Cartheiser, Wolfgang: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Wolfgang Cartheiser (Cathuszer, Kartheuser) wird 1512 als Professe der Zisterzienserabtei [[Schönau]] und Student in Heidelberg genannt. 1547 war er Pfleger (Verwalter) des Klosterhofs in Worms. Nach dem Tod des Abtes [[Pfungstein, Sebastian|Sebastian Pfungstein]] 1554, zum Abt gewählt, dürfte er kaum noch zu einer straffen Leitung des Klosters gekommen sein ({{titel|Schaab}}). Noch zur Zeit des Pfalzgrafen Ottheinrich († 1559) wurde die Abtei 1560 durch den Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz säkularisiert. Schon im Winter 1557 oder Frühjahr 1558 wurde es einem weltlichen Verwalter übergeben.
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Wolfgang Cartheiser (Cathuszer, Kartheuser) wird 1512 als Professe der Zisterzienserabtei [[Schönau]] und Student in Heidelberg genannt. 1547 war er Pfleger (Verwalter) des Klosterhofs in Worms. Nach dem Tod des Abtes [[Pfungstein, Sebastian|Sebastian Pfungstein]] 1554 zum Abt gewählt, dürfte er kaum noch zu einer straffen Leitung des Klosters gekommen sein ({{titel|Schaab}}). Noch zur Zeit des Pfalzgrafen Ottheinrich († 1559) wurde die Abtei säkularisiert; im Winter 1557 oder Frühjahr 1558 wurde sie einem weltlichen Verwalter übergeben.
  
Abt Cartheiser ließ sich in seiner Heimatstadt Worms nieder, mit der er einen Vertrag („Verstand“ genannt) bezüglich seiner Niederlassung schloss. Diese nahm ihn in ihren bürgerlichen Schutz auf, jedoch musste er Steuern zahlen und die Gerichtsbarkeit des Rates anerkennen. Dagegen wurde ihm der freie Bezug seiner Fruchtgefälle zugesichert. Über das Schicksal des (vermutlich schon sehr dezimierten) Konvents ist nichts überliefert. Die ehemaligen Abteigebäude stellte der Kurfürst vertriebenen niederländischen Calvinisten zur Verfügung. Sie wurden im pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 mitsamt der Kirche fast völlig zerstört.
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Abt Cartheiser suchte in seiner Heimatstadt Worms Zuflucht, mit der er einen Vertrag („Verstand“ genannt) bezüglich seiner Niederlassung schloss. Diese nahm ihn in ihren bürgerlichen Schutz auf, jedoch musste er Steuern zahlen und die Gerichtsbarkeit des Rates anerkennen. Dagegen wurde ihm der freie Bezug seiner Fruchtgefälle zugesichert. Über das Schicksal des (vermutlich schon sehr dezimierten) Konvents ist nichts überliefert. Die ehemaligen Abteigebäude stellte der Kurfürst vertriebenen niederländischen Calvinisten zur Verfügung. Sie wurden im pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 mitsamt der Kirche fast völlig zerstört.
  
Abt Wolfgang erlebte die Zerstörung seiner Abtei nicht mehr. Er starb am 24. August 1563 in Worms. Ebenso wie der ebenfalls nach Worms vertriebene [[Otterberg]]er Abt [[Merbot, Wendelin|Wendelin Merbot]] hatte er sich das Andreasstift als letzte Ruhestätte gewählt. Erhalten sind zwei Fragmente seiner Grabplatte aus dem Schiff der Andreaskirche, eingemauert an der Südwestecke des Christoffelsturmes. Die Inschrift sagt, er habe bis zuletzt „an der wahren alten Religion“ festgehalten ({{titel|In Vera Antiqua Religione Persist]e(n)s}}).
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Abt Wolfgang starb am 24. August 1563 in Worms. Ebenso wie der ebenfalls nach Worms vertriebene [[Otterberg]]er Abt [[Merbot, Wendelin|Wendelin Merbot]] hatte er sich das Andreasstift als letzte Ruhestätte gewählt. Erhalten sind zwei Fragmente seiner Grabplatte aus dem Schiff der Andreaskirche, eingemauert an der Südwestecke des Christoffelsturmes. Die Inschrift sagt, er habe bis zuletzt „an der wahren alten Religion“ festgehalten ({{titel|In Vera Antiqua Religione Persist]e(n)s}}).
  
 
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Aktuelle Version vom 11. April 2021, 13:24 Uhr

Wolfgang Cartheiser

Wolfgang Cartheiser

letzter Abt der Zisterzienserabtei Schönau 1554–1563

† 24. Aug. 1563 Worms

Wolfgang Cartheiser (Cathuszer, Kartheuser) wird 1512 als Professe der Zisterzienserabtei Schönau und Student in Heidelberg genannt. 1547 war er Pfleger (Verwalter) des Klosterhofs in Worms. Nach dem Tod des Abtes Sebastian Pfungstein 1554 zum Abt gewählt, dürfte er kaum noch zu einer straffen Leitung des Klosters gekommen sein (Schaab). Noch zur Zeit des Pfalzgrafen Ottheinrich († 1559) wurde die Abtei säkularisiert; im Winter 1557 oder Frühjahr 1558 wurde sie einem weltlichen Verwalter übergeben.

Abt Cartheiser suchte in seiner Heimatstadt Worms Zuflucht, mit der er einen Vertrag („Verstand“ genannt) bezüglich seiner Niederlassung schloss. Diese nahm ihn in ihren bürgerlichen Schutz auf, jedoch musste er Steuern zahlen und die Gerichtsbarkeit des Rates anerkennen. Dagegen wurde ihm der freie Bezug seiner Fruchtgefälle zugesichert. Über das Schicksal des (vermutlich schon sehr dezimierten) Konvents ist nichts überliefert. Die ehemaligen Abteigebäude stellte der Kurfürst vertriebenen niederländischen Calvinisten zur Verfügung. Sie wurden im pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 mitsamt der Kirche fast völlig zerstört.

Abt Wolfgang starb am 24. August 1563 in Worms. Ebenso wie der ebenfalls nach Worms vertriebene Otterberger Abt Wendelin Merbot hatte er sich das Andreasstift als letzte Ruhestätte gewählt. Erhalten sind zwei Fragmente seiner Grabplatte aus dem Schiff der Andreaskirche, eingemauert an der Südwestecke des Christoffelsturmes. Die Inschrift sagt, er habe bis zuletzt „an der wahren alten Religion“ festgehalten (In Vera Antiqua Religione Persist]e(n)s).

gge, April 2021


Daten:

Abbas: el. 1554.

Literatur:

Huffschmid, Maximilian: Beitraege zur Geschichte der Cisterzienserabtei Schönau bei Heidelberg (Schluss), in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Neue Folge, Band 7, Freiburg 1892 ·Schaab, Meinrad: Die Zisterzienserabtei Schönau im Odenwald. 2. unveränderte Auflage. (Heidelberger Veröffentlichungen zur Landesgeschichte und Landeskunde 8). Heidelberg: Winter 1990. ISBN 3-533-04256-1 · DI 29, Worms, Nr. 484 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net.

Zitierempfehlung: Cartheiser, Wolfgang, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 11.04.2021, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Cartheiser,_Wolfgang

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