Hase, Johannes: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Johannes Hase (latinisiert Lepus), geboren wahrscheinlich zu Anfang des 14. Jahrhunderts, gehörte einer nicht unbedeutenden Ministerialenfamilie der Grafen von Üsenberg innerhalb der Führungsschicht der üsenbergischen Stadt Kenzingen an. Sein Vater Johannes Hase war Mitglied des Kenzinger Rats, seine Mutter hieß Adelheid. Beziehungen (Jahrzeitstiftungen u.a.) der Familie bestanden zum vor Kenzingen gelegenen Zisterzienserinnenkloster [[Wonnental]] und zum etwas weiter entfernten Zisterzienserkloster [[Tennenbach]].
 
Johannes Hase (latinisiert Lepus), geboren wahrscheinlich zu Anfang des 14. Jahrhunderts, gehörte einer nicht unbedeutenden Ministerialenfamilie der Grafen von Üsenberg innerhalb der Führungsschicht der üsenbergischen Stadt Kenzingen an. Sein Vater Johannes Hase war Mitglied des Kenzinger Rats, seine Mutter hieß Adelheid. Beziehungen (Jahrzeitstiftungen u.a.) der Familie bestanden zum vor Kenzingen gelegenen Zisterzienserinnenkloster [[Wonnental]] und zum etwas weiter entfernten Zisterzienserkloster [[Tennenbach]].
  
Ins Kloster Tennenbach trat auch der junge Johannes Hase, wohl im Alter vom 18 Jahren, zu Ostern 1326 als Mönch ein. Anlässlich dieses Klostereintritts ist eine Urkunde über jährliche, Johannes Hase bzw. dem Kloster zukommende Zinseinnahmen erhalten geblieben. Johanes (III.) Lepus folgte 1353 seinem Vorgänger [[Zenlin, Johannes|Johannes Zenlin]] (1336–1353) in der Leitung der Zisterze nach (1353–1368).
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Ins Kloster Tennenbach trat auch der junge Johannes Hase, wohl im Alter von 18 Jahren, zu Ostern 1326 als Mönch ein. Anlässlich dieses Klostereintritts ist eine Urkunde über jährliche, Johannes Hase bzw. dem Kloster zukommende Zinseinnahmen erhalten geblieben. Johannes (III.) Lepus folgte 1353 seinem Vorgänger [[Zenlin, Johannes|Johannes Zenlin]] (1336–1353) in der Leitung der Zisterze nach (1353–1368).
  
 
Aus der Amtszeit des Johannes Hase als Abt sind dann weitgehend nur urkundliche Belege zum Klosterbesitz überliefert. Der Ausbau des Grundbesitzes betraf dabei vor allem Güter im nördlichen Breisgau in der näheren Umgebung von Tennenbach. Die Mönchsgemeinschaft verfügte über einen gewissen Reichtum, wie dem ''Liber marcarum'' des Bistums Konstanz von 1360/70 zu entnehmen ist. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts trat in Tennenbach wie anderswo auch allerdings eine gewisse wirtschaftliche Stagnation ein (Umstellung von Grangienwirtschaft auf Rentengrundherrschaft, spätmittelalterliche Agrarkrise). Johannes Hase verkörpert zudem den sozialen Wandel in den Zisterzienserklöstern der damaligen Zeit von Mönchsgemeinschaften mit adlig-ministerialischen Konventen zu solchen mit Mönchen weitgehend aus dem Bürgertum. Unter Abt Johannes Hase ist das Tennenbacher Jahrzeitbuch von 1364 niedergeschrieben worden.
 
Aus der Amtszeit des Johannes Hase als Abt sind dann weitgehend nur urkundliche Belege zum Klosterbesitz überliefert. Der Ausbau des Grundbesitzes betraf dabei vor allem Güter im nördlichen Breisgau in der näheren Umgebung von Tennenbach. Die Mönchsgemeinschaft verfügte über einen gewissen Reichtum, wie dem ''Liber marcarum'' des Bistums Konstanz von 1360/70 zu entnehmen ist. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts trat in Tennenbach wie anderswo auch allerdings eine gewisse wirtschaftliche Stagnation ein (Umstellung von Grangienwirtschaft auf Rentengrundherrschaft, spätmittelalterliche Agrarkrise). Johannes Hase verkörpert zudem den sozialen Wandel in den Zisterzienserklöstern der damaligen Zeit von Mönchsgemeinschaften mit adlig-ministerialischen Konventen zu solchen mit Mönchen weitgehend aus dem Bürgertum. Unter Abt Johannes Hase ist das Tennenbacher Jahrzeitbuch von 1364 niedergeschrieben worden.
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Hase legte die Leitung der Mönchsgemeinschaft (wohl aus Alters- und Krankheitsgründen) 1368 nieder und zog sich ins Frauenkloster Wonnental zurück, wo er – einem Tennenbacher Nekrolog des 16. Jahrhunderts zufolge – am 9. April 1370 starb und „in capitolio“ beerdigt wurde.
 
