Le Huu Tu, Tadeo

Tađêô Lê Hữu Từ

Tađêô Lê Hữu Từ OCist

vietnamesischer Zisterzienser und Bischof; Apostolischer Vikar von Phát Diệm

* 29. Okt. 1897 Di Loan, Provinz Quảng Trị, Annam
† 24. April 1967 Gò Vấp, Provinz Gia Định, Südvietnam

Tađêô (Thaddäus) Lê Hữu Từ, Ordensname Anselmo, wurde 1897 in Di Loan (heute zu Cửa Tùng) als Sohn einer kinderreichen katholischen Familie geboren. Zwei seiner Brüder, Joseph und Dominicus, wurden ebenfalls Priester.

Von 1911 an besuchte er das Knabenseminar in Quảng Trị und trat 1921 in das Priesterseminar in Huế ein. In den Jahren 1922 bis 1926 erhielt er die Tonsur und die niederen Weihen und trat im September 1928 in das 1918 von dem französischen Missionspriester Henri Denis gegründete Kloster Phước Sơn ein, das 1934 dem Zisterzienserorden affiliiert wurde. Am 22. Dezember 1928 wurde er von Bischof Marcou MEP (als Vertreter des erkrankten Bischofs Allys MEP von Huế) in Phát Diệm zum Priester geweiht und legte 1930 als P. Anselmus die Profess ab. 1931 wurde er zum Novizenmeister bestellt, legte 1933 die feierliche Profess ab und wurde am 8. September 1936 Prior der rasch aufblühenden Tochtergründung Châu Sơn.

Am 14. Juni 1945 von Papst Pius XII. zum Apostolischen Vikar des nachmaligen Bistums Phát Diệm (rund 100 Kilometer südlich von Hanoi) ernannt, erhielt er am 29. Oktober 1945 von Bischof Jean-Baptiste Tong Nguyên Ba, seinem Vorgänger, in der Kathedrale von Phát Diệm die Weihe zum Bischof von Daphnusia i.p.i. Diese Bischofsweihe war die erste Weihe im unabhängigen Vietnam und die erste Weihe eines vietnamesischen Bischofs, die ohne einen europäischen Bischof oder Missionar stattfand. Die Regierung der Demokratischen Republik Vietnam entsandte eine Delegation (u.a. mit dem am 25. August 1945 abgedankten Kaiser Bảo Đại) zur Zeremonie und überreichte ein Glückwunschschreiben des Präsidenten Hồ Chí Minh, der Phát Diệm am 25. Januar 1946 persönlich besuchte und Bischof Từ bat, (wie Ex-Kaiser Bảo Đại) die Aufgabe eines Regierungsberaters zu übernehmen.

Bischof Từ kümmerte sich um die Bildung in seiner Diözese und gründete eine Grund- und Sekundarschule für 3.000 Schüler. Im Oktober 1950 sandte er eine Gruppe von 50 Personen, Priester, Ordensleute und Laien (Männer und Frauen), zum Studium nach Rom. Unter schwierigen Umständen organisierte er immer noch religiöse Aktivitäten wie Gottesdienste, Exerzitien, Predigten und den feierlichen Empfang der Statue Unserer Lieben Frau von Fatima in der Diözese. Insgesamt schrieb er 90 Hirtenbriefe. Zusätzlich zu rein religiösen Angelegenheiten richtete er ein Einwanderungslager ein, um Menschen unabhängig von ihrer