Kongregation der strengen Observanz in Frankreich: Unterschied zwischen den Versionen

Zeile 3: Zeile 3:
 
== Geschichte ==
 
== Geschichte ==
  
Die Reformbewegung der ''strengen'' oder ''genauen'' Observanz (=Beobachtung, nämlich der Benediktsregel) ging von der kleinen Abtei [[Châtillon]] (Meuse) aus, wo der Abt von [[Clairvaux]], [[Largentier, Denis|Denis Largentier]] 1605 [[Arnolfini, Octave|Octave Arnolfini]] zum Abt hatte wählen lassen. Dieser verpflichtete sich am 9. Mai 1606 mit seinen beiden Mitbrüdern [[Largentier, Abraham|Abraham Largentier]] und [[Maugier, Etienne|Étienne Maugier]], die Benediktsregel buchstabengetreu einzuhalten und auf alle im Laufe der Jahrhunderte gewährten Ausnahmen zu verzichten, besonders auf den Fleischverzehr, weswegen ihre Anhänger zunächst die „Abstinenten“ genannt wurden. Diese Initiative fand bald viele Anhänger, zunächst in Châtillon, dann auch in [[Charmoye]] bei Cheminon und Clairvaux. Schon 1618 befolgten neben Clairvaux acht Filialklöster die Reform. In diesen Klöstern nahmen die sog. Abstinenten am regulären Klosterleben teil, blieben aber in Refektorium und Dormitorium von den ’alten’ (''anciens'') Mönchen getrennt. Das Generalkapitel 1618 genehmigte die Reform offiziell und Papst Gregor XV. bestätigte sie 1623 als „strikte“ oder „strenge Observanz“.
+
Die französischen Zisterzeinserklöster des 17. Jahrhunderts folgten den ''Ordonnances'' vom 1. April 1570. Diese Anweisungen waren eine Frucht der Reformen nach dem Konzil von Trient, dessen Beschlüsse aber in Frankreich niemals vom Parlament ratifiziert worden waren. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstand hier eine Reformbewegung, die eine noch strengere Beobachtung (Observanz) der Benediktsregel zum Ziel hatte, besonders die ständige Abstinenz (vom Fleischverzehr) strikt einhielt.
 +
 
 +
Diese Reformbewegung der ''strengen'' oder ''genauen'' Observanz ging von der kleinen Abtei [[Châtillon]] aus, wo der Abt von [[Clairvaux]], [[Largentier, Denis|Denis Largentier]], 1605 [[Arnolfini, Octave|Octave Arnolfini]] zum Abt hatte wählen lassen. Dieser verpflichtete sich am 9. Mai 1606 mit seinen beiden Mitbrüdern [[Largentier, Abraham|Abraham Largentier]] und [[Maugier, Etienne|Étienne Maugier]], die Benediktsregel buchstabengetreu einzuhalten und auf alle im Laufe der Jahrhunderte gewährten Ausnahmen zu verzichten. Diese Initiative fand bald viele Anhänger, zunächst in Châtillon, dann auch in [[Charmoye]] bei Cheminon und Clairvaux. Schon 1618 befolgten neben Clairvaux acht Filialklöster die Reform. In diesen Klöstern nahmen die sog. Abstinenten am regulären Klosterleben teil, blieben aber in Refektorium und Dormitorium von den ’alten’ (''anciens'') Mönchen getrennt. Das Generalkapitel 1618 genehmigte die Reform offiziell und Papst Gregor XV. bestätigte sie 1623 als „strikte“ oder „strenge Observanz“.
  
 
Wie alle Kongregationen hatte die Kongregation der strengen Observanz ihre eigenen Kapitel und Konstitutionen und einen Generalvikar. Ihr erstes Kapitel, dessen Beschlüsse Generalabt [[Boucherat, Nicolas II|Nicolas II. Boucherat ]] von [[Cîteaux]] am 4. September 1624 bestätigte, tagte am 11. Juli 1624 in der Abtei [[Vaux-de-Cernay]]. Ihr erster Generalvikar war Étienne Maugier, dem 1628 Octave Arnolfini folgte.  
 
