Gottwald, Johannes: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Johannes Gottwald, Taufname Josef Anton, wurde am 5. Februar 1806 in Neuwilmsdorf in Schlesien als Sohn des Gärtners Gottfried Gottwald und seiner Frau Anna Maria Menzel geboren. Der Stiftskämmerer Bartholomäus Menzel, ein Bruder seiner Mutter, war sein Onkel.
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Johannes Evangelist Gottwald, Taufname Josef Anton, wurde am 5. Februar 1806 in Neuwilmsdorf in Schlesien als Sohn des Gärtners Gottfried Gottwald und seiner Frau Anna Maria Menzel geboren. Der Stiftskämmerer Bartholomäus Menzel, ein Bruder seiner Mutter, war sein Onkel.
  
 
Er besuchte die Hauptschule und das Piaristengymnasium in Weißkirchen und schrieb sich 1828 an der philosophischen Lehranstalt in Krems ein. 1829 in die Zisterzienserabtei [[Lilienfeld]] in Niederösterreich eingetreten, wurde er am 4. September eingekleidet und erhielt den Evangelisten Johannes zum Namenspatron. Am 8. September 1831 legte er die feierliche Profess ab, studierte Theologie in [[Heiligenkreuz]] und wurde am 26. Juli 1824 in St. Pölten von Diözesanbischof Jakob Frint zum Priester geweiht. Die Primiz feierte er am 3. August 1834 in Lilienfeld.
 
Er besuchte die Hauptschule und das Piaristengymnasium in Weißkirchen und schrieb sich 1828 an der philosophischen Lehranstalt in Krems ein. 1829 in die Zisterzienserabtei [[Lilienfeld]] in Niederösterreich eingetreten, wurde er am 4. September eingekleidet und erhielt den Evangelisten Johannes zum Namenspatron. Am 8. September 1831 legte er die feierliche Profess ab, studierte Theologie in [[Heiligenkreuz]] und wurde am 26. Juli 1824 in St. Pölten von Diözesanbischof Jakob Frint zum Priester geweiht. Die Primiz feierte er am 3. August 1834 in Lilienfeld.
  
Zunächst als Kooperator im Stift, seit 1837 in Unterretzbach tätig, wurde er Ende 1841 Novizenmeister und Bibliothekar, 1847 zugleich Archivar, und 1849 auch Kellermeister. 1853 übernahm er die hoch im Gebirge gegen Mariazell zu gelegene Pfarre Josefsberg, um die er sich sehr verdient machte, da er vielfache Adaptierungen in Kirche und Pfarrhof aus eigenem Vermögen bestritt. Am 5. Oktober 1860 wurde er Subprior, Novizenmeister, Gartendirektor (sein Vater Gottfried war selbst Gärtner gewesen), Bibliothekar und Archivar. Die ersten beiden Ämter legte er zu Pfingsten 1863 nieder und wurde dafür Bauleiter und Kämmerer, und somit ein Nachfolger seines Onkels, des ehemaligen Kämmerers P. Bartholomäus Menzel. Diese neue Stellung gab er krankheitshalber 1868 wieder auf, um sich nur noch seinen Bibliotheks- und Archivarbeiten zu widmen.
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Zunächst als Kooperator im Stift, seit 1837 in Unterretzbach tätig, wurde er Ende 1841 Novizenmeister und Bibliothekar, 1847 zugleich Archivar, und 1849 auch Kellermeister. 1853 übernahm er die hoch im Gebirge gegen Mariazell zu gelegene Pfarre Josefsberg (Gemeinde Mitterbach), um die er sich sehr verdient machte, da er vielfache Adaptierungen in Kirche und Pfarrhof aus eigenem Vermögen bestritt. Am 5. Oktober 1860 wurde er Subprior, Novizenmeister, Gartendirektor (sein Vater Gottfried war Gärtner gewesen), Bibliothekar und Archivar. Die ersten beiden Ämter legte er zu Pfingsten 1863 nieder und wurde dafür Bauleiter und Kämmerer, und somit ein Nachfolger seines Onkels, des ehemaligen Kämmerers P. Bartholomäus Menzel. Diese neue Stellung gab er krankheitshalber 1868 wieder auf, um sich nur noch seinen Bibliotheks- und Archivarbeiten zu widmen.
  
