Hartmann, Josef

Josef Hartmann

Josef Hartmann

Abt des Zisterzienserklosters Bronnbach 1699–1724

* 20. Nov. 1660 Grünsfeld
† 19. Dez. 1724 Wertheim-Bronnbach

Josef Hartmann, Taufname Johannes Albert, stammte wie sein Vorgänger Franziskus Wundert aus Grünsfeld, wo er am 20. November 1660 als Sohn des Johannes Hartmann und seiner Ehefrau Anna geboren wurde. Er gehörte zu einer angesehenen Grünsfelder Familie, die auch Ratsmitglieder stellte.

Um 1679 trat er in die Zisterzienserabtei Bronnbach ein. Nach seiner Priesterweihe um 1684 war er Pfarrer in Uissigheim von 1691 bis 1696, anschließend Prior. Bei seiner Wahl zum Abt am 19. September 1699 waren 21 Wähler beteiligt, fünf Jungprofessen konnten noch nicht mitwählen. Zum Konvent gehörten damals außerdem noch fünf Laienbrüder. Nach der Bestätigung durch den Fürstbischof und den Ordensgeneral erteilte ihm ersterer, Johann Philipp von Greiffenclau, am Sonntag den 23. Mai 1700 in der Klosterkirche zu Bronnbach feierlich die Benediktion. Abt Benedikt Knittel von Schöntal, der mit dem Prälaten von Oberzell dabei assisitiert hatte, berichtet in seiner Chronik, dass der Fürstbischof ein Gefolge von 250 Personen mitgebracht habe, was dem Kloster ungeheure Auslagen verursacht haben muss.

Abt Josef trat sein Amt unter sehr günstigen Umständen an. Vor allem war die Klosterkasse gut gefüllt, was ihm ermöglichte, verschiedene Neubauten in Angriff zu nehmen und Renovationen in Kloster und Kirche auszuführen.

Am Anfang der Baumaßnahmen steht die Renovierung des Innern der Abteikirche. Dazu gehören Veränderungen im Sanktuarium und der Hauptapsis sowie eine Verkürzung der Seitenkapellen 1700, eine neue Farbfassung des Innenraums 1700/1701, ein schmiedeisernes Gitter anstelle der steinernen Chorschranke zwischen 1700 und 1703, der Aufbau der Seitenaltäre im Langhaus zwischen 1703 und 1706, ein neuer Hauptaltar 1712, an dem die Statue des hl. Josef auf den Bauherrn verweist. Die Altäre konsekrierte er selbst am 22. April 1703. Die Holzvertäfelung des Sanktuariums mit Bischofs- und Abtssitz erfolgte ab 1715.

1705 begann er mit dem Bau des Infirmariums (Krankenhaus) mit Kapelle, für die 1707 ein Altar beschafft wurde. Der Saal im Untergeschoss wurde möglicherweise auch als Kapitelsaal genutzt, der im Obergeschoss als Bibliothek. Von 1703 bis 1705 ließ er den Schreinereibau mit darunterliegendem Weinkeller und 1714/15 ein neues Gasthaus bei der äußeren nördlichen Pforte errichten. Ebenso waren die Pfarrkirchen in Reicholzheim (Neubau 1713) und Dörlesberg (Neubau 1721/22) Gegenstand seiner Fürsorge. Die Umgestaltung und Verlängerung des Refektoriums erfolgte ab 1722, wurde aber erst 1725 unter seinem Nachfolger Engelbert Schäffner abgeschlossen: der Bernhardsaal und darüber der Josephsaal. Die Umgestaltung der Gartenanlage vor dem Abstshaus begonnen 1707, hatte ihren Schwerpunkt 1715 bis 1720; der „Saalgarten“ entstand im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Refektoriums. An der nördlichen Berglehne, in der Nähe der äußeren Klosterpforte, ließ er einen Weingarten anlegen, der nach einem Bildstock, dem sog. Josefsbild den Namen Josefsberg erhielt.

Dass die Baulust des Prälaten große Summen verschlang, fand nicht den ungeteilten Beifall des Konventes; Bemerkungen, Tadel und Vorwürfe wurden laut.

