Krotenthaler, Petrus

Petrus I. Krotenthaler

Petrus Krotenthaler

27. Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1443–1472

† 21. Feb. 1472

Petrus I. Krotenthaler erscheint bereits 1425 als Verfasser eines Lateinisch-Deutschen Vokabulariums und war wohl der 1433 genannte Prior Petrus. Am 13. Februar 1443 wurde er von Abt Jean de Blasey von Morimond anlässlich einer Visitation als Abt von Lilienfeld bestätigt. Der Tag seiner Wahl ist nicht bekannt.

Abt Petrus war bestrebt, ein vorbildliches Ordensleben im Konvent zu erreichen. Mit den benachbarten Hohenbergern stand das Stift in einem ungewöhnlich guten Verhältnis, sodass Friedrich von Hohenberg dem Kloster einige Stiftungen machte und sich 1459 dort begraben ließ.

1458, 1471 und 1472 wurden mehrere durch feindliche Einfälle entweihte und zerstörte Kirchen und Altäre im Stift und auf den Außenstationen wieder errichtet und geweiht. Die Kapelle in Annaberg wurde erweitert und mit Altären ausgestattet und durch den Passauer Weihbischof Johannes, Episcopus Victricensis, in Gegenwart des Abtes am 8. Jänner 1444 geweiht. Im Jänner 1450 resignierte der letzte Weltpriester Andreas Stor auf die Pfarre Türnitz, die von da an mit Lilienfelder Patres besetzt wurde. Im selben Jahr wurde auch Wilhelmsburg ganz dem Stift Lilienfeld inkorporiert und dem Lilienfelder Professen Thomas Murr übertragen. Am 20. Februar 1449 erhielt Abt Petrus für sich und seine Nachfolger, wohl auf Anregung Kaiser Friedrichs III., von Papst Nikolaus V. die Erlaubnis, an zwölf Feiertagen des Jahres die Pontifikalien zu gebrauchen. Am 27. April 1462 dehnte Papst Pius II. dieses Recht auf alle Gelegenheiten und Orte aus. Er gab über dies dem Abt die Vollmacht, seinen Mönchen die niederen Weihen zu erteilen sowie liturgische Geräte und Gewänder zu weihen.

Mehrfach wurde Lilienfeld während Krotenthalers Regierungszeit visitiert. Abt Jean de Blasey von Morimond visitierte im Februar 1443, im Juni 1448, im August 1453 und im April 1457, hier zusammen mit Abt Johann Poley von Heiligenkreuz. Die Visitatoren fanden einen Personalstand mit 34 Religionen vor. In den Jahren 1453 und 1457 hatte sich der wirtschaftliche Stand etwas verbessert, es konnten sogar 500 Pfund Guthaben ausgewiesen werden. Abt Georg (IV.) von Heiligenkreuz visitierte im Juni 1472, wobei er einen Schuldenstand von 92 Pfund feststellte. 1448 gestattete Abt Johannes von Morimond die Errichtung eines Winterrefektoriums, das bereits 1382, unter Abt Stephan I., von Kardinal Pileus (Pietro Pileo di Prata) zugesagt worden war.

Am 14. September 1466 beauftragte Abt Humbert de Losne von Cîteaux Abt Petrus, das Zisterzienserinnenkloster zum Heiligen Geist in Ybbs zu visitieren und zu reformieren. Einen neuerlichen Auftrag erhielt er am Jänner 1469 zusammen mit den Äbten von Baumgartenberg und Säusenstein, wobei er die Resignation der Abtissin entgegennahm. Hier auf waren mehrere Jahre hindurch Lilienfelder Patres als Spirituale einge setzt. Am 20. August 1453 gestattete Abt Johannes von Morimond dem Abt, das Kloster mit Mauern und Gräben zu befestigen, wobei aber das Einverstāndnis des Konventes zu beachten war und die Klosterbauten nicht verändert werden durften. 1461 wurde im Brunnenhaus des Kreuzganges ein dreischaliger Bleibrunnen aufgestellt, der sich bis 1789 dort befand.

Abt Petrus starb am 21. Februar 1472 und wurde als erster der Äbte in der Stiftskirche begraben. Sein Grabstein aus Rotmarmor befindet sich im Chorumgang vor dem Benediktusaltar. Zu seinem Nachfolger wurde der Cellerar Jakob gewählt.

gge, Nov. 2020


Daten:

Abbas: conf. 13. Feb. 1443.

Werke:

Latein-Deutsches Vokabularium, 1425 · Index privilegiorum Campililiensis, 1434 · Liber omnium immunitatem, libertatum et redditum Campililiensis, 1435.

Literatur:

Tobner, Paul: Das Stift Lilienfeld 1202–1902, Wien 1902, S. 179 ff. · Müller, Eugen: Professbuch des Zisterzienserstiftes Lilienfeld (= Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige. Ergänzungsband. Nr. 38). St. Ottilien: EOS, 1996, ISBN 3-88096-628-1, S. 118–119.

Zitierempfehlung: Krotenthaler, Petrus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 5.11.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Krotenthaler,_Petrus

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