Huvelin, Eugène: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Eugène Huvelin wurde am 23. August 1742 geboren und erhielt in der Taufe den Namen seines Vaters, François Désiré. Zur Kaufmannsausbildung nach Lyon geschickt, reiste er im August 1761 auf den Rat seines jesuitischen Beichtvaters nach [[Sept-Fons]] und trat am 16. August 1761 als Chornovize dort ein. Bei der Einkleidung am 17. September 1761 erhielt er den Klosternamen des Priors Dom Eugène, der in Vertretung des abwesenden Abtes [[Jalloutz, Dorothée|Dorothée Jalloutz]] die Zeremonie vornahm.
 
Eugène Huvelin wurde am 23. August 1742 geboren und erhielt in der Taufe den Namen seines Vaters, François Désiré. Zur Kaufmannsausbildung nach Lyon geschickt, reiste er im August 1761 auf den Rat seines jesuitischen Beichtvaters nach [[Sept-Fons]] und trat am 16. August 1761 als Chornovize dort ein. Bei der Einkleidung am 17. September 1761 erhielt er den Klosternamen des Priors Dom Eugène, der in Vertretung des abwesenden Abtes [[Jalloutz, Dorothée|Dorothée Jalloutz]] die Zeremonie vornahm.
  
Nach der Profess 1762 übernahm er die Funktion des Infirmars, wurde aber schon wenige Monate später zum Prokurator (Wirtschaftsverwalter) des Klosters Sept-Fons, bestellt und war als solcher auch für das Filialkloster Val-des-Choux zuständig, das Abt Jalloutz auf Bitten des Bischofs von Langres 1762 übernommen hatte (umbenannt in [[Val-Saint-Lieu]]). Da das Sept-Fons über ausreichende Einkünfte und einen eigene Marmorwerkstatt verfügte, konnte unter seiner Leitung der Chor der Abteikirche neu errichtet werden. Auch Kloster Val-Saint-Lieu wurde wirtschaftlich saniert und ausgebaut.
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Nach der Profess 1762 übernahm er die Funktion des Infirmars, wurde aber schon wenige Monate später zum Prokurator (Wirtschaftsverwalter) des Klosters Sept-Fons bestellt und war als solcher auch für das Filialkloster Val-des-Choux zuständig, das Abt Jalloutz auf Bitten des Bischofs von Langres 1762 übernommen hatte (umbenannt in [[Val-Saint-Lieu]]). Da Sept-Fons über ausreichende Einkünfte und einen eigene Marmorwerkstatt verfügte, konnte unter Huvelins Leitung der Chor der Abteikirche neu errichtet werden. Auch Kloster Val-Saint-Lieu wurde wirtschaftlich saniert und ausgebaut.
  
Auf Anordnung seines Abtes am 18. April 1767 in Langres zum Subdiakon und im Oktober 1768 zum Diakon geweiht, studierte Huvelin, ebenfalls auf Anordnung seines Abtes, Theologie und wurde am 23. März 1776 von Bischof de La Luzerne in Langres zum Priester geweiht. Von Abt Jalloutz wieder als Prokurator und zusätzlich Prior von Val-Saint-Lieu vorgesehen (die beiden Amtsvorgänger waren schon abberufen), lehnte er ab und übernahm stattdessen die Aufgabe des Konversenmagisters in Sept-Fons. Kurz vor dem Tod des Abtes Jalloutz 1788 kehrte er wieder als Prokurator nach Val-Saint-Lieu zurück.
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Auf Anordnung seines Abtes am 18. April 1767 in Langres zum Subdiakon und im Oktober 1768 zum Diakon geweiht, studierte Huvelin, ebenfalls auf Anordnung seines Abtes, Theologie und wurde am 23. März 1776 von Bischof de La Luzerne in Langres zum Priester geweiht. Von Abt Jalloutz wieder als Prokurator und zusätzlich Prior von Val-Saint-Lieu vorgesehen (die beiden Amtsvorgänger waren schon abberufen), lehnte Huvelin jedoch ab und übernahm stattdessen die Aufgabe des Konversenmagisters in Sept-Fons. Kurz vor dem Tod des Abtes Jalloutz 1788 kehrte er wieder als Prokurator nach Val-Saint-Lieu zurück.
  
