Bootz, Robert

Epitaph von Abt Robert Bootz in der Abteikirche Himmerod

Robert Bootz

45. Abt des Klosters Himmerod 1685–1730; Generalvikar für Niederdeutschland und das Rheinland 1687–1730

* Aug. 1650 Großlittgen
† 20. Mai 1730 ebenda

Robert Bootz wurde im August 1650 als drittes Kind des Klosterdieners Matthias Bootz (Boutz) und dessen Ehefrau Helena Heck in Großlittgen geboren. Beide elterliche Familien waren der nahegelegenen Zisterzienserabtei Himmerod eng verbunden.[1] Im Alter von 18 Jahren trat Bootz in Himmerod ein und legte 1669 die Profess ab. Am 23. September 1673 wurde er zum Diakon und am 22. Dezember 1674 zum Priester geweiht. Abt Johann Post (1654–1685) beauftragte ihn mit der Neuordnung von Archiv und Bibliothek, die durch den Dreißigjährigen Krieg und die finanziellen Verhältnisse des Klosters stark gelitten hatten. Bei dieser archivalischen Tätigkeit erwarb sich Bootz umfangreiche historische und juristische Kenntnisse. Viele Urkunden tragen auf der Rückseite kritische Bemerkungen von seiner Hand; selbst in Handschriften berichtigte er falsche Angaben. Nach Abt Johanns Tod wurde er am 30. Januar 1685 unter dem Vorsitz des Abtes Ägidius Siepen von Altenberg als Subprior zum Nachfolger gewählt und am 7. Februar in Himmerod durch Weihbischof Maximilian Heinrich Burmann[2] unter Assistenz der Äbte Alexander Henn OSB von St. Maximin in Trier und Ägidius Siepen benediziert. Die Weihe war wegen eines befürchteten Einfalls französischer Truppen von Luxemburg aus beschleunigt worden. Die Bestätigung der Wahl durch den Trierer Erzbischof Johann Hugo von Orsbeck erfolgte am 15. Februar 1685 in Koblenz (Siepen und Bootz waren dorthin gereist), die durch den Vaterabt Pierre Bouchu von Clairvaux am 30. Juni 1685.

Zum Zeitpunkt seiner Wahl erst 34 Jahre alt, leitete Bootz das Kloster 45 Jahre lang und gehört schon allein wegen seiner langen Regierungszeit, aber auch durch seine vielfältigen Tätigkeiten, zu den prägendsten Äbten der alten Abtei Himmerod. Nachdem er sich bereits zwei Monate nach seiner Wahl vom Landesherrn, dem Trierer Kurfürsten, alle Rechte, Privilegien und Besitzungen des Klosters hatte bestätigen lassen, glückte ihm trotz der Nachwirkungen des Dreißigjährigen Krieges[3] „mit zäher Geduld“ (Schneider) die wirtschaftliche und geistige Erneuerung der Abtei, wobei ihm die als Archivar erworbenen Kenntnisse über die Rechts- und Besitzverhältnisse des Klosters nun zugute kamen. Die durch Kriege und Notzeiten erschütterte Wirtschaft verbesserte er, indem er günstige Geldanleihen aufnahm und sich von unrentablen Besitzungen trennte, dabei führte er die Wirtschaftsbücher teilweise selbst. Auch hob er die Einkünfte durch günstige Verpachtungen, ließ dabei aber soziale Belange der Pächter nicht außer Acht.[4] Auch als Bauherr leistete Bootz Bedeutendes: schon bald nach seinem Regierungsantritt ließ er 1686 das Krankenhaus neu erbauen und die aus der Gründungszeit des Klosters stammende St. Michaelskapelle restaurieren, 1688 folgte die Vollendung des unter Abt Matthias Glabus 1640 begonnenen Klosterneubaus, 1692 der Bau der Kapelle des seligen David von Himmerod am südlichen Seitenschiff der romanischen Basilika, um 1700 Neubau der Prälatur und 1701 der Mühle sowie der Umbau mehrerer Klosterhöfe (Andernach, Kesten, Pommern). Weitergehende Pläne konnten durch die Schwierigkeiten, die gerade auch in der Eifel im Zusammenhang mit der Reunionspolitik des französischen Königs Ludwig XIV. und dem Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1713/14) entstanden waren, nicht verwirklicht werden (Brand).

