Hartmann, Ferdinand

Ferdinand Hartmann

Ferdinand Hartmann

Abt des Klosters Heisterbach 1704–1728

* 1654 Mehlem (heute Bonn)
† 18. Mai 1731

Ferdinand Hartmann, geboren 1654 in Mehlem. Sein Vater Johannes Hartmann starb am 19. Oktober 1673 in Mehlem, seine Mutter Catharina geb. Broich starb am 30. März 1700. 1674 legte Hartmann die Profess ab und wurde 1677 zum Priester geweiht. Danach war er nacheinander Sakristan, Novizenmeister, Küchenmeister, Prior und Kellermeister. Am 10. September 1704 zum Abt gewählt, begann er schon bald mit tiefgreifenden Reformen der von Verheerungen und Plünderungen in den Kriegen Ludwigs XIV. (Belagerung Bonns 1673, 1689 und 1703) sehr in Mitleidenschaft gezogenen Abtei.

Hartmanns 1708 eingeführte strenge Reform ließ alle Fäden des klösterlichen Betriebes in der Hand des Abtes zusammenlaufen. Sie umfasste Neuregelungen für den Verkehr der Mönche mit der Außenwelt, die Erziehung und das Studium der Novizen, die Krankenfürsorge u.a. Obwohl die Mönche beim Generalkapitel und sogar beim Hl. Stuhl in Rom die Absetzung Hartmanns betrieben, setzte dieser sein Vorhaben schließlich durch und erreichte 1710, nachdem sich die Kongregation der Bischöfe mit der Angelegenheit befasst hatte, dass die neue Observanz durch den päpstlichen Legaten bestätigt und zumindest fur alle Mönche verbindlich erklärt wurde, die nicht ausdrücklich auf die alte Observanz Profess abgelegt hatten. Den Mönchen folgend verweigerten teilweise auch die Klosteruntertanen dem Abt die Gefolgschaft, aber auch hier verschaffte er seinem Recht Geltung, teilweise mit Hilfe der Kugelschützen. Sechs Jahre dauerte die Auseinandersetzung um die Klosterreform, wirkte sich schließlich aber segensreich aus, wie man an der Mehrung des Besitzstandes und der staunenerregenden Bautätigkeit der nächsten Jahre ablesen kann (Schmitz S. 17, 18).

In der Verwaltung hatte die Reform die Wiedereinführung eines besonderen Klosterrechners (bursarius) neben Keller- und Speichermeister zur Folge, wie es ihn im 14. Jahrhundert schon gegeben hatte. Hartmann erzwang auch die Neurodung und Wiederbepflanzung der im Krieg verkommenen Weinberge. Sie waren z.T. zu Gemüsegärten umgenutzt worden, wodurch die Abtei einen großen Teil ihrer Einkünfte verloren hatte. Dem eifrigen Abt gelang die Hebung der Klosterwirtschaft in einem Grade, dass er den Besitz der Abtei um vier große Hofgüter (die Burg Leubsdorf, den Gohrerhof in Flerzheim, den Etzbacherhof in Widdig und den Frankenforsterhof in Stieldorf) vermehren konnte (Schmitz S. 41).

Als Bauherr ließ er den von seinen Vorgängern begonnenen großen Wohnflügel fertigstellen, 1711 entstand ein neues Brauhaus und 1722/23 der neue Wirtschaftshof (Küchenhof), der nach der Säkularisation verpachtet wurde. 1724 ließ er durch den Mönch Wilhelm Raderschadt ein Kopiar in zwei Bänden anlegen, das sich bis heute erhalten hat.

Anfang 1728 zum Kanoniker gewählt, trat Abt Ferdinand im März 1728 von seinem Amt zurück. Er starb am 18. Mai 1731 und wurde im Chor der Abteikirche vor dem Marienaltar beigesetzt. Das Memorienbuch nennt eine Schwester des Abtes Anna Maria Reykers geb. Hartmann, die am 23. März 1720 in Köln gestorben ist.

gge


Literatur:

Memorienbuch der Abtei Heisterbach · Schmitz, Ferdinand: Urkundenbuch der Abtei Heisterbach, Bonn 1908, S. 17, 18, 30, 41 · Schumacher, Johannes: Deutsche Klöster, Bonn 1928, S. 157.

Zitierempfehlung: Hartmann, Ferdinand, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 20.03.2014, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Hartmann,_Ferdinand

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