Bald nach der Einführung des neuen Abtes [[Sallmard, Bernard|Sallmard de Montfort]] brachte die französische Revolution 1790 das Ende der Klöster. Dom Eugène zog sich zu Verwandten nach Corre (Haute-Saône) zurück, wo er sich der Erziehung seiner Neffen widmete und soweit es die Umstände zuließen, das Mönchsleben im Privaten weiterführte, bis ihn die Verfolgung der widerständigen Priester zur Flucht ins Ausland zwang. Auf dem Weg entdeckt und in Besançon verhaftet, dann wieder freigelassen, erreichte er schließlich die Schweiz, wo er Unterkunft bei einer Familie in Solothurn fand. Wie schon in Sept-Fons war er dort auch wieder in der Pflege und Betreuung der Kranken, v.a. der französischen Emigranten, tätig, was ihm die amtliche Bezeichnung als „Arzt der emigrierten französischen Priester“ (''Médecin des prêtres français émigrés'') einbrachte. Sobald die Proskriptionsgesetze in Frankreich außer Kraft gesetzt waren, kehrte er dorthin zurück und war in verschiedenen Gemeinden als Priester tätig (u.a. als Pfarrer in Vougécourt).
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Bald nach der Einführung des neuen Abtes [[Sallmard, Bernard|Sallmard de Montfort]] brachte die französische Revolution 1790 das Ende der Klöster. Dom Eugène zog sich zu Verwandten nach Corre (Haute-Saône) zurück, wo er sich der Erziehung seiner Neffen widmete und, soweit es die Umstände zuließen, das Mönchsleben im Privaten weiterführte, bis ihn die Verfolgung der widerständigen Priester zur Flucht ins Ausland zwang. Auf dem Weg entdeckt und in Besançon verhaftet, dann wieder freigelassen, erreichte er schließlich die Schweiz, wo er Unterkunft bei einer Familie in Solothurn fand. Wie schon in Sept-Fons war er dort auch wieder in der Pflege und Betreuung der Kranken, v.a. der französischen Emigranten, tätig, was ihm die amtliche Bezeichnung als „Arzt der emigrierten französischen Priester“ (''Médecin des prêtres français émigrés'') einbrachte. Sobald die Proskriptionsgesetze in Frankreich außer Kraft gesetzt waren, kehrte er dorthin zurück und war in verschiedenen Gemeinden als Priester tätig (u.a. als Pfarrer in Vougécourt).
  
Weiterhin dem Mönchsideal verpflichtet, erwarb er am 18. Juli 1817 die Reste der ebefalls in der revolution aufgelösten Zisterzienserabtei [[Bellevaux]] und lebte dort bis zu seinem Tod 1828 mit zwei ehemaligen Konversen des Klosters Sept-Fons nach dem strengen Reformen des Abtes [[Beaufort, Eustache|Eustache de Beaufort]]. Bellevaux wurde 1830, kurz vor der Julirevolution, als Priorat von den Zisterziensern der wiedergebründeten Abtei Gard/Sept-Fons übernommen, 1837 aber aus Geldnot verkauft. Die Gemeinschaft zog über Val-Sainte-Marie bei Besançon nach [[Grâce-Dieu]] und schließlich nach [[Tamié]].
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Weiterhin dem Mönchsideal verpflichtet, erwarb Huvelin von den Erben des Generals Pichegru am 18. Juli 1817 die Reste der ebenfalls in der Revolution aufgelösten Zisterzienserabtei [[Bellevaux]] mit 16 Tagen Land und lebte dort – 1819 endlich aus dem Pfarrdienst entlassen – mit zwei ehemaligen Konversen des Klosters Sept-Fons (Fr. Sabas Coquard (74) und Fr. Hippolyte Minet (52)) nach den strengen Reformen des Abtes [[Beaufort, Eustache|Eustache de Beaufort]]. Schon bald kamen drei Postulanten dazu. Es gelang ihm auch, die Reliquien des hl. [[Pierre de Tarentaise]] wieder nach Bellevaux zurückzubringen.
  
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Nach Huvelins Tod 1828 wurde Bellevaux, das zehn oder elf Novizen und neun Chorreligiosen, aber mit Huvelins Tod keinen Priester mehr hatte, kurz vor der Julirevolution 1830 als Priorat von den Zisterziensern der wiederbegründeten Abtei Gard/Sept-Fons übernommen, 1837 aber aus Geldnot verkauft. Die Gemeinschaft zog über [[Val-Sainte-Marie]] bei Besançon nach [[Grâce-Dieu]] und wurde schließlich nach [[Tamié]] verlegt.
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[[Kategorie:Personen]]
 
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Aktuelle Version vom 27. September 2018, 09:30 Uhr

Eugène Huvelin

Eugène Huvelin

Wiederbegründer der Abtei Bellevaux

* 23. Aug. 1742 Jonvelle, Haute-Saône
† 29. März 1828

Eugène Huvelin wurde am 23. August 1742 geboren und erhielt in der Taufe den Namen seines Vaters, François Désiré. Zur Kaufmannsausbildung nach Lyon geschickt, reiste er im August 1761 auf den Rat seines jesuitischen Beichtvaters nach Sept-Fons und trat am 16. August 1761 als Chornovize dort ein. Bei der Einkleidung am 17. September 1761 erhielt er den Klosternamen des Priors Dom Eugène, der in Vertretung des abwesenden Abtes Dorothée Jalloutz die Zeremonie vornahm.

