Braunstorfer, Karl

Karl Braunstorfer OCist
Foto: Stift Heiligenkreuz

Karl Braunstorfer OCist

64. Abt des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz und Abtpräses der Österreichischen Zisterzienserkongregation 1945–1969

* 03. Mai 1895 Katzelsdorf, Niederösterreich
† 20. Sep. 1978 Heiligenkreuz

Der Bauernsohn Heinrich Braunstorfer trat im August 1914 in das Stift Heiligenkreuz ein, legte 1918 seine feierliche Profess ab und wurde 1919 zum Priester geweiht. Im selben Jahr wurde er zum Novizenmeister bestellt. Seit 1933 Prior und Pfarrer von Heiligenkreuz, stand er während des Zweiten Weltkriegs dem hochbetagten Abt Gregor Pöck in der Leitung des von den Nationalsozialisten beschlagnahmten Stiftes zur Seite. Nach dessen Tod wählten die Mönche Braunstorfer am 9. August 1945 – wenige Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – zum Abt. Den Vorsitz bei der Wahl führte Abt Bertrand Koppensteiner vom Stift Zwettl; Assistenten waren der Schottenabt Hermann Peichl OSB und Abt Martin Matschik von Lilienfeld. Die Abtbenediktion vollzog Kardinal Innitzer am 10. August unter Assistenz des Abtes Koppensteiner und des Propstes Alipius Linda von Klosterneuburg. Im selben Jahr wurde Braunstorfer vom Hl. Stuhl – ein Kongregationskapitel konnte so kurz nach dem Krieg nicht stattfinden – zum Präses der Österreichischen Zisterzienserkongregation (ÖCK) ernannt, was er bis zu seiner Resignation 1969 blieb.

Braunstorfers Amtszeit in Heiligenkreuz war vor allem vom Wiederaufbau nach dem Krieg und der Vertiefung des monastischen Lebens durch eine Erneuerung der zisterziensischen Architektur und Liturgie geprägt. Auch die Wiederbesiedlung des Stiftes Rein durch Mönche aus Hohenfurt 1946 fällt in diese Zeit. Braunstorfer nahm als Konzilsvater von 1962 bis 1965 am Zweiten Vatikanischen Konzil teil, von dem er – wie es auf der vom Stift Heiligenkreuz erstellten Website abt-karl.at heißt – als »völlig veränderter Mensch« zurückkehrte: »Sein Blick hatte sich für die Weltkirche geweitet und sein Streben war es, den Geist des Konzils in sein Stift hinein zu tragen« (ebd.).

Am Fest Kreuzerhöhung 1969 – kurz nach dem Ende des Generalkapitels 1968/69, in dem der Zisterzienserorden die Weichen für die Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil stellte – trat Braunstorfer von seinem Amt zurück. Seine letzten Lebensjahre widmete er trotz schwerer Krankheit der Ausgabe des neuen (lateinischen) Zisterzienserbreviers nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanums, dem ein Jahr nach seinem Tod erschienenen »Breviarum Sancrucense« (BS1978).

Braunstorfer gehört zu den prägenden Gestalten in der Geschichte des Stiftes Heiligenkreuz und ist einer der bedeutenden Zisterzienser des 20. Jahrhunderts. 1965 erhielt er zum doppelten Anlass des 70. Geburtstages und des 20. Regierungsjubiläums das große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Auf Antrag des Stiftes Heiligenkreuz gab die Österreichische Bischofskonferenz im April 2003 ihre Zustimmung zur Einleitung des Seligsprechungsverfahrens für Braunstorfer.

Ämter

21. Sep. 1919 – 1945 Novizenmeister
1930–1933 Klerikerpräfekt
23. Dez. 1933 – 1945 Prior
1933–1945 Pfarrer von Heiligenkreuz
1943–1945 Dechant des Dekanats Heiligenkreuz
1945–1969 Abt von Heiligenkreuz
1945–1969 Abtpräses der Österr. Zisterzienserkongregation
1946–1960 Superior der Karmelitinnen von Mayerling
1962–1965 Teilnahme am 2. Vatikan. Konzil

gge, Jan. 2007, rev. Sep. 2009


Daten:

Vest.: 22. Aug. 1914; Prof.: 23. Aug. 1915, 8. Sep. 1918; Diakon: 15. Sep. 1918 (Fbf. Cölestin Endrici); Sac.: 24. Feb. 1919 (Wbf. Dr. Josef Pfluger); Abbas: el. 9. Aug. 1945, ben. 10. Aug. 1945 (Kard. Innitzer), res. 14. Sep. 1969, Dev.: Gloriari in Cruce Domini nostri Iesu Christi – Sich Rühmen im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus.

Literatur:

Schachenmayr, Alkuin OCist: Karl Braunstorfer, Abt von Heiligenkreuz und Abtpräses der Österreichischen Cistercienserkongregation. (=Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser, Bd. 24), Berlin: Lukas Verlag, 2005. ISBN 3-936872-64-3 (Rezension) · Hradil, Gerhard OCist: Braunstorfer, Karl Heinrich. In: »Faszinierende Gestalten der Kirche Österreichs« Bd. 2. – Wien 2001. ISBN 3-85351-169-4

Normdaten:

GND: 129361259 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Braunstorfer, Karl, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 19.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Braunstorfer,_Karl

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