Kongregation von Kastilien

Die Kongregation vom Hl. Bernhard oder von Kastilien, lat. Congregatio Regularis Observantiae S. Bernardi seu de Castella, ist ein Zusammenschluss von spanischen Zisterzienserinnenklöstern der allgemeinen Observanz (OCist). Gegründet 1425, ist sie die älteste Kongregation des Zisterzienserordens.

Geschichte

Martin de Vargas, Mönch der Zisterzienserabtei Piedra, erhielt von Papst Martin V. die Bulle Pia supplicum vota vom 24. Oktober 1425 für die Errichtung der Kongregation, befreite sie von der Jurisdiktion des Generalkapitels und der Vaterschaft von Piedra und unterwarf sie dem Besuch des Abtes von Citeaux. Gleichzeitig erlaubte ihm die Bulle, vorerst zwei „Einsiedeleien“ zu gründen, die später Klöster genannt wurden, aber nicht der Gerichtsbarkeit von Cîteaux unterstanden und die von auf drei Jahre gewählten Prioren geleitet werden sollten.

Vargas wollte zur Strenge der primitiven zisterziensischen Observanzen zurückkehren. Die kastilische Kongregation war die erste Zisterzienserkongregation, in der das Gelübde der Stabilität (Ortsbeständigkeit) abgeschafft wurde und ein Mönch in ein anderes Haus der Kongregation versetzt werden konnte.

Das Generalkapitel exkommunizierte Martin de Vargas zweimal und ordnete an, ihn im Kloster Montèsion einzukerkern, wo er 1446 in Schande starb, vermied es aber, mit der Kongregation an sich zu brechen. Sie wurde zwar zunächst unterdrückt, jedoch wurden die Unterdrückungsmaßnahmen 1458 aufgehoben. Bis 1670 unternahm die Kongregation enorme Anstrengungen, die Klöster von der Kommende zu befreien, die regulare Observanz wiederherzustellen und verschiedene Kollegien einzurichten (die berühmtesten waren die von Salamanca und von Alcalá de Henares). Auch wurden viele Statuten und Definitionen verabschiedet, um die anfänglichen Absichten besser zu verwirklichen. Praktisch völlig erhalten sind die Definiciones capitulares der Kongregation, die transkribiert und elektronisch gespeichert, aber noch nicht publiziert wurden. Viele als Gelehrte bedeutende Mitglieder der kongregation sind in der 1793 in Burgos erschienenen Biblioteca Cisterciense Espanola von Roberto Muñiz verzeichnet.

Als Cîteaux im 17. Jahrhundert die alte Zisterzienserliturgie aufgab, behielt die kastilische Kongregation sie bis zur Auflösung aller Mönchsklöster im Zuge der Desamortisation 1835 bei, als die Kongregation vom Staat, aber nie vom Orden oder dem Heiligen Stuhl aufgelöst wurde. Sie bestand durch die Nonnenklöster weiter.

Gegenwart

Am 8. Dezember 1994 reaktivierte der Heilige Stuhl die Congregatio Regularis Observantiae S. Bernardi seu de Castella. Am 15. Mai 2007 wurde sie per Dekret der Religiosenkongregation in eine Frauenkongregation mit einer gewählten Äbtissin als Vorsitzender umgewandelt. Äbtissin Präses ist derzeit M. Kándida Saratxaga von Lazkao.

gge, Mai 2020


Zitierempfehlung: Kongregation von Kastilien, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 14.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Kongregation_von_Kastilien