Robert Bootz war der einzige der fünfzig Äbte der alten Abtei Himmerod (bis zur Säkularisation 1802), der durch eigene literarische Arbeiten hervortrat.[5] Sein Lebenswerk ist die quellenkritische Klostergeschichte Series abbatum Claustri B. M. V. in Hemmerode (Schneider). In diesem Werk werden in Annalenform die zu den einzelnen Äbten gehörenden Urkunden aufgeführt. Der Verfasser schließt das Werk mit seiner Abtwahl 1685. In weiteren Schriften befasste er sich ordens- und rechtsgeschichtlich mit den Himmeroder Abtswahlen und stellte auch erstmalig die Himmeroder Hausbräuche zusammen. Selbst literarisch tätig suchte Abt Bootz, nachdem der Dreißigjährige Krieg ein geregeltes Studium der jungen Mönche im Kloster erheblich erschwert hatte, durch Förderung der Studien das geistige Niveau des Konventes zu heben. Um die Jahrhundertwende berief er auswärtige Lektoren aus dem Jesuitenorden, der seit 1561 die philosophischen und theologischen Lehrstühle an der Universität Trier besetzte, an die Hauslehranstalt. Nachweislich übernahmen von 1708 bis 1723 Prämonstratenser aus Steinfeld in der Eifel Vorlesungen in Himmerod.[6] Als ehemaliger Bibliothekar bereicherte er die Bibliothek mit wertvollen Neuerscheinungen und ließ die Handschriften einheitlich binden und sichern (sein Wappen auf dem Einband). In den Jahren 1706 bis 1709 war Bootz außerdem Rektor der Universität Trier. Mit den Maurinergelehrten Edmond Martène und Ursin Durand, die ihn anlässlich ihres Besuches in Himmerod (10. bis 16. Dezember 1718) als einen „durch persönliches Verdienst, durch seinen Eifer für die Regel und seine wissenschaftlichen Arbeiten ausgezeichneten Mann“ charakterisierten, stand er in langjährigem Briefwechsel.

Das Generalkapitel würdigte Abt Robert durch ehrenvolle Aufträge. 1686 gleich zu Beginn ins Definitorium gewählt, nahm er an den wichtigen internen Beratungen teil und hielt am 14. Mai vor den versammelten Kapitularen in der Basilika von Cîteaux ein feierliches Pontifikalamt.[7] Das Definitorium betraute ihn sodann mit der Überprüfung der Definitionen der kastilischen Kongregation, die vom gleichen Kapitel approbiert wurden, und gab ihm auf, gemeinsam mit Ägidius Siepen sein in Unordnung geratenes Tochterkloster Heisterbach (Abt Gottfried Broichhausen) zu visitieren und zu reformieren. Um den beiden die nötige Autorität zu verschaffen wurde Ägidius Siepen wieder zum Generalvikar für Niederdeutschland und das Rheinland und Robert Bootz zu dessen Syndikus ernannt. Im Oktober 1687 wurde er auf dem Zwischenkapitel in Dijon von Generalabt Jean Petit als Nachfolger des im Dezember 1686 verstorbenen Ägidius Siepen selbst zum Generalvikar in Niederdeutschland und im Rheinland bestellt (bestätigt 1699), womit ihm 18 Männer- und 57 Frauenklöster bis weit nach Westfalen und Sachsen hinein unterstanden. Diese Tätigkeiten im Auftrag des Ordens führten ihn jedes Jahr in beschwerlichen Visitationsreisen mehrere Monate von Himmerod weg, wenn ihn auch schwere Erkrankungen schon in den Jahren 1721 und 1722 zur Unterbrechung dieser Tätigkeit zwangen.