 
Als Archivar und Bibliothekar ordnete Johann Gottwald das Archiv, die Bibliothek und die naturhistorischen Sammlungen neu und legte Kataloge an. Die gesamten Urkunden des Stiftes schrieb er in fünf starken Bänden dem vollen Inhalt nach ab und stellte die Regesten danach zusammen. Mit einer bedeutenden Anzahl gelehrter Forscher stand er in Korrespondenz. Dazu verfasste er zahlreiche hausgeschichtliche Abhandlungen. Als begeisterter Bergsteiger und Sammler seltener Gebirgspflanzen legte er ein ausführliches Herbarium an und machte mit den gesammelten Pflanzen Akklimatisierungsversuche im Stiftspark.
 
Als Archivar und Bibliothekar ordnete Johann Gottwald das Archiv, die Bibliothek und die naturhistorischen Sammlungen neu und legte Kataloge an. Die gesamten Urkunden des Stiftes schrieb er in fünf starken Bänden dem vollen Inhalt nach ab und stellte die Regesten danach zusammen. Mit einer bedeutenden Anzahl gelehrter Forscher stand er in Korrespondenz. Dazu verfasste er zahlreiche hausgeschichtliche Abhandlungen. Als begeisterter Bergsteiger und Sammler seltener Gebirgspflanzen legte er ein ausführliches Herbarium an und machte mit den gesammelten Pflanzen Akklimatisierungsversuche im Stiftspark.
  
Da er seit 1868 krankheitshalber nur mehr in die Bibliothek, sonst aber nicht aus dem Zimmer kam, weshalb ihm auch das Messelesen in seinem Vorzimmer gestattet worden war, übersetzte er das Officium parvum und die gesamten Brevierhymnen ins Deutsche, schrieb eine bis auf Leo XIII. reichende Papstgeschichte in zwei Foliobänden und übersetzte die Psalmen. Um die Bibliothek zu vermehren, schaffte er aus eigenen Mitteln zahlreiche Werke an und ließ sie einheitlich binden.
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Da er seit 1868 krankheitshalber nur mehr in die Bibliothek, sonst aber nicht aus dem Zimmer kam, weshalb ihm auch das Messelesen in seinem Vorzimmer gestattet worden war, übersetzte er das Officium parvum und die gesamten Brevierhymnen ins Deutsche, schrieb eine bis auf Leo XIII. reichende Papstgeschichte in zwei Foliobänden und übersetzte die Psalmen. Um die Bibliothek zu vermehren, schaffte er aus eigenen Mitteln zahlreiche Werke an und ließ sie (leider, wie der Nachruf kritisiert) einheitlich binden.
  
Am 3. August 1884 feierte er in der Stiftskirche seine Secundiz. Er starb am 27. Dezember 1893, kurz nach Mitternacht, und wurde in Lilienfeld begraben.
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Am 3. August 1884 feierte er in der Stiftskirche seine Sekundiz. Er starb am 27. Dezember 1893, kurz nach Mitternacht, und wurde in Lilienfeld begraben.
  
 
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Aktuelle Version vom 7. April 2020, 23:12 Uhr

Johannes Gottwald

Johannes Gottwald OCist

Bibliothekar und Archivar des Zisterzienserstiftes Lilienfeld

* 05. Feb. 1806 Neuwilmsdorf, Schlesien
† 27. Dez. 1893 Lilienfeld

Johannes Evangelist Gottwald, Taufname Josef Anton, wurde am 5. Februar 1806 in Neuwilmsdorf in Schlesien als Sohn des Gärtners Gottfried Gottwald und seiner Frau Anna Maria Menzel geboren. Der Stiftskämmerer Bartholomäus Menzel, ein Bruder seiner Mutter, war sein Onkel.

Er besuchte die Hauptschule und das Piaristengymnasium in Weißkirchen und schrieb sich 1828 an der philosophischen Lehranstalt in Krems ein. 1829 in die Zisterzienserabtei Lilienfeld in Niederösterreich eingetreten, wurde er am 4. September eingekleidet und erhielt den Evangelisten Johannes zum Namenspatron. Am 8. September 1831 legte er die feierliche Profess ab, studierte Theologie in Heiligenkreuz und wurde am 26. Juli 1824 in St. Pölten von Diözesanbischof Jakob Frint zum Priester geweiht. Die Primiz feierte er am 3. August 1834 in Lilienfeld.

