Hentrich, Simon: Unterschied zwischen den Versionen

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Simon Hentrich aus Kirchworbis<ref>Sein Taufpate war Simon Hucke, Schmiedemeister in Kirchworbis.</ref>, älterer Sohn des Christoph Hentrich (1657–1737) und der Anna Maria Siebert (1669–1751), wurde am 17. Juni 1732 zum Nachfolger seines verstorbenen Vorgängers [[Günther, Martin|Martin Günther]] gewählt. Zuvor hatten die Wähler eine Wahlkapitulation aufgestellt und unterschrieben, die unter anderem festlegte, dass der Abt bei Bauten die Brüder um Rat fragen und die weltlichen Geschäfte nach Möglichkeit erfahreneren Männern überlassen und sich mehr den geistlichen Angelegenheiten widmen sollte. Daraus geht hervor, dass die Regierung des vorigen Abtes eine große Unzufriedenheit unter den Mönchen hinterlassen hatte. Der neue Abt wurde am 21. Juli vom ebenfalls gerade erst ins Amt gekommenen Kurfürsten (Philipp Karl von Eltz-Kempenich) bestätigt und am 21. September 1732 von Weihbischof Joh. Daniel v. Gudenus unter Assistenz der Benediktineräbte Placidus Hausen von St. Peter in Erfurt und Augustinus Streicher von Gerode benediziert. Prior war Philipp Hugk.
 
Simon Hentrich aus Kirchworbis<ref>Sein Taufpate war Simon Hucke, Schmiedemeister in Kirchworbis.</ref>, älterer Sohn des Christoph Hentrich (1657–1737) und der Anna Maria Siebert (1669–1751), wurde am 17. Juni 1732 zum Nachfolger seines verstorbenen Vorgängers [[Günther, Martin|Martin Günther]] gewählt. Zuvor hatten die Wähler eine Wahlkapitulation aufgestellt und unterschrieben, die unter anderem festlegte, dass der Abt bei Bauten die Brüder um Rat fragen und die weltlichen Geschäfte nach Möglichkeit erfahreneren Männern überlassen und sich mehr den geistlichen Angelegenheiten widmen sollte. Daraus geht hervor, dass die Regierung des vorigen Abtes eine große Unzufriedenheit unter den Mönchen hinterlassen hatte. Der neue Abt wurde am 21. Juli vom ebenfalls gerade erst ins Amt gekommenen Kurfürsten (Philipp Karl von Eltz-Kempenich) bestätigt und am 21. September 1732 von Weihbischof Joh. Daniel v. Gudenus unter Assistenz der Benediktineräbte Placidus Hausen von St. Peter in Erfurt und Augustinus Streicher von Gerode benediziert. Prior war Philipp Hugk.
  
Abt Simon fand 200 Taler in der Kasse vor, denen eine Schuld von 4500 Talern gegenüberstand. Die Stiftswäler waren derart in Anspruch genommen, dass sie gerade noch das Bau- und Brennholz für den Eigenbedarf lieferten. Die Zinsfrüchte kamen wegen Missernten gar nicht oder in minderwertiger Qualität ein. Trotzdem ließ sich der Neubau der Klosterkirche und die Fortsetzung und Vollendung der übrigen Bauten (Südflügel) nicht mehr verschieben. Abt Simon bat daher den Kurfürsten in einem undatierten Schreiben, dass zwischen 1732 und 1737 anzusetzen ist, um Ersatz der Kontribution von 400 Talern. Am 30. Juli 1737 legte er den Grundstein für die neue Kirche, an der sechs Jahre, bis 1743, gebaut wurde. Der Küchengarten wurde mit einer Mauer umgeben und das Wasser der Margarethenquelle ins Kloster geleitet, der Küchenteich mit Muscheln geschmückt.
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Abt Simon fand 200 Taler in der Kasse vor, denen eine Schuld von 4500 Talern gegenüberstand. Die Stiftswälder waren derart in Anspruch genommen, dass sie gerade noch das Bau- und Brennholz für den Eigenbedarf lieferten. Die Zinsfrüchte kamen wegen Missernten gar nicht oder in minderwertiger Qualität ein. Trotzdem ließ sich der Neubau der Klosterkirche und die Fortsetzung und Vollendung der übrigen Bauten (Südflügel) nicht mehr verschieben. Abt Simon bat daher den Kurfürsten in einem undatierten Schreiben, dass zwischen 1732 und 1737 anzusetzen ist, um Ersatz der Kontribution von 400 Talern. Am 30. Juli 1737 legte er den Grundstein für die neue Kirche, an der sechs Jahre, bis 1743, gebaut wurde. Der Küchengarten wurde mit einer Mauer umgeben und das Wasser der Margarethenquelle ins Kloster geleitet, der Küchenteich mit Muscheln geschmückt.
  
 
Über die Lebensweise seiner Mönche schreibt Abt Simon 1738: „Des Weines entbehrend sind sie mit einfacher Kost und Kleidung zufrieden und dienen durchweg ohne Murren Gott dem Herrn und singen dessen Lob… Sie befolgen die Ordensregel zwar nicht in der ursprünglichen Strenge, sondern mit den Milderungen, wie sie den veränderten Zeitverhältnissen und der jetzigen körperlichen Leistungsfähigkeit angepaßt sind.“
 
Über die Lebensweise seiner Mönche schreibt Abt Simon 1738: „Des Weines entbehrend sind sie mit einfacher Kost und Kleidung zufrieden und dienen durchweg ohne Murren Gott dem Herrn und singen dessen Lob… Sie befolgen die Ordensregel zwar nicht in der ursprünglichen Strenge, sondern mit den Milderungen, wie sie den veränderten Zeitverhältnissen und der jetzigen körperlichen Leistungsfähigkeit angepaßt sind.“

