Geiler, Bernarda

Bernarda Geiler

Bernarda Geiler OCist

42. Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Lichtenthal 1928–1947

* 1879
† 28. Sep. 1947

Maria Bernarda Geiler aus Karlsruhe, geboren 1879, war ausgebildete Malerin und Grafikerin. Unter ihrer Vorgängerin Gertrudis Molz Priorin, hatte sie viel der Vorarbeit und Korrespondenz für den Wiederanschluss der Abtei Lichtenthal an den Zisterzienserorden geleistet. Nach dem Tod der Äbtissin Gertrudis wurde sie am 22. November 1928 zur Nachfolgerin gewählt und am 3. Dezember 1928 von dem Freiburger Erzbischof Karl Fritz benediziert. Mit den Äbten von Mehrerau, Kassian Haid, und Bronnbach, Bernhard Widmann, nahmen erstmals wieder Vertreter des Zisterzienserordens an der Zeremonie teil.

Äbtissin Bernarda gründete in Anknüpfung an ältere klösterliche Traditionen eine Paramenten- und Webwerkstatt und eine grafische Werkstatt; 1938 veranlasste sie die Entstehung des Lichtenthaler Kunstverlags. Im selben Jahr legten die in der Paramentenherstellung tätigen Klosterfrauen die Meisterprüfung ab. Zur Achthundertjahrfeier des Todes des Ordensvaters Stephan Harding gab P. Eberhard Friedrich von Mehrerau 1934 den ersten Band der von der Lichtenthaler Chorfrau Agnes Wolters übersetzten Ansprachen des hl. Bernhard von Clairvaux heraus; bis 1938 folgten noch fünf weitere Bände.

Um die Anbindung an den Zisterzienserorden zu stärken, dem Lichtenthal 1925 wieder angegliedert worden war, ließ Äbtissin Bernarda an den Quatembertagen die Statuten der Mehrerauer Kongregation bei Tisch lesen und mit den Schwestern das 1903 in der Trappistenabtei Westmalle neu herausgegebene Antiphonarium Cisterciense einüben, aus dem an Weihnachten 1930 erstmals die Matutin gesungen wurde. Die jährlichen Konventexerzitien wurden fortan regelmäßig von einem Zisterzienser gehalten, meist einem Konventualen von Mehrerau. Am 13. Oktober 1941 kam der Prior der von den Nationalsozialisten beschlagnahmten Mehrerau, P. Laurenz Göppel, nach Lichtenthal und blieb dort bis zur Freigabe seines Klosters im Mai 1945. Bei Erzbischof Konrad Gröber beantragte Äbtissin Bernarda die komplette Loslösung des Klosters von der Jurisdiktion des Erzbischofs, es kam aber wegen der politischen Verhältnisse nicht dazu.

Am 19. März 1940 schloss die nationalsozialistische Regierung die Klosterschule. Ab Juli 1940 musste der Konvent Kriegsgefangene verpflegen; 1941 wurden Vertriebene aus der Bukowina im Schulgebäude einquartiert. 1942 fand das Mehrerauer Kongregationskapitel in Lichtenthal statt.

Nach Kriegsende nahm Äbtissin Bernarda ihre Bemühungen um die Inkorporation Lichtenthals in den Orden wieder auf, starb aber darüber am 28. September 1947. Zu ihrer Nachfolgerin wurde die Priorin Adelgundis Lohrmann gewählt.

gge, Dez. 2020


Daten:

Abbatissa.: el. 22. Nov. 1928, ben. 3. Dez. 1928.

Literatur:

Schindele, Pia: Die Abtei Lichtenthal. Ihr Verhältnis zum Cistercienserorden, zu Päpsten und Bischöfen und zum badischen Landesherrn im Laufe der Jahrhunderte, in: Freiburger Diözesan-Archiv 105, Freiburg: Herder 1985, S. 67–248 · Siebenmorgen, Harald: 750 Jahre Zisterzienserinnen-Abtei Lichtenthal (Ausstellungskatalog). Thorbecke, 1995.

Zitierempfehlung: Geiler, Bernarda, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 23.12.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Geiler,_Bernarda

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