Wie alle Kongregationen hatte die Kongregation der strengen Observanz ihre eigenen Kapitel und Konstitutionen und einen Generalvikar. Ihr erstes Kapitel, dessen Beschlüsse Generalabt [[Boucherat, Nicolas II|Nicolas II. Boucherat ]] von [[Cîteaux]] am 4. September 1624 bestätigte, tagte am 11. Juli 1624 in der Abtei [[Vaux-de-Cernay]]. Ihr erster Generalvikar war Étienne Maugier, dem 1628 Octave Arnolfini folgte.  
Zeile 9: Zeile 11:
 
Die Abtei [[La Trappe]] unter Abt (1664) [[Rancé, Armand-Jean|Armand-Jean de Rancé]] trat dieser Kongregation 1662 bei, führte aber 1667 eine noch strengere Observanz ein. Dennoch blieb La Trappe rechtlich gesehen weiterhin ein Kloster der stengen Observanz, auch als 1705 in Italien [[Buonsollazzo]] und 1717 [[Casamari]] im Sinne der strengen Observanz reformiert wurden.
 
Die Abtei [[La Trappe]] unter Abt (1664) [[Rancé, Armand-Jean|Armand-Jean de Rancé]] trat dieser Kongregation 1662 bei, führte aber 1667 eine noch strengere Observanz ein. Dennoch blieb La Trappe rechtlich gesehen weiterhin ein Kloster der stengen Observanz, auch als 1705 in Italien [[Buonsollazzo]] und 1717 [[Casamari]] im Sinne der strengen Observanz reformiert wurden.
  
Die Kongregation der strengen Observanz bestand im Prinzip, bis die Französische Revolution alle Zisterzienserklöster in Frankreich hinwegfegte. Der Novizenmeister von La Trappe, [[Lestrange, Augustin|Augustin de Lestrange]] (1746–1827), führte eine Gruppe junger Mönche nach La Valsainte in der Schweiz und begründete dort eine neue Kongregation, die zwar nie päpstlich anerkannt wurde, aber die strenge Observanz im Zisterzienserorden weiterführte. Eine offizielle [[Kongregation von La Trappe]] wurde erst 1834 gegründet.
+
Die Kongregation der strengen Observanz bestand im Prinzip, bis die Französische Revolution alle Zisterzienserklöster in Frankreich hinwegfegte. Der Novizenmeister von La Trappe, [[Lestrange, Augustin|Augustin de Lestrange]] (1746–1827), führte eine Gruppe von Mönchen nach La Valsainte in der Schweiz und begründete dort 1794 eine neue ''Kongregation von Notre-Dame de La Trappe'' oder kurz ''Kongregation von Valsainte'' genannt, die zwar nie päpstlich bestätigt wurde, aber die strenge Observanz (mit Verschärfungen) weiterführte. Eine offizielle [[Kongregation von La Trappe]] wurde erst 1834 von Papst Gregor XVI. gegründet.
  
 
{{autor|gge, Mai 2020}}
 
{{autor|gge, Mai 2020}}
  
 
----
 
----
{{sub2|TITLE=Literatur|DATA=[[Zakar, Polykarp]]: Momenti essenziali della storia costituzionale dell’Ordine Cistercense, in: Analecta Cisterciensia 53 (1997), S. 208–360, hier: 265 (deutsche Übersetzung: Die wesentlichen Elemente der Verfassungsgeschichte des Zisterzienserordens, in: Den Zisterzienserorden besser kennenlernen (Rom 2001) 165–276, hier: 210.}}
+
{{sub2|TITLE=Literatur|DATA=[[Zakar, Polykarp]]: Momenti essenziali della storia costituzionale dell’Ordine Cistercense, in: Analecta Cisterciensia 53 (1997), S. 208–360, hier: 265 (deutsche Übersetzung: Die wesentlichen Elemente der Verfassungsgeschichte des Zisterzienserordens, in: Den Zisterzienserorden besser kennenlernen (Rom 2001) 165–276, hier: 210 · Ders.: Histoire de la Stricte Observance de l’Ordre cistercien depuis ses débuts jusqu’au généralat du cardinal de Richelieu. Bibliotheca cisterciensis, Band 3, Rom 1966 · Grégoire, Paul-Christian: [[Martin, Jean|Jean Martin]], abbé de Clairlieu (1604–1631), in: Mémoires de l'Académie de Stanislas, Bd. 27, Nancy 2012/2013, S. 211ff..}}
  
 
[[Kategorie:Begriffe]]
 
[[Kategorie:Begriffe]]
 
{{cite}}
 
{{cite}}

Version vom 22. Mai 2020, 23:08 Uhr

Die Kongregation der strengen Observanz in Frankreich war ein Zusammenschluss mehrerer Klöster der strengen Observanz des Zisterzerzienserordens, der am 16. März 1623 von Kardinal François de La Rochefoucauld, damals Apostolischer Visitator, errichtet wurde und bis zur Französischen Revolution bestand. Die Bestätigung durch Papst Alexander VII. erfolgte am 19. April 1666 mit der apostolischen Konstitution In Suprema.