Nach der Profess 1762 übernahm er die Funktion des Infirmars, wurde aber schon wenige Monate später zum Prokurator (Wirtschaftsverwalter) des Klosters Sept-Fons bestellt und war als solcher auch für das Filialkloster Val-des-Choux zuständig, das Abt Jalloutz auf Bitten des Bischofs von Langres 1762 übernommen hatte (umbenannt in Val-Saint-Lieu). Da Sept-Fons über ausreichende Einkünfte und einen eigene Marmorwerkstatt verfügte, konnte unter Huvelins Leitung der Chor der Abteikirche neu errichtet werden. Auch Kloster Val-Saint-Lieu wurde wirtschaftlich saniert und ausgebaut.

Auf Anordnung seines Abtes am 18. April 1767 in Langres zum Subdiakon und im Oktober 1768 zum Diakon geweiht, studierte Huvelin, ebenfalls auf Anordnung seines Abtes, Theologie und wurde am 23. März 1776 von Bischof de La Luzerne in Langres zum Priester geweiht. Von Abt Jalloutz wieder als Prokurator und zusätzlich Prior von Val-Saint-Lieu vorgesehen (die beiden Amtsvorgänger waren schon abberufen), lehnte Huvelin jedoch ab und übernahm stattdessen die Aufgabe des Konversenmagisters in Sept-Fons. Kurz vor dem Tod des Abtes Jalloutz 1788 kehrte er wieder als Prokurator nach Val-Saint-Lieu zurück.

Bald nach der Einführung des neuen Abtes Sallmard de Montfort brachte die französische Revolution 1790 das Ende der Klöster. Dom Eugène zog sich zu Verwandten nach Corre (Haute-Saône) zurück, wo er sich der Erziehung seiner Neffen widmete und, soweit es die Umstände zuließen, das Mönchsleben im Privaten weiterführte, bis ihn die Verfolgung der widerständigen Priester zur Flucht ins Ausland zwang. Auf dem Weg entdeckt und in Besançon verhaftet, dann wieder freigelassen, erreichte er schließlich die Schweiz, wo er Unterkunft bei einer Familie in Solothurn fand. Wie schon in Sept-Fons war er dort auch wieder in der Pflege und Betreuung der Kranken, v.a. der französischen Emigranten, tätig, was ihm die amtliche Bezeichnung als „Arzt der emigrierten französischen Priester“ (Médecin des prêtres français émigrés) einbrachte. Sobald die Proskriptionsgesetze in Frankreich außer Kraft gesetzt waren, kehrte er dorthin zurück und war in verschiedenen Gemeinden als Priester tätig (u.a. als Pfarrer in Vougécourt).

Weiterhin dem Mönchsideal verpflichtet, erwarb Huvelin von den Erben des Generals Pichegru am 18. Juli 1817 die Reste der ebenfalls in der Revolution aufgelösten Zisterzienserabtei Bellevaux mit 16 Tagen Land und lebte dort – 1819 endlich aus dem Pfarrdienst entlassen – mit zwei ehemaligen Konversen des Klosters Sept-Fons (Fr. Sabas Coquard (74) und Fr. Hippolyte Minet (52)) nach den strengen Reformen des Abtes Eustache de Beaufort. Schon bald kamen drei Postulanten dazu. Es gelang ihm auch, die Reliquien des hl. Pierre de Tarentaise wieder nach Bellevaux zurückzubringen.

Nach Huvelins Tod 1828 wurde Bellevaux, das zehn oder elf Novizen und neun Chorreligiosen, aber mit Huvelins Tod keinen Priester mehr hatte, kurz vor der Julirevolution 1830 als Priorat von den Zisterziensern der wiederbegründeten Abtei Gard/Sept-Fons übernommen, 1837 aber aus Geldnot verkauft. Die Gemeinschaft zog über Val-Sainte-Marie bei Besançon nach Grâce-Dieu und wurde schließlich nach Tamié verlegt.

gge, Jan. 2013, rev. Okt. 2017


Daten:

Vest.: 17. Sep. 1761; Prof.: 19. Sep. 1762; Sac.: 23. März 1776.

Literatur:

Clerc (abbé): Vie du R.P. dom Eugène Huvelin, 1841 · Notre-Dame de La Grâce-Dieu 1139–1989. Paris, 1989 · Richard, [Jean François Nicolas]: Histoire de l ́Abbaye de la Grâce-Dieu au diocèse de Besançon. Besançon : J. Jacquin, 1857.

Zitierempfehlung: Huvelin, Eugène, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 27.09.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Huvelin,_Eug%C3%A8ne

Vorlage:Page.name: HUVELIN, Eugène (François) OCSO (1742–1828) – Biographia Cisterciensis