Farkasfalvy, Denis: Unterschied zwischen den Versionen

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Wegen vielfältiger Krankheiten und Altersgebrechen schon länger in einem Pflegeheim lebend, wurde er nach einer Coronavirus-Infektion (COVID-19) in das ''Baylor Scott & White Medical Center'' in Irving verlegt, wo er am 20. Mai 2020 starb.
 
Wegen vielfältiger Krankheiten und Altersgebrechen schon länger in einem Pflegeheim lebend, wurde er nach einer Coronavirus-Infektion (COVID-19) in das ''Baylor Scott & White Medical Center'' in Irving verlegt, wo er am 20. Mai 2020 starb.
  
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Version vom 22. Mai 2020, 13:42 Uhr

Denis Farkasfalvy

Denis Farkasfalvy OCist

ungar. Farkasfalvy Dénes

Abt der Zisterzienserabtei Our Lady of Dallas 1988–2012; Lehrer, Schulleiter, Theologieprofessor

* 23. Juni 1936 Székesfehérvár, Ungarn
† 20. Mai 2020 Irving, Texas, USA

Denis Farkasfalvy, Taufname Miklós (Nikolaus), wurde am 23. Juni 1936 als jüngstes von vier Kindern in Székesfehérvár (Stuhlweißenburg) in Ungarn geboren. Sein Vater István († 1957) war Maschinenbauingenieur, seine Mutter Mária Knazoviczky die Tochter eines angesehenen Kaufmanns. Székesfehérvár wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Als die Familie im Mai 1945 zurückkehrte, lag ihr Haus in Trümmern. Miklós Farkasfalvy besuchte das Zisterziensergymnasium in seiner Geburtsstadt, dann ab September 1950 als Zisterzienseroblate[1] das Benediktinergymnasium in Pannonhalma[2]. Nach der Matura 1954 studierte er zunächst Jura an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest, u.a. um dem Militärdienst zu entgehen.

Am 19. März 1955 trat er in das Untergrundnoviziat der von den Kommunisten aufgehobenen Abtei Zirc ein. Kurz nach seiner Profess erlebte er im Oktober/November 1956 den Volksaufstand in Ungarn (Magyar forradalom), an dessen Großdemonstration am 23. Oktober 1956 er mit seinen Kommilitonen teilnahm. Eine Beteiligung am bewaffneten Aufstand lehnte er jedoch ab. Auf den Rat seines Novizenmeisters Lóránt ’Sigmond OCist floh er Ende November 1956, wie viele seiner Landsleute[3], vor der sowjetischen Besatzung über die Grenze nach Österreich (Heiligenkreuz). 1957 begann er am Benediktinerkolleg Sant’Anselmo in Rom das Theologiestudium, das er 1961 in vier statt der vorgesehenen fünf Jahre mit dem Lizentiat summa cum laude abschloss. Am 18. September 1960 legte er in Lilienfeld die feierliche Profess für Zirc ab und erhielt am 23. Juli 1961 ebenfalls in Lilienfeld die Priesterweihe. Mit einer Arbeit über die Theologie des hl. Bernhard von Clairvaux (in lateinischer Sprache) wurde er 1962 zum Doktor der Theologie (STD) promoviert[4] und noch im selben Jahr nach Irving, Texas, in den Vereinigten Staaten gesandt. Dort hatten die Mönche des Zircer Exilklosters Dallas eben eine Preparatory School gegründet, für die Farkasfalvy als Lehrer gebraucht wurde.

Nach dem Studium der Mathematik (1963–1965) wurde er Mathematiklehrer an der Prep School, deren Leiter er außerdem von 1969 bis 1974 und von 1975 bis 1981 war. Unterbrochen wurde diese Zeit von mehreren Studienaufenthalten am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom, wo er ein Lizentiat in Bibelwissenschaften erwarb. Am Ostermontag 1988 als Nachfolger des zurückgetretenen Anselm Nagy zum Abt gewählt[5], leitete er die Abtei Dallas bis zu seinem altersbedingten Rücktritt im Februar 2012. Wichtige äußere Errungenschaften seiner Amtszeit waren der Ausbau und die Renovierung der Schul- und Abteigebäude (Asbestsanierung) und der komplette Neubau der Abteikirche 1991/92 (Konsekration durch Bf. Charles Grahmann am 10. Mai 1992).

Nach seinem Rücktritt lehrte Farkasvalvy Theologie an der Universität Dallas. Als international anerkannter Experte in den heiligen Schriften wurde er – als erster Ungar in der Geschichte der Institution – 2002 Mitglied der Päpstlichen Bibelkommission (2008 von Papst Benedikt XVI. um sechs Jahre verlängert). Von ihm stammt eine Vielzahl von wissenschaftlichen Veröffentlichungen, u.a. zwanzig Bücher vor allem in englischer und ungarischer Sprache. Von Bedeutung sind neben seinen theologischen Schriften auch seine Übersetzungen der Psalmen und Hymnen für das römische Brevier ins Ungarische.[6] 2010 erhielt er in Budapest den gemeinsam von der St.-Stephanus-Gesellschaft und der Stephanus-Stiftung vergebenen Stephanus-Preis in der Kategorie Theologie.

Wegen vielfältiger Krankheiten und Altersgebrechen schon länger in einem Pflegeheim lebend, wurde er nach einer Coronavirus-Infektion (COVID-19) in das Baylor Scott & White Medical Center in Irving verlegt, wo er am 20. Mai 2020 starb.

gge, Feb. 2014, rev. Mai 2020

  1. Oblation am 8. Oktober 1950, also kurz vor der Zerstreuung des Konvents und der Verhaftung des Abtes Vendel Endrédy am 29. Oktober 1950
  2. erbaut 1939, im Juni 1948 verstaatlicht, die Durchgänge zum Kloster wurden zugemauert, 1950 Wiederaufnahme des Schulbetriebs. Das Benediktinergymnasium (und Internat) Pannonhalma war eines von acht katholischen Gymnasien, die auch während der Zeit des Kommunismus in Ungarn bestehen bleiben konnten.
  3. Insgesamt flohen damals über 200.000 Ungarn ins westliche Ausland, darunter mehrere Zisterzienser
  4. später ins Französische übersetzt: L’inspiration de l’Écriture Sainte dans la théologie de saint Bernard, Herder, 1964
  5. Zunächst für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, wurde er dreimal wiedergewählt. Wegen Überschreitens der Altersgrenze von 75 Jahren stand er für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung.
  6. Er übersetzte auch die Gedichte von Rainer Maria Rilke ins Ungarische.

Daten:

Vest.: 19. März 1955; Prof.: sol. 18. Sep. 1960; Sac.: 23. Juli 1961 (Lilienfeld); Abbas: el. 4. April 1988, ben. 14. April 1988 (GA Polikàrp Zakar), res. 2012.

Werke:

s. Bibliographie.

Literatur:

Stewart, David Exall: Out of the Ashes: The Hungarian Revolution October 23 – November 4, 1956, in: The Continuum, Irving, Texas, Winter 2006, S. 6–10 [1] · Stewart, David Exall: Pacis Visio: The formation of abbot Denis Farkasvalvy, in: The Continuum, Irving, Texas, Herbst 2011, S. 8–15 · Zakar, Polikárp: Laudáció Farkasfalvy Dénes OCist Stephanus-díjának átadása alkalmából. Elhangzott Budapesten, a Pázmány Péter Katolikus Egyetem II. János Pál pápa termében 2010. május 11-én.

Normdaten:

GND: 142621196 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Farkasfalvy, Denis, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 22.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Farkasfalvy,_Denis

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