Feuillanten

Die Feuillanten bzw. Feuillantinnen waren die Angehörigen eines zisterziensischen Reformzweigs, der nach der Abtei Feuillant (Les Feuillants, lat. Fulium, Abbatia Fuliensis, daher auch Fulienser) bei Toulouse benannt war.

Geschichte

Jean de La Barrière war mit 21 Jahren Kommendatarabt der zur Filiation von Morimond gehörenden Abtei Les Feuillants geworden und hatte sie gegen den Widerstand des Konvents ab 1573 reformiert. Kennzeichen des in seiner Strenge noch über die zisterziensischen Ordensregeln hinausgehenden Reformwerks waren stikte Regelobservanz, liturgische Besonderheiten, asketische Praktiken (barfuß gehen, auf Brettern schlafen, knieend essen), Schweigen und Predigttätigkeit.

Papst Sixtus V. bestätigte 1586 die Reform, die 1587 bereits 140 Mitglieder gehabt haben soll, und erlaubte ihr, Klöster für Männer und Frauen innerhalb und außerhalb Frankreichs zu gründen. Er überwies Barrière auch San Vito und Santa Pudentiana in Rom, während König Heinrich III. ihm 1587 einen Platz in der rue Saint-Honoré in Paris für eine Klostergründung überließ. Nach einem Generalkapitel der Klostervorsteher in Turin 1590 wurde 1592 ein Generalkapitel der Kongregation für Frankreich und Italien in Rom abgehalten. Im selben Jahr trennte Papst Clemens VIII. die Kongregation vom Zisterzienserorden, wodurch die Feuillanten zu einem eigenständigen Orden wurden. Auf Veranlassung Clemens’ VIII. entwarf das Generalkapitel 1595 in Rom neue, mildere Konstitutionen. Der Gründer Barrière wurde wegen seines Eintretens für König Heinrich III. seiner Würde enthoben und vor einem Inquisitionsgericht angeklagt, kurz vor seinem Tod in Rom aber noch rehabilitiert. Der Beschluss des Generalkapitels von 1605, die Feuillanten wie Angehörige anderer Orden zu behandeln, trennte die Kongregation endgültig von Cîteaux.

Die rasche Ausbreitung in Frankreich und Italien und nationale Spannungen führten 1630 durch Papst Urban VIII. zur Trennung in eine französische (Congregatio gallica B. Mariae Fuliensis, Congrégation de Notre Dame de Feuillans) mit 33 Klöstern und eine italienische Kongregation (Congregatio italica monachorum reformatorum S. Bernardi, Riformati di San Bernardo) mit 43 Klöstern. Jede Kongregation hatte ihr eigenes Generalkapitel und ihren eigenen Generalabt. Teile der Feuillantenkongregationen wandten sich später wieder dem Zisterzienserorden zu, jedoch forderte der Orden von den zurückkehrenden Mitgliedern ein erneutes Noviziat.

Die Fulienser konnten ihren Anspruch bis weit ins 18. Jahrhundert halten, gingen jedoch in der Französischen Revolution, die italienischen Klöster in den napoleonischen Kriegen 1802, vollständig unter. Bekannte Ordensmitglieder waren der Kardinal Giovanni Bona und Bernard de Montgaillard, der spätere Abt von Orval. Ein Konvent für Frauen wurde 1588 in Montesquieu-Volvestre in der Diözese Rieux gegründet und 1599 nach Toulouse verlegt. Zu ihm gehörten u.a. die späteren Ordensgründerinnen Antoinette d’Orléans und Jeanne de Lestonnac. 1622 wurde auf Drängen der Königin Anna von Österreich ein zweites Frauenkloster in der Pariser Faubourg Saint-Jacques gegründet (Notre-Dame de la Charité). Die Französische Revolution löschte auch diese beiden Klöster aus.

Das Kloster der Feuillanten in Paris war während der Französischen Revolution Sitzungslokal eines 1790 von den Gemäßigten gegründeten, am 28. März 1791 vom Pöbel auseinandergetriebenen politischen Klubs, der danach den Namen Feuillants führte.

gge, Juni 2020


Literatur:

Lekai, Louis: The Cistercians: Ideals and Reality. Kent (Ohio) 1977, S. 135ff. · Bouton, Jean de la Croix: Les moniales cisterciennes, Bd. 2. Aiguebelle, 1987, S. 88ff. · Frank, Karl Suso: Feuillanten, Feuillantinnen, in; Lexikon für Theologie und Kirche, Band 3. Freiburg: Herder, 2006, Sp. 1268 · Eberl, Immo: Die Zisterzienser: Geschichte eines europäischen Ordens. Stuttgart: Thorbecke, 2002. S. 416–417.

Zitierempfehlung: Feuillanten, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 8.06.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Feuillanten