Zunächst als Kooperator im Stift, seit 1837 in Unterretzbach tätig, wurde er Ende 1841 Novizenmeister und Bibliothekar, 1847 zugleich Archivar, und 1849 auch Kellermeister. 1853 übernahm er die hoch im Gebirge gegen Mariazell zu gelegene Pfarre Josefsberg (Gemeinde Mitterbach), um die er sich sehr verdient machte, da er vielfache Adaptierungen in Kirche und Pfarrhof aus eigenem Vermögen bestritt. Am 5. Oktober 1860 wurde er Subprior, Novizenmeister, Gartendirektor (sein Vater Gottfried war Gärtner gewesen), Bibliothekar und Archivar. Die ersten beiden Ämter legte er zu Pfingsten 1863 nieder und wurde dafür Bauleiter und Kämmerer, und somit ein Nachfolger seines Onkels, des ehemaligen Kämmerers P. Bartholomäus Menzel. Diese neue Stellung gab er krankheitshalber 1868 wieder auf, um sich nur noch seinen Bibliotheks- und Archivarbeiten zu widmen.

Als Archivar und Bibliothekar ordnete Johann Gottwald das Archiv, die Bibliothek und die naturhistorischen Sammlungen neu und legte Kataloge an. Die gesamten Urkunden des Stiftes schrieb er in fünf starken Bänden dem vollen Inhalt nach ab und stellte die Regesten danach zusammen. Mit einer bedeutenden Anzahl gelehrter Forscher stand er in Korrespondenz. Dazu verfasste er zahlreiche hausgeschichtliche Abhandlungen. Als begeisterter Bergsteiger und Sammler seltener Gebirgspflanzen legte er ein ausführliches Herbarium an und machte mit den gesammelten Pflanzen Akklimatisierungsversuche im Stiftspark.

Da er seit 1868 krankheitshalber nur mehr in die Bibliothek, sonst aber nicht aus dem Zimmer kam, weshalb ihm auch das Messelesen in seinem Vorzimmer gestattet worden war, übersetzte er das Officium parvum und die gesamten Brevierhymnen ins Deutsche, schrieb eine bis auf Leo XIII. reichende Papstgeschichte in zwei Foliobänden und übersetzte die Psalmen. Um die Bibliothek zu vermehren, schaffte er aus eigenen Mitteln zahlreiche Werke an und ließ sie (leider, wie der Nachruf kritisiert) einheitlich binden.

Am 3. August 1884 feierte er in der Stiftskirche seine Sekundiz. Er starb am 27. Dezember 1893, kurz nach Mitternacht, und wurde in Lilienfeld begraben.

gge, April 2020


Daten:

Vest.: 4. Sep. 1829; Prof.: 8. Sep. 1831; Sac.: 26. Juli 1834; Prim.: 3. Aug. 1834.

Werke:

Geschichtlicher Stiftskatalog von Lilienfeld 1202–1882, Manuskript · Sammlung der Urkunden des Stiftes Lilienfeld 1208–1860, 3 Bände, Manuskript · Regesten der Äbte von Lilienfeld 1206–1861, Manuskript · Papstgeschichte bis Leo XIII., 2 Bände, Manuskript · Das Cistercienserstift Lilienfeld, in: Sebastian Brunner. Ein Cistercienserbuch. Würzburg 1882 · Kurzgefaßte Beschreibung des Stiftes Lilienfeld in Niederösterreich. Sonderdruck, Würzburg 1882 · Beiträge zur Geschichte der Pfarren und Besitzungen des Stiftes Lilienfeld in der St. Pöltner-Diöcese, in: Geschichtlichen Beilagen zur Consistorial-Currende der Diözese St. Pölten, 2. Band, S. 449–514 · Die Pfarren der St. Pöltner Diöcese, die in den Lilienfelder Urkunden vorkommen, in: ebenda S. 514–522.

Literatur:

Müller, Eugen: Profeßbuch des Zisterzienserstiftes Lilienfeld, (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 38), Sonderausgabe, St. Ottilien 1996, S. 346–347 · Todtentafel, in. Cistercienser Chronik 6 (1894), S. 60–62.

Zitierempfehlung: Gottwald, Johannes, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 7.04.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Gottwald,_Johannes

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