Hase legte die Leitung der Mönchsgemeinschaft (wohl aus Alters- und Krankheitsgründen) 1368 nieder und zog sich ins Frauenkloster Wonnental zurück, wo er – einem Tennenbacher Nekrolog des 16. Jahrhunderts zufolge – am 9. April 1370 starb und „in capitolio“ beerdigt wurde.
  
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Aktuelle Version vom 9. Dezember 2018, 13:37 Uhr

Johannes Hase

Johannes Hase

12. Abt von Tennenbach 1353–1368

† 9. April 1370 Kloster Wonnental

Johannes Hase (latinisiert Lepus), geboren wahrscheinlich zu Anfang des 14. Jahrhunderts, gehörte einer nicht unbedeutenden Ministerialenfamilie der Grafen von Üsenberg innerhalb der Führungsschicht der üsenbergischen Stadt Kenzingen an. Sein Vater Johannes Hase war Mitglied des Kenzinger Rats, seine Mutter hieß Adelheid. Beziehungen (Jahrzeitstiftungen u.a.) der Familie bestanden zum vor Kenzingen gelegenen Zisterzienserinnenkloster Wonnental und zum etwas weiter entfernten Zisterzienserkloster Tennenbach.

Ins Kloster Tennenbach trat auch der junge Johannes Hase, wohl im Alter von 18 Jahren, zu Ostern 1326 als Mönch ein. Anlässlich dieses Klostereintritts ist eine Urkunde über jährliche, Johannes Hase bzw. dem Kloster zukommende Zinseinnahmen erhalten geblieben. Johannes (III.) Lepus folgte 1353 seinem Vorgänger Johannes Zenlin (1336–1353) in der Leitung der Zisterze nach (1353–1368).

Aus der Amtszeit des Johannes Hase als Abt sind dann weitgehend nur urkundliche Belege zum Klosterbesitz überliefert. Der Ausbau des Grundbesitzes betraf dabei vor allem Güter im nördlichen Breisgau in der näheren Umgebung von Tennenbach. Die Mönchsgemeinschaft verfügte über einen gewissen Reichtum, wie dem Liber marcarum des Bistums Konstanz von 1360/70 zu entnehmen ist. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts trat in Tennenbach wie anderswo auch allerdings eine gewisse wirtschaftliche Stagnation ein (Umstellung von Grangienwirtschaft auf Rentengrundherrschaft, spätmittelalterliche Agrarkrise). Johannes Hase verkörpert zudem den sozialen Wandel in den Zisterzienserklöstern der damaligen Zeit von Mönchsgemeinschaften mit adlig-ministerialischen Konventen zu solchen mit Mönchen weitgehend aus dem Bürgertum. Unter Abt Johannes Hase ist das Tennenbacher Jahrzeitbuch von 1364 niedergeschrieben worden.

Hase legte die Leitung der Mönchsgemeinschaft (wohl aus Alters- und Krankheitsgründen) 1368 nieder und zog sich ins Frauenkloster Wonnental zurück, wo er – einem Tennenbacher Nekrolog des 16. Jahrhunderts zufolge – am 9. April 1370 starb und „in capitolio“ beerdigt wurde.

Michael Buhlmann, Aug. 2012


Quellen und Literatur:

Mezler, Gallus: Series abbatum monasterii ad S. Georgium pro tempore Villingae in Hercynia Silva, in: Mayer, J.G. (Hg.), Monumenta historica-chronologica monastica collecta, Tl.3: Die Äbte der Klöster Thennenbach und St. Georgen, in: FDA 15 (1882), S. 225–246, hier: S. 231f. · Treffeisen, Jürgen (1993): Johannes Hase (Lepus): Ein Kenzinger Bürgersohn als Abt des Zisterzienserklosters Tennenbach (1353–1368), in: FDA 113 (1993), S. 75–103.

Normdaten:

GND: 1019470623 · BEACON-Findbuch · CERL: cnp01421626

Zitierempfehlung: Hase, Johannes, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 9.12.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Hase,_Johannes

Vorlage:Page.name: HASE, Johannes OCist († 1370) – Biographia Cisterciensis