Hein, Benedikt

Benedikt Hein
fiktives Porträt um 1700, Äbtegalerie, Pfarramt Kaisheim

Benedikt Hein

Abt der Zisterzienserabtei Kaisheim 1667–1674

* Feb. 1609 (err.) Dillingen
† 20. Aug. 1674

Benedikt Hein aus Dillingen – sein Vater war fürstlich augsburgischer Rat und Hausmeister in Dillingen – trat in jungen Jahren in die Zisterzienserabtei Kaisheim ein und erwarb als Religiose dieses Klosters 1629 den Magistergrad in Philosophie an der Akademie in Dillingen. In Kaisheim war er Prior und von 1659 bis 1662 Pfarrer in Buchdorf.

Hein war ein Mann von tiefer Frömmigkeit und Friedensliebe. Schon als Prior hatte er Zerwürfnisse im Kloster geschlichtet. Am 23. März 1667 wurde er als Nachfolger des verstorbenen Georg Müller unter dem Vorsitz des Abtes Martin Dallmayr von Fürstenfeld und im Beisein des Priors von Lützel, zu dessen Filiation Kaisheim gehörte, des Abtes Roman Lindemayr OSB von Heilig Kreuz, Donauwörth, und des Kapuzinerguardians Lucius von Donauwörth zum Abt gewählt. Die Benediktion vollzog Ende Mai oder Anfang Juni[1] der vom Generalabt dazu bevollmächtigte Abt Matthäus Kolweiß von Lilienfeld, der auf der Rückreise vom Generalkapitel in Cîteaux in Kaisheim Station machte. Bei Heins Amtsantritt zählte das Kloster Kaisheim 65 Religiosen.

Abt Benedikt stand in hohem Ansehen bei Kaiser Leopold, der ihn durch Ernennung zum kaiserlichen Rat und Kaplan ehrte, und nicht weniger bei Herzog Philipp Wilhelm von Neuburg und seiner Gemahlin Elisabeth Amalie, die mit ihren Kindern oft das Kloster besuchten. Als 1671 zu Ehren der Heiligsprechung des Jesuiten Francisco de Borja in Neuburg (an der Donau) eine große Festlichkeit veranstaltet wurde, hielt Abt Benedikt auf Einladung der Jesuiten das Pontifikalamt.

Seinem Kloster erwarb er die Reliquien der Heiligen Candidus (3. Führer der thebäischen Legion), Clemens und Hilaria, die unter großartigen Festlichkeiten in die Kirche übertragen wurden. Während seiner Amtsführung wurde in Kaisheim ein Nationalkapitel gehalten. Am 12. Juli 1671 setzte er die Priorin Scholastika Feyerabend des Zisterzienserinnenklosters St. Agnes in Lauingen, das zur Abtei erhoben worden war, als erste Äbtissin ein. Sein größtes Verdienst war gleich am Anfang seiner Regierung der am 3. August 1667 mit Graf Albrecht Ernst von Öttingen geschlossene Vertrag, mit dem nach fast hundertjährigem Ringen die Pfarrei Wörnitzstein, der seit 1595 lutherische Prädikanten vorgestanden hatten, mit dem Jure Religionis dem Kloster übergeben wurde.

Unter Abt Benedikt begann die Entgotisierung der Klosterkirche, einer der gelungensten Schöpfungen der Gotik. Der alte Hochaltar, 1502 unter Abt Georg Kastner errichtet, wurde durch einen barocken Altar ersetzt. Die gotischen Flügelbilder von Hans Holbein schenkte Abt Benedikt 1671 der Herzogin von Neuburg; sie befinden sich heute in der Alten Pinakothek in München.

Abt Benedikt starb am 20. August 1674 im Alter von 65 Jahren und 6 Monaten. Sein Epitaph rühmt ihn als Exemplar illustre Doctrinae Religionis Humilitatis ac solidae Pietatis. Sein Nachfolger wurde Hieronymus Winter.

gge, Aug. 2023

  1. Das Datum ist nicht überliefert, aber das Generalkapitel endete am 16. Mai und Kolweiß traf am 19. Juni wieder in Lilienfeld ein.

Daten:

Abbas: el. 23 März 1667.

Literatur:

Gebürtige Dillinger aus vergangenen Jahrhunderten, in: Jahresbericht des Historischen Vereins Dillingen 1 (1888), S. 55ff · Steichele, Anton: Das Bistum Augsburg. Historisch und statistisch beschrieben. Zweiter Band. Augsburg, 1864, S. 650 · Schaidler, Martin: Chronik des ehemaligen Reichsstiftes Kaisheim. Nördlingen, 1867, S. 172ff. · Mussbacher, Norbert: Abt Matthäus Kolweiss von Lilienfeld (1620–1695), in Analecta Cisterciensia 31 (1975), S. 3–148, hier: 97.

Zitierempfehlung: Hein, Benedikt, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 29.09.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Hein,_Benedikt

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