Geschichte

Die französischen Zisterzeinserklöster des 17. Jahrhunderts folgten den Ordonnances vom 1. April 1570. Diese Anweisungen waren eine Frucht der Reformen nach dem Konzil von Trient, dessen Beschlüsse aber in Frankreich niemals vom Parlament ratifiziert worden waren. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstand hier eine Reformbewegung, die eine noch strengere Beobachtung (Observanz) der Benediktsregel zum Ziel hatte, besonders die ständige Abstinenz (vom Fleischverzehr) strikt einhielt.

Diese Reformbewegung der strengen oder genauen Observanz ging von der kleinen Abtei Châtillon aus, wo der Abt von Clairvaux, Denis Largentier, 1605 Octave Arnolfini zum Abt hatte wählen lassen. Dieser verpflichtete sich am 9. Mai 1606 mit seinen beiden Mitbrüdern Abraham Largentier und Étienne Maugier, die Benediktsregel buchstabengetreu einzuhalten und auf alle im Laufe der Jahrhunderte gewährten Ausnahmen zu verzichten. Diese Initiative fand bald viele Anhänger, zunächst in Châtillon, dann auch in Charmoye bei Cheminon und Clairvaux. Schon 1618 befolgten neben Clairvaux acht Filialklöster die Reform. In diesen Klöstern nahmen die sog. Abstinenten am regulären Klosterleben teil, blieben aber in Refektorium und Dormitorium von den ’alten’ (anciens) Mönchen getrennt. Das Generalkapitel 1618 genehmigte die Reform offiziell und Papst Gregor XV. bestätigte sie 1623 als „strikte“ oder „strenge Observanz“.

Wie alle Kongregationen hatte die Kongregation der strengen Observanz ihre eigenen Kapitel und Konstitutionen und einen Generalvikar. Ihr erstes Kapitel, dessen Beschlüsse Generalabt Nicolas II. Boucherat von Cîteaux am 4. September 1624 bestätigte, tagte am 11. Juli 1624 in der Abtei Vaux-de-Cernay. Ihr erster Generalvikar war Étienne Maugier, dem 1628 Octave Arnolfini folgte.

Die Abtei La Trappe unter Abt (1664) Armand-Jean de Rancé trat dieser Kongregation 1662 bei, führte aber 1667 eine noch strengere Observanz ein. Dennoch blieb La Trappe rechtlich gesehen weiterhin ein Kloster der stengen Observanz, auch als 1705 in Italien Buonsollazzo und 1717 Casamari im Sinne der strengen Observanz reformiert wurden.

Die Kongregation der strengen Observanz bestand im Prinzip, bis die Französische Revolution alle Zisterzienserklöster in Frankreich hinwegfegte. Der Novizenmeister von La Trappe, Augustin de Lestrange (1746–1827), führte eine Gruppe von Mönchen nach La Valsainte in der Schweiz und begründete dort 1794 eine neue Kongregation von Notre-Dame de La Trappe oder kurz Kongregation von Valsainte genannt, die zwar nie päpstlich bestätigt wurde, aber die strenge Observanz (mit Verschärfungen) weiterführte. Eine offizielle Kongregation von La Trappe wurde erst 1834 von Papst Gregor XVI. gegründet.

gge, Mai 2020


Literatur:

Zakar, Polykarp: Momenti essenziali della storia costituzionale dell’Ordine Cistercense, in: Analecta Cisterciensia 53 (1997), S. 208–360, hier: 265 (deutsche Übersetzung: Die wesentlichen Elemente der Verfassungsgeschichte des Zisterzienserordens, in: Den Zisterzienserorden besser kennenlernen (Rom 2001) 165–276, hier: 210 · Ders.: Histoire de la Stricte Observance de l’Ordre cistercien depuis ses débuts jusqu’au généralat du cardinal de Richelieu. Bibliotheca cisterciensis, Band 3, Rom 1966 · Grégoire, Paul-Christian: Jean Martin, abbé de Clairlieu (1604–1631), in: Mémoires de l'Académie de Stanislas, Bd. 27, Nancy 2012/2013, S. 211ff..

Zitierempfehlung: Kongregation der strengen Observanz in Frankreich, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 22.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Kongregation_der_strengen_Observanz_in_Frankreich