Abt Josef war aber nicht nur unternehmender Bauherr, sondern auch ein eifriger Förderer der Wissenschaft. Den Begabteren seiner Konventualen gewährte er Zeit und Mittel zu einer fundierten theologischen Ausbildung; drei (darunter sein Nachfolger Engelbert Schäffner) erwarben an der Würzburger Universität den Doktorgrad.

Dass es ihm ein besonderes Anliegen war, die Rechte des Kloster zu wahren, mussten schon vor der Wahl die fürstbischöflichen Kommissare erfahren und gleich nach der Wahl die Untertanen der Klosterdörfer Reicholzheim und Dörlesberg, die ihre Erbhuldigung an Bedingungen knüpfen wollten (1699–1700). Dies zeigt sich auch beim Streit mit den Wertheimern um einen klösterlichen Schutzjuden in Reicholzheim 1707. Aus den Jahren 1717, 1718 und 1723 liegen zwei Mandate und ein Urteil in Sachen Bronnbachs, des Gesamthauses Löwenstein und der Gemeinde Höhfeld vor, Gemarkung und Schaftrieb betreffend. Von Erwerbungen weiß der Chronist nur zu berichten, dass 1711 der sog. Trunkzehnt zu Euerhausen erworben und 1716 durch Andreas Weber die halbe Ebenmühle für Bronnbach gekauft wurde.

Aus Benedikt Knittels Chronik ist zu entnehmen, dass Abt Josef 1702 nach Schöntal kam und dort am Fest des hl. Johannes Baptist das Pontifikalamt hielt und am anderen Tag der Primiz des dortigen Konventualen Dominicus Emerich beiwohnte. 1711 begrüßte er den späteren Kaiser Karl VI. auf seiner Reise zur Wahl nach Frankfurt am Klosterhof Breitenau im Erftal, woran ein Standbild noch heute erinnert.

Mit der Fürstenfamilie Löwenstein scheint er im Ganzen freundschaftliche Beziehungen unterhalten zu haben. 1710 war er aus Anlass der feierlichen Beisetzung des Herzens des verstorbenen Grafen Max Carl Anton in Wertheim und 1712 bei den Exequien für die verstorbene Fürstin Maria Polyxena, bei welcher Gelegenheit die „Klostermusik“ (!) besonders erwähnt wurde. Gegen Ende Mai 1717 kam Abt Stephan Jung von Salem, der im Auftrag des Ordensgenerals alle Klöster der Oberdeutschen Kongregation visitierte, nach Bronnbach. Vom Personalstand des Konvents im Jahr 1720 gibt die Idea Chrono-Topographica Congreg. per Superiorem Germaniam Auskunft, nach deren Angabe er 31 Priester und 7 Fratres, darunter einen Oblaten, zählte. Laienbrüder hatte Bronnbach um diese Zeit keine.

Abt Joseph starb am 19. Dezember 1724 infolge einer Kopfverletzung, die er sich Sturz bei der Besichtigung der Ausgestaltung des Josefsaals durch einen Fall vom Gerüst zugezogen hatte und wurde in der Kirche beigesetzt. Zu seinem Nachfolger wurde Engelbert Schäffner gewählt.

gge, Jan. 2020


Daten:

Abbas: el. 19. Sep. 1699, ben. 23. Mai 1700.

Literatur:

Müller, Gregor: Chronik des Klosters Bronnbach, in: Cistercienser Chronik 7 (1895), S. 1–9, 33–44, 65–77, 97–108, 129–141, 161–169, 193–203, 232–243, 266–279, 297–307, 334–343, 360-365, bes. 271–272 · Weiß, Elmar: Geschichte der Stadt Grünsfeld, Grünsfeld 1981, S. 623–625: Abt Hartmann (1660–1724) · Scherg, Leonhard: Die Erbhuldigung der Bronnbacher Klosterdörfer Reicholzheim und Dörlesberg 1699 und 1700, in: Wertheimer Jahrbuch 2015 (2016), S. 101–120 · Scherg, Leonhard: Das Kloster Bronnbach und die Juden um 1700, in: Wertheimer Jahrbuch 2013/14 (2015), S. 205–228 · Krug, Katinka: Kloster Bronnbach. Die Baugeschichte von Kirche und Klausur des Zisterzienserklosters, Stuttgart 2012, S. 265–280.

Zitierempfehlung: Hartmann, Josef, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Hartmann,_Josef

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