Brunnquell, Augustin

Augustin Brunnquell

Augustin Brunnquell

49. Abt des Reichsklosters Schöntal 1761–1784

* 29. Aug. 1727 Lauda
08. Mai 1795 Aschhausen

Augustin Brunnquell, aus Lauda, legte am 8. Dezember 1749 die Profess in der Zisterzienserabtei Schöntal ab und wurde am 16. Juni 1753 Priester. Danach war er Refektorar (1758) und Bibliothekar (1759). Er war Pfarrer in Bieringen als er 1761 – nach der Resignation seines Vorgängers Angelus Münch – in einer Minderheitswahl (mit Drittelmehrheit) unter dem Vorsitz des Kaisheimer Abtes Cölestin Mermos zum Prälaten erhoben wurde (Investitur und Eidesleistung am 14. Mai 1761). Da seine Wahl nicht kanonisch erfolgt war, ließ er sich vorsichtshalber nicht nur von Generalabt François Trouvé, sondern auch von Rom bestätigen. Die Benediktion erhielt er am 2. August 1761 von Abt Cölestin in Kaisheim.

1762 ließ er den außerhalb des Klosters gelegenen Abteigarten erweitern und von einer Mauer umgeben und führte im selben Jahr die im 18. Jahrhundert sehr populäre Verehrung des hl. Johann Nepomuk ein. 1763 ließ er eine Äbtegalerie anlegen und die Reliquien der Katakombenheiligen Justinus und Theodor im Kloster Oberschönenfeld kostbar fassen und 1765 Altäre für sie aufstellen. Im Mai 1765 nahm er mit seinem Sekretär P. Stephan Rodinger am Generalkapitel in Cîteaux teil. Von dort zurückgekehrt, ließ er im selben Jahr die Konvent- und die Gesindeküche mit neuen Herden und die Zellen der Offizialen und Konventualen mit Öfen ausstatten. Im Treppenhaus ließ er ein schmiedeeisernes Geländer anbringen. Im Dezember 1766 weihte er die Kapelle in Neuhof und 1767 die Abtkapelle in der neuen Abtei (Prälatur). 1768 reiste er wieder zum Generalkapitel nach Cîteaux.

Während Abt Augustins Regierungszeit wurde Schöntal dreimal visitiert: im Februar 1766 von Abt Cölestin Mermos von Kaisheim, im Januar 1768 von Abt Ambrosius Balbus von Bronnbach als Delegat des Generalabts und am 6. August 1772 durch den neuen Abt und Generalvikar Cölestin Angelsbrugger von Kaisheim. Im selben Jahr erhielt Abt Augustin von Kaiser Joseph II. die Bestätigung der Privilegien des Klosters.

Der eigene Konvent führte Prozesse gegen den Abt und lebte seit 1772 in einem regelrechten Kriegszustand mit ihm. Was der Grund für die Zwietracht war, ist heute nicht mehr festzustellen. Da aber unter Abt Angelus bereits Unzufriedenheit herrschte, war diese wohl nie ganz behoben worden, und als dann Prälat Augustin, der ein eifriger Ordensmann war, was man aus seiner zweimaligen Teilnahme am Generalkapitel schließen kann, die Ordensdisziplin etwas strenger handhaben wollte, lehnten sich besonders die jüngeren Konventmitglieder, die wohl auch von den aufklärerischen Ideen des 18. Jahrhunderts angesteckt sein mochten, gegen ihn auf.[1] Der Würzburger Bischof sah sich zum Eingriff in die Angelegenheit genötigt, jedoch musste sich seine Kommission gewaltsam Zutritt zum Kloster verschaffen. Abt Augustin wurde suspendiert und suchte beim Herzog von Württemberg Beistand. Als sich auch dieser gegen ihn stellte, versuchte er es in Wien beim Kaiser. Die Entfremdung des Abtes vom Konvent war so groß, dass der Konvent in der Zeitung seinen Abt als verschollenen suchen ließ (Reinhard, S. 384). Nachdem Brunnquell 1774 nach Schöntal zurückgekehrt war, gingen die Querelen weiter und führten schließlich Anfang Dezember 1784 zu Brunnquells Resignation.

Er zog sich auf das dem Kloster gehörende Schloss Aschhausen zurück, wo er am 8. Mai 1795 starb[2] und am 11. in der dortigen Pfarrkirche begraben wurde. Sein Nachfolger wurde Maurus Schreiner, der das Gut Ebersberg verkaufen musste, um die hohen Prozesskosten zu decken.

gge, Sep. 2012, rev. Jan. 2019

  1. siehe darüber auch Freiburger Diözesanarchiv 19 (1887), S. 263. Anmerkung 2.
  2. Nach Erzberger, Matthias: Die Säkularisation in Württemberg von 1802–1810, 1902, am 8. März (Übertragungsfehler?).

Daten:

Prof.: 8. Dez. 1749; Sac. od. Prim.:: 16. Juni 1753, Abbas: el. 14. Mai 1761, ben. 2. Aug. 1761, res. 1. Dez. 1684

Literatur:

Neues Genealogisches Reichs- und Staats-Handbuch: auf das Jahr 1786. Erster Teil. Frankfurt am Main: Varrentrapp und Wenner, 1786, S. 217 · Müller, Gregor: Der Convent Schönthal, in: Cistercienser Chronik 4 (1892), S. 1–18, 33–45, 65–74, 97–110, 129–134, 161–170, 200–207, 231–235 (Aquilinus Leypold: Prospectus Speciosae Vallis, ms. a. 1759 conscriptum, usque ad a. 1803 continuatum) · Reinhard, Anton: Graduale von Frauenroth. Sein Schicksal unter P. Maurus Schreiner, dem letzten Abt von Kloster Schöntal, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 55 (1993), S. 371–386.

Zitierempfehlung: Brunnquell, Augustin, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 24.01.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Brunnquell,_Augustin

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