Gistl, Jakob

Jakob Gistl

Jakob Gistl

Abt der Zisterzienserabtei Wilhering 1584 bis 1587

* 1544 Weilheim
† 8. Feb. 1587 Wilhering

Jakob II. Gistl oder Güstl aus Weilheim in Bayern war Mönch der Benediktinerabtei Fiecht in Tirol. Am St-Martinstag 1557 dort eingetreten, hatte er er 1567, im Alter von 23 Jahren, die Profess abgelegt. Zehn Jahre danach war er mit Erlaubnis seiner Oberen nach Österreich gegangen, wo er zunächst Pfarrer war und schließlich am Weihnachtstag 1580 zum Administrator des Benediktinerinnenklosters Traunkirchen in Oberösterreich bestellt wurde. Am 23. Oktober 1584 per Dekret des Erzherzog-Statthalters Ernst zum Abt der Zisterzienserabtei Wilhering ernannt, wurde er am 25. Jänner 1585 durch den Landeshauptmann und Vizedom installiert.

Abt Jakob war, wie es bei Stülz heißt, „ein redlicher, der katholischen Religion ergebener Mann“, lebte aber zu kurz, um in Wilhering Durchgreifendes bewirken zu können. Seine Versuche, den Stiftspfarren katholische Priester vorzusetzen, wozu ihn der Klosterrat verpflichtet hatte, scheiterten am Widerstand der Vogtherren und namentlich des Pfandinhabers der Grafschaft Wachsenberg, Herrn von Gera. In allen Pfarren, d.h. Gramastetten, Leonfelden, Ottensheim, Zwettl und Neukirchen, wurde zu Beginn des Jahres 1586 lutherisch gepredigt, obwohl einige Pfarrer katholisch ordinierte Priester waren. Abt Jakob bestellte die Pfarrer ein und forderte ihnen die Entscheidung ab, entweder – der Anordnung des Klosterrats gemäß – katholisch zu predigen oder bis zum Georgstag (23. April) ihre Pfarreien zu verlassen. Die Priester verlasen das Ultimatum von der Kanzel, um die Unterstützung der aufgeregten Pfarrangehörigen zu gewinnen, die sich um Rückhalt an den Herrn von Gera in Wachsenberg wandten. Damit hatte die Sache dann ihr Bewenden.

Wie es während Abt Jakobs Regierungszeit um die Klosterdisziplin bestellt war, zeigt u.a. das Beispiel des ehemaligen Priors Leonhard Schussmann, Gistls Nachfolger in Traunkirchen, der die dortige Äbtissin Magdalena Dietachinger heiratete. Ins Kloster Wilhering zurückgebracht, musste er diesen Verstoß im Gefängnis büßen. Ein zweiter Professe des Klosters, Georg Püchler, starb als Pfarrer von Schönering und hinterließ fünf unmündige Kinder aus zwei Ehen. Sein Nachfolger, der Mönch Caspar Dietmayr aus Alderspach, übernahm es, die Unmündigen bis zur Vollendung des zehnten Lebensjahres zu erziehen.

Abt Jakob starb nach dem Nekrolog am 8. Februar 1587 in Wilhering. Sein Grabstein ist im Kreuzgang eingemauert. Ihm folgte Alexander a Lacu (Alexander vom See).

gge, Juni 2022


Daten:

Abbas: nom. 23. Okt. 1584, inst.: 25. Jan. 1585.

Literatur:

Kloiber, Raimund: Wilhering, Reihenfolge der Äbte, in: Beiträge zur Geschichte der Cistercienser-Stifte. (=Xenia Bernardina III). Wien: A. Hölder, 1891, 210ff. · Stülz, Jodocus: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering. Linz, 1840, S. 127–129.

Zitierempfehlung: Gistl, Jakob, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 15.06.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Gistl,_Jakob

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