Robert Bootz starb, achtzigjährig, am 20. Mai 1730, nachdem er noch kurz vor seinem Tod, auf einen Stab gestützt, vor seinen Lieblingsaltären in der Abteikirche die Sterbegebete verrichtet hatte, und wurde zwei Tage später im Kapitelsaal begraben. Sein in der Säkularisation entfernter Grabstein aus rotem Sandstein kam 1935 von einem Bauernhof in Brockscheid zurück nach Himmerod und steht heute im rechten Seitenschiff der unter Abt Vitus Recke wiederaufgebauten Abteikirche. Bootz’ Nachfolger als Abt wurde Ferdinand Pesgen aus Koblenz. Dessen übernächster Nachfolger, Anselm Raskop (1697–1751) war ein Neffe von Bootz.

gge, Okt. 2009, rev. Mai 2018

  1. Angehörige der Familie Heck bewirtschafteten bis zur Auflösung des Klosters zahlreiche Himmeroder Höfe.
  2. Weihbischof Burmann war auch als erzbischöflicher Kommissar beim Wahlakt dabei gewesen und hatte das Wahlinstrument mitunterschrieben. Er hatte sich dabei wahrheitswidrig als Wahlvorsitzender bezeichnet, was auch in die erzbischöfliche Bestätigungsurkunde übernommen und in künftigen Wahlstreitigkeiten als Hauptargument für Trierer Rechtsansprüche verwendet wurde.
  3. Noch immer erpresste fremde Soldateska Kontributionen an Geld und Naturalien und brandschatzte die auf spanischem Gebiet liegenden Besitzungen des Klosters. Die Grenze zwischen Kurtrier und Luxemburg (Spanien) verlief unmittelbar vor dem Pfortenhaus.
  4. Z.B. machte er bei einer mittellosen Witwe eine Ausnahme vom gültigen Lehensgesetz, um ihr die von ihrem verstorbenen Mann gepachteten Klostergüter in Scharfbillig zu erhalten. Den Lehensvertrag dazu schrieb er mit eigener Hand.
  5. Er fand darin erst im 20. Jahrhundert mit Ambrosius Schneider, Abt von 1972 bis 1991, wieder einen Nachfolger.
  6. Als Schüler dieser Professoren ging wieder ein Lektor aus den Reihen des Konvents hervor: Leopold Camp, der spätere Abt, wurde 1726 Leiter des Hausstudiums in Himmerod.
  7. Auch auf dem nächsten Generalkapitel 1699 hielt er am Morgen des Eröffnungstages (18. Mai) wieder ein Pontifikalamt. Außer ihm waren aus Deutschland nur die Äbte von Leubus (Ludwig Bauch, wurde dort von Generalabt Nicolas Larcher infuliert) und Salem (Stephan Jung) erschienen.

Daten:

Sac.: 22. Dez. 1674; Abbas: el. 30. Jan. 1685; ben. 7. Feb. 1685, conf. 30. Juni 1685; Dev.: Fortiter et concorditer.

Werke:

Series abbatum Claustri B. M. V. in Hemmenrode (Handschrift in der Stadtbibliothek Trier).

Literatur:

Schneider, Ambrosius: Abt Robert Bootz von Himmerod, Generalvikar des Ordens in Niederdeutschland und Rheinland (1685–1730), in: Analecta Cisterciensia 13 (1957) 92–127 · Ders.: Abt Robert Bootz von Großlittgen (1650–1730). Ein Lebensbild des Himmeroder Barockabtes, in: Trierisches Jahrbuch 1957, S. 73–78 · Ders.: Die Cistercienserabtei Himmerod von der Renaissance bis zur Auflösung 1511–1802. Köln: Wienand, 1976, S. 13–14 (Kurzbiografie), 22–25 (Wirken als Generalvikar) und 31–32 (Wahl) · Ders.: Abt Robert Bootz von Himmerod 1685–1730, in: Kreis Bernkastel-Wittlich, Jahrbuch 1987, 129–132 · Brand, Gregor: Art. Robert Bootz, in Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon XX (2002) Sp. 235–237.

Normdaten:

GND: 120013231 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Bootz, Robert, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 24.05.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Bootz,_Robert

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