Erco, Josef

Josef Erko von Erkenstein

Josef Erco von Erkenstein

38. Abt des Zisterzienserstiftes Neuberg 1766–1776

* 28. Mai 1725 Weiz
06. Jan. 1776 Reichenau

Josef Erco wurde 1725 als Sohn des Pfarrhofverwalters der Wallfahrtskirche am Weizberg geboren und legte 1741, als 16jähriger, die Profess in der Zisterzienserabtei Neuberg ab. Am 28. Februar 1766 wurde er zum Abt gewählt und mit Datum Wien 12. Dezember 1769, durch Kaiser Franz Stephan mit dem Prädikat „v. Erkenstein“ in den persönlichen Adelsstand erhoben.

Von verschiedenen Regierungsstellen dazu ermuntert, leitete Abt Josef wegen des großen Eisenmangels im Land schon gleich nach seiner Wahl den Ausbau der klösterlichen Erzgewinnung und des Schmelz- und Hammerwesens in die Wege. Die Regierung hatte ihm auch einige Vorteile zugesichert, die die hohen Kosten wenigstens teilweise ausgleichen sollten. Um die Lebensmittelversorgung der vielen Berg- und Eisenarbeiter zu sichern, kaufte Abt Josef 1768 dem Grafen Anton Geisruck dessen Herrschaft Turnisch mit dem zugehörigen Amt Freisburg bei Pettau in der Untersteiermark ab, zu dem über 400 Untertanenhäuser gehörten. Da sich der Abt als Deputierter der Landstände häufig in Graz aufhalten musste, kaufte er dort ein Haus als Absteigequartier.

Finanziert wurde der Ausbau des Neuburger Eisenwesens vor allem durch die Aufnahme von größeren Darlehen, was dazu führte, dass das Kloster im Jahr 1770 mit 200.000 Gulden verschuldet war. Ein Teil des Konvents erhob deswegen Beschwerde gegen Abt Josef, der jedoch nach einer Untersuchung durch den Regierungskommissar Anton Freiherr von Spiegelfeld 1771 glänzend rehabilitiert wurde. Zu der von Spiegelfeld vorgeschlagenen Versetzung der vier „Hauptaufwiegler“[1] in andere Klöster, für die der Visitator, Abt Rainer Kollmann von Zwettl, zuständig gewesen wäre, scheint es jedoch nicht gekommen zu sein, da diese ihre Verfehlungen einsahen und Abt Josef von einer weiteren Verfolgung absah. Im Gegenteil band Abt Josef sie in das Unternehmen ein, indem er ihnen wichtige Ämter übertrug.[2] Die Regierung sprach dem Abt ihr vollstes Vertrauen aus, trug ihm aber auf, für die 1768 erworbene Herrschaft Turnisch-Freisburg andere Klostergüter in Niederösterreich zu verkaufen, was jedoch nicht geschah.

Neben all seinem dem Geist der Aufklärung entsprechenden äußeren Wirken sah Abt Josef auch streng auf die Klosterdisziplin und zog sich selbst jedes Jahr einige Tage zu Einkehr und Betrachtung zurück. Er starb nach nur zehnjähriger Regierung, am 6. Jänner 1776, in Reichenau, erst 51 Jahre alt. Zum Nachfolger wurde ein halbes Jahr später Benedikt Schultz gewählt.

gge, März 2019

  1. Die Patres Robert Koppek, Bernhard Geißler, Franz Zeller und der spätere Abt Benedikt Schulz.
  2. P. Bernhard Geißler wurde Präfekt des Eisenwesens, P. Franz Zeller Hofmeister und P. Benedikt Schulz Abtsekretär.

Daten:

Abbas: el. 28. Feb. 1766.

Literatur:

Pichler, Franz Sales: Die Habsburger Stiftung Cistercienser Abtei Neuberg in Steiermark, Wien 1884 · Pickl, Othmar: Geschichte des Klosters und der Marktgemeinde Neuberg an der Mürz. Selbstverlag der Gemeinde Neuburg an der Mürz, 1996, S. 143–147

Zitierempfehlung: Erco, Josef, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 6.03.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Erco,_Josef

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