Gran, Willem

John Willem Gran OCSO

John Willem Gran OCSO

Bischof von Oslo 1964–1983

* 05. April 1920 Bergen
† 20. März 2008 Paris

Willem Nicolaysen Gran wurde am 5. April 1920 im norwegischen Bergen als Sohn des Schiffsmaklers Johan („Johnny“) Gran (1892–1971) und seiner Frau Bolette Frederikke („Lillen“) Nicolaysen (1897–1961) geboren. Er wurde zwar protestantisch getauft, wuchs aber in einer kirchenfremden Umgebung auf, betrachtete sich selbst als Atheisten und praktizierte zeitweise den Buddhismus. Die Schule (in Lillehammer und Oslo) brach er ab, um Opernregie an der Darlington Hall in Großbritannien zu studieren (1936). Verschiedene Rollen in Opern- und Theaterproduktionen führten ihn Ende der 30-er Jahre bis nach München (1937–1938) und Italien. Die Besetzung Norwegens durch die deutsche Wehrmacht überraschte ihn in Italien, wo er bis zur Befreiung Roms durch die Alliierten 1944 ’eingesperrt’ blieb. Dort kam er in Kontakt mit jungen Katholiken, konvertierte zum katholischen Glauben und wurde 1941 im Petersdom in die katholische Kirche aufgenommen.

Seinen Militärdienst leistete Gran gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in London, dann nach Kriegsende in Norwegen, unter anderem als Verbindungsoffizier in der Festung Akershus (1945–1946). Von 1946 bis 1947 arbeitete er als Regieassistent an einem Dokumentarfilm mit dem Titel Operation Swallow mit, der die norwegische Schwerwasser-Sabotage während des Krieges zum Thema hatte. 1949 holte er als Externer den Schulabschluss nach und trat im November 1949 als fr. John in das Zisterzienserkloster strengerer Observanz („Trappisten“) Caldey in Südwales ein. Dort war er als Mechaniker, Organist und Theologiedozent tätig. Nach dem Theologiestudium in der belgischen Abtei Scourmont wurde er am 21. Mai 1957 in der Klosterkirche von Bischof Theodor Suhr OSB von Kopenhagen zum Priester geweiht.

Nach weiteren theologischen Studien (1959/60) in Rom und dem Erwerb eines Lizentiats in Theologie 1959 war er von 1960 bis 1963 als Ökonom an der Generalkurie der Zisterzienser der strengeren Observanz in Rom tätig und erlebte den Beginn des 2. Vatikanischen Konzils mit. Am 27. Dezember 1963 – zu seiner Bestürzung, wie er schreibt – von Papst Johannes XXIII. zum Titularbischof von Raphia und Koadjutor-Bischof von Oslo mit dem Recht der Nachfolge ernannt, erhielt er am 24. März 1963 von seinem Amtsvorgänger Jacob Mangers SM in Oslo die Bischofsweihe und übernahm nach dessen Rücktritt am 25. November 1964 den Bischofssitz.

Als Bischof nahm Gran, als einziger gebürtiger Norweger, von 1963 bis 1965 an den entscheidenden Sitzungen des Zweiten Vatikanischen Konzil teil (Sessionen II–IV). Seine furchtlose Verteidigung der Religionsfreiheit und der ökumenischen Arbeit machte ihn zu einem Mitglied des Päpstlichen Rats für Einheit der Christen (1963–1970) und des Päpstlichen Rats für den Dialog mit den Nichtchristen (1965–1978). Er war zweimal Generalsekretär der nordischen Bischofskonferenz (1964–1972 und 1985–1989) und von 1978 bis 1986 deren Vorsitzender.

Als katholischer Bischof in protestantisch-lutherischer Umgebung stand Gran zwanzig Jahre lang an der Spitze der kirchlichen Umstrukturierung in Norwegen. Er übersetzte die Liturgie und die wichtigsten Konzildokumente auf Norwegisch, richtete neue Kooperationsgremien ein und ließ eine Reihe von Kirchen restaurieren (u.a. die St.-Olavs-Kathedrale in Oslo). Während seiner Amtszeit verdoppelte sich die Zahl der Katholiken in der Diözese, u.a. durch Flüchtlinge aus z.B. Vietnam und Chile und Einwanderer aus Mittel- und Osteuropa und den Philippinen. Als Mitglied der Bischofskonferenz war er auch international tätig.

Am 26. November 1983 übergab Gran sein Bistum seinem Nachfolger Gerhard Schwenzer SS.CC., blieb aber im Rahmen der Bischofskonferenz tätig, u.a. als deren Vorsitzender und Sekretär und als Hauptredakteur und Mitherausgeber der historischen Arbeit Den katolske kirke i Norge (1993). Seine Memoiren erschienen in zwei Bänden unter dem Titel En hånd på min skulder (dt. „Eine Hand auf meiner Schulter, 1995) und Terskelen (dt. Die Schwelle, 1997). Ein Buch über das Konzil folgte 2001 unter dem Titel Det annet Vatikankonsil: Oppbrudd og fornyelse (dt.: Aufbruch und Erneuerung).

Gran verbrachte seine letzten Lebensjahre vorwiegend auf der Insel Korsika. Er starb am 20. März 2008 in Paris und wurde am 3. April 2008 in Bergen beigesetzt, als erster katholischer Bischof seit 1522.

Der norwegische König zeichnete Gran 1984 mit dem Kommandeurskreuz des Sankt-Olav-Ordens aus.

gge, März 2010, rev. Dez. 2014


Werke:

A Hand on my Shoulder: Memoirs of John Willem Gran (2 Bände), Kalamazoo: Cistercian Publications, 2004 (Originalausgaben: En hånd på min skulder. Oslo: Aschehoug, 1995 und Terskelen. Oslo: Aschehoug, 1997) · John W. Gran: A Hand on My Shoulder. CSQ 36.1 (2001) 93–113 · Det annet Vatikankonsil: Oppbrudd og fornyelse. Oslo: St. Olav, 2001 (Aufbruch und Erneuerung. [Osnabrück]: [Dom-Buchh.], c 2005).

Literatur:

Hvem er Hvem? 1984. Oslo: Kunnskapsforlaget [et al.], 1984 · katolsk.no · Norsk biografisk leksikon 2. utg.

Normdaten:

GND: 11941659X · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Gran, Willem, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 3.10.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Gran,_Willem

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