Kassian Haid OCist
50. Abt von Wettingen-Mehrerau 1917–1949; 1920–1927 Generalabt des Zisterzienserordens
* 26. Nov. 1879 Ötz, Tirol
† 22. Sep. 1949 Kloster Mehrerau, Bregenz
Kassian Haid, Taufname Josef, wurde geboren als zweiter Sohn des Postmeisters, Gastwirts und Landtagsabgeordneten Johann Tobias Haid. Er besuchte die Gymnasien in Hall, Brixen und Mehrerau. Noch als Schüler trat er 1897 in das Zisterzienserkloster Mehrerau in Bregenz ein, machte 1900 das Abitur (Matura) am Stadtgymnasium Feldkirch (Vorarlberg) und wurde am 24. Mai 1903 zum Priester geweiht.
Von 1903 bis 1907 studierte Haid in Innsbruck Geschichte und Geographie, promovierte 1907 und legte die Lehramtsprüfung ab. Danach verbrachte er ein Jahr am Österreichischen Historischen Institut im Vatikanischen Archiv in Rom, für das er ein Stipendium erhalten hatte. Von 1909 bis 1919 war er Direktor der Stiftsschulen Mehrerau.
Abt in Mehrerau 1917–1949
Am 16. August 1917 (nach dem Tod seines Vorgängers (Eugen Notz) unter dem Vorsitz des Marienstatter Abts Konrad Kolb mit großer Mehrheit zum Abt von Mehrerau gewählt, erhielt er nach der Präkonisation im päpstlichen Konsistorium die Benediktion durch den Brixener Fürstbischof Franziskus Egger (18. Nov.). Assistenten waren die Äbte der Tochterabteien Konrad Kolb (Marienstatt) und Bernhard Widmann (Sittich).[1]
Während seiner Regierungszeit wurde die Schule, das Collegium Sancti Bernardi, zu einem Vollgymnasium mit Öffentlichkeitsrecht. Neben dem Gymnasium wurden eine eine Landwirtschaftsschule und das Sanatorium Maria, Heil der Kranken (eingeweiht 1923) errichtet, 1919 das Kloster Birnau am deutschen Bodenseeufer erworben.
Generalabt 1920–1927)
Anfang September 1920 wurde Haid auf dem in Mehrerau einberufenen Generalkapitel als Nachfolger des verstorbenen Amadeus de Bie zusätzlich zum Generalabt gewählt (7. Sep. 1920) und war damit auch für die Leitung des Gesamtordens zuständig. Mehrfach reiste er in dieser Angelegenheit nach Rom (zum ersten Mal am 24. Februar 1921 mit Abt Alois Wiesinger von Schlierbach[2], ein zweites Mal im folgenden Jahr, 1922, mit Abt Eberhard Hoffmann von Marienstatt, um dem neuen Papst, Pius XI. zu huldigen) und unternahm Visitations- und Informationsreisen zu den Klöstern.[3]
Als 1922 das für die aus Sittich fortgezogenen deutschen Zisterzienser gegründete Tochterkloster Bronnbach im Taubertal durch apostolisches Breve zur Abtei erhoben wurde, vollzog er als Generalabt und zugleich Vaterabt von Sittich die Neuerrichtung und Einsetzung des Abtes Bernhard Widmann und bestellte in Sittich den bisherigen Prior Auguštin Kostelec zum Prior regens und Administrator (1924 Abt). 1924 leitete er in der ungarischen Abtei Zirc die Wahl des Abtes Adolf Werner und 1925 in Rom das Generalkapitel. Den (krönenden) Abschluss seiner Tätigkeit in diesem Amt bildete der Erwerb des Generalatshauses des Ordens auf dem Gianicolo in Rom. Als 1927 für den Generalabt Residenzpflicht in Rom bestimmt wurde, trat Haid von diesem Amt zurück, um die Abtei Mehrerau nicht aufgeben zu müssen.[4]
Exil
Nach dem Anschluss Österreichs 1938 an das Deutsche Reich, ging Haid ins Exil in die Schweiz, wo ihm als Abt-Präses der Mehrerauer Kongregation die fünf Schweizer Zisterzienserinnenklöster Frauenthal, Magdenau, Mariazell-Wurmsbach, Maigrauge und Eschenbach unterstanden. Hier erwirkte er mit Mönchen aus Mehrerau die Neugründung des 1848 säkularisierten Priorats Hauterive im Kanton Freiburg (seit 1973 wieder Abtei). 1945 kehrte Haid nach Mehrerau zurück und widmete sich dem Wiederaufbau der 1941 von den Nationalsozialisten aufgehobenen Abtei und der von ihr betriebenen Schulen.
Haid veröffentlichte mehrere historische Abhandlungen und viele Beiträge und Rezensionen in der Cistercienser Chronik (Mehrerau, 1906–47). Von wissenschaftlicher Bedeutung sind seine 1928 erschienenen Studien über Meinhard II. und die 1932/33 erschienene Abhandlung über Otto von Freising.
gge, April 2007
- ↑ Ebenfalls anwesend war der Stamser Abt Stephan Mariacher.
- ↑ Während dieses Aufenthalts wurde er von Papst Pius X. in Privataudienz empfangen und spendete am 6. März dem dem Generalprokurator des Ordens, Raimondo Bazzichi, in San Bernardo alle Terme die Benediktion.
- ↑ Haid, Kassian: Zu meiner Visitationsreise im Juli dieses Jahres, in: Cistercienser Chronik 34 (1922), S. 177–182.
- ↑ Zu seinem Nachfolger wurde am folgenden Tag der Niederländer Franciscus Janssen aus der Abtei Pont Colbert gewählt.
Daten:
Vest.: 7. Sep. 1897; Prof.:' 17. Sep. 1898, 22. Sep. 1901; Sac.: 24. Mai 1903; Abbas: el. 16. Aug. 1917, ben. ; Dev.: In Domino sperans non infirmabor.Werke:
Die Besetzung des Bistums Brixen in der Zeit von 1250–1376, Ein Beitrag zur Geschichte der Bischöfe von Brixen. Wien: Tempsky; Leipzig: Freytag, 1912 · Jesu Kreuzweg – Unser Heilsweg. St. Ottilien: Missionsverlag, 1932 · Otto von Freising. Bregenz: J.N. Teutsch, o.J. · Beitrag zur Kenntnis Johanns von Viktring. CistC 18 (1906) S. 161–167 · s. Werkverzeichnis.Literatur:
Sinz, Paul: Abt Dr. Kassian Haid zum Gedächtnis, in: Cistercienser Chronik 57 (1950), S. 1–12 · Griesser, Bruno: Dr. Kassian Haid. Abt von Wettingen-Mehrerau. Generalabt des Zisterzienserordens 1920–1927. Innsbruck 1962. · NDB VII, S. 517 · eHLS (11/02/2005) · BBKL II (1990), Sp. 478 · ÖBL 1815–1950, Bd. 2 (Lfg. 7), S. 148f.Vorlage:Page.name: HAID, Kassian (Josef) OCist (1879–1949) – Biographia Cisterciensis