Aktuelle Version vom 24. Januar 2019, 13:24 Uhr

Simon Hentrich

Simon Hentrich

Abt des Klosters Reifenstein 1732–1755; Primas der Eichsfelder Stände

* 27. Aug. 1697 Kirchworbis
† 24. Sep. 1755 Reifenstein oder Kirchworbis

Simon Hentrich aus Kirchworbis[1], älterer Sohn des Christoph Hentrich (1657–1737) und der Anna Maria Siebert (1669–1751), wurde am 17. Juni 1732 zum Nachfolger seines verstorbenen Vorgängers Martin Günther gewählt. Zuvor hatten die Wähler eine Wahlkapitulation aufgestellt und unterschrieben, die unter anderem festlegte, dass der Abt bei Bauten die Brüder um Rat fragen und die weltlichen Geschäfte nach Möglichkeit erfahreneren Männern überlassen und sich mehr den geistlichen Angelegenheiten widmen sollte. Daraus geht hervor, dass die Regierung des vorigen Abtes eine große Unzufriedenheit unter den Mönchen hinterlassen hatte. Der neue Abt wurde am 21. Juli vom ebenfalls gerade erst ins Amt gekommenen Kurfürsten (Philipp Karl von Eltz-Kempenich) bestätigt und am 21. September 1732 von Weihbischof Joh. Daniel v. Gudenus unter Assistenz der Benediktineräbte Placidus Hausen von St. Peter in Erfurt und Augustinus Streicher von Gerode benediziert. Prior war Philipp Hugk.

Abt Simon fand 200 Taler in der Kasse vor, denen eine Schuld von 4500 Talern gegenüberstand. Die Stiftswälder waren derart in Anspruch genommen, dass sie gerade noch das Bau- und Brennholz für den Eigenbedarf lieferten. Die Zinsfrüchte kamen wegen Missernten gar nicht oder in minderwertiger Qualität ein. Trotzdem ließ sich der Neubau der Klosterkirche und die Fortsetzung und Vollendung der übrigen Bauten (Südflügel) nicht mehr verschieben. Abt Simon bat daher den Kurfürsten in einem undatierten Schreiben, dass zwischen 1732 und 1737 anzusetzen ist, um Ersatz der Kontribution von 400 Talern. Am 30. Juli 1737 legte er den Grundstein für die neue Kirche, an der sechs Jahre, bis 1743, gebaut wurde. Der Küchengarten wurde mit einer Mauer umgeben und das Wasser der Margarethenquelle ins Kloster geleitet, der Küchenteich mit Muscheln geschmückt.

Über die Lebensweise seiner Mönche schreibt Abt Simon 1738: „Des Weines entbehrend sind sie mit einfacher Kost und Kleidung zufrieden und dienen durchweg ohne Murren Gott dem Herrn und singen dessen Lob… Sie befolgen die Ordensregel zwar nicht in der ursprünglichen Strenge, sondern mit den Milderungen, wie sie den veränderten Zeitverhältnissen und der jetzigen körperlichen Leistungsfähigkeit angepaßt sind.“

Der Abt sorgte für die Bereicherung der Bibliothek und ließ 1744 durch den P. Nikolaus Mande eine lateinische Chronik anfertigen, die aber nicht vollendet (bis 1635) und unzuverlässig ist[2] Außerdem tilgte er die auf dem Kloster lastenden Schulden. Am 5. Dezember 1736 beteiligte er sich als Primas des Eichsfeldes an der Grundsteinlegung des kurfürstlichen Schlosses in Heiligenstadt. Zum Generalkapitel am 5. Mai 1738 in Cîteaux konnte er nicht erscheinen. Für dieses wird eine kurze, jedoch nicht ganz zuverlässige Geschichte seines Klosters bestimmt gewesen sein, die er unter dem 4. April 1737 niederschrieb. Eine Folge dieses Generalkapitels war wohl, das Abt Simon von Generalabt Andoche Pernot mit Datum Cîteaux, 21. Juli 1738, bestätigt wurde.

Am 6. August 1740 weihte der Abt die Valentinuskapelle in seinem Geburtsort Kirchworbis. 1742 wurde er von Generalabt Pernot aufgefordert, die jährlich an den Generalprokurator in Rom abzuliefernden Beiträge zu verdoppeln, weil man dort ein Hospiz und ein Haus für den Prokurator bauen müsse. 1753 legte er den Grundstein zur Kirche in der Klosterpfarrei Kallmerode, deren Weihe am 29. Mai 1756 er nicht mehr erlebte. Er starb am 24. September 1755 „reich an Verdiensten“. An seine Stelle wurde Adrian Löffler gewählt.

gge, Jan. 2019

  1. Sein Taufpate war Simon Hucke, Schmiedemeister in Kirchworbis.
  2. abgedruckt in: Cistercienser Chronik 8 (1896), S. 1–10, 33–43, 65–74, 102–108. Derselbe Mande verfasste 1736 ein Lied zu Ehren des hl. Bonifatius und des Hülfensberges. Das Original der Chronik wurde 1953 von Johannes Müller im Eichsfelder Heimatmuseum in Heiligenstadt wiedergefunden und befindet sich heute im Bischöflichen Kommissariat in Heiligenstadt.

Daten:

Abbas: el. 17. Juni 1732.

Literatur:

Knieb, Philipp: Zur Geschichte des ehemaligen Zisterzienser- Klosters Reifenstein, in: Unser Eichsfeld 9, Heiligenstadt 1914, S. 8–26, 103–119, 191–245.

Zitierempfehlung: Hentrich, Simon, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 24.01.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Hentrich,_Simon

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