in Liens cisterciens
  2. Mitteilung Abtei Fille-Dieu

Genealogie:

V.: Léon Berthet; M.: Marie geb. Mouthon; G.: drei Brüder, eine Schwester.

Daten:

Prof.: 8. Dez. 1957 (Chambarand); Sup.: el. 8. Sep. 1974; Abbatissa: el. 14. Aug. 1975, ben. 8. Dez. 1975, res. 31. Mai 1999.

Werke:

Berthet, H.: Etude de la réaction 17 CL 35 (nth, p) 16S35 par émulsion nucléaire spéciale au chlorure d'argent. Neuchâtel 1955.

Quellen:

Sr. Marie-Samuel: Mère Hortense Berthet (1922–2004). In: Liens cisterciens, Nr. 13, 2007. · Ancienne Abesse de la Fille Dieu, Mère Hortense n’est plus. In: La Liberté, 7. Okt. 2004. · HS III/3, S. 695.

Zitierempfehlung: Berthet, Hortense, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 1.07.2011, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Berthet,_Hortense

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