Hřzan von Harras, Theresia

Theresia Hřzan von Harras

Theresia Hřzan von Harras

43. Äbtissin der Abtei St. Marienthal in Ostritz 1784–1799

* 31. Okt. 1730 Prag
† 21. Dez. 1799 Ostritz, Sachsen

Maria Theresia von Hřzan von Harras, eine böhmische Reichsgräfin, war eine ältere Schwester des Kurienkardinals Franz Hřzan von Harras. Am 31. Oktober 1730 in Prag geboren, legte sie 1751 in der Zisterzienserinnenabtei Marienthal in Sachsen die Profess ab und war unter ihrer Vorgängerin Anastasia Rösler Priorin. Unter dem Vorsitz des Visitators und Generalvikars der böhmischen Ordensprovinz, Abt Philipp Zuri von Welehrad, und in Anwesenheit und Assistenz des Abtes Mauritius Elbel von Ossegg wurde sie am 14. Juni 1784 zur Äbtissin gewählt.

Da ihr Bruder, der Kardinal, als Gesandter der österreichischen Regierung deren kirchenreformerische, ordensfeindliche und liberale Bestrebungen (Josefinismus) in Rom unterstützte, erwartete man ihn Wien, dass die neugewählte Äbtissin ähnliche Bestrebungen auch in Kursachsen verfolgen würde, wurde aber enttäuscht (Zeletzki). Im Gegenteil gelang ihr, die zisterziensische Ordensdisziplin aufrecht zu halten.

In den Jahren 1796 bis 1799 gewährte sie zahlreichen nach Sachsen geflüchteten französischen Priestern und Nonnen Asyl; an Mariä Himmelfahrt 1796 (15. August) sollen es in Marienthal 51 und in der Umgebung über 200 gewesen sein, im Januar 1797 immer noch 120. Viele davon kehrten in den Jahren 1799 und 1800 wieder in ihre Heimat zurück. Einer davon, der ehemalige Prämonstratenser Joseph Rossy aus dem Kloster Hohenburg auf dem Odilienberg im Elsass lebte noch in den 1830er-Jahren als neuzigjähriger Greis in Marienthal.

Darüberhinaus pflegte Äbtissin Theresia viele Verbindungen. Der „Leydende Heiland“ in der Kreuzkapelle trägt die persönliche Widmung der befreundeten Äbtissin von Liebenthal. Vorwiegend wirtschaftlicher Art waren ihre Verbindungen zur Herrnhuter Brüdergemeine. Mit ihrem Bruder Franz stand sie in lebhaftem Briefwechsel. Er schenkte der Abtei Reliquien mehrerer Katakombenheiliger, die heute in der Klosterkirche verehrt werden. Ein frühchristlicher Grabstein aus den Katakomben des Campo Verano befindet sich unter dem Altartisch des Annenaltars an der Südseite. Er gehörte dem dreißigjährigen Märtyrer Germanius, dessen Reliquien 1790 aufgefunden und 1791 nach St. Marienthal gesandt wurden.

Äbtissin Theresia (III.) starb am 21. Dezember 1799. Nach ihr begann eine neue Zeit.

gge, Jan. 2021


Daten:

Prof.: 1751; Abbatissa: el. 14. Juni 1784.

Literatur:

Schönfelder, Joseph Bernhard: Urkundliche Geschichte des Königlichen Jungfrauenstifts und Klosters St. Marienthal, Cistercienser-Ordens, in der Königlichen Sächsischen Oberlausitz. Zittau: Schöps, 1834, S. 195–197 · Zeletzki, Hildegard: Äbtissin Theresia III. von Hrzan und Harras, in: Ora et labora. Informationsblatt der Freunde der Abtei St. Marienthal 43, Sommer 2011, S. 10–11.

Zitierempfehlung: Hřzan von Harras, Theresia, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 7.01.2021, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/H%C5%99zan_von_Harras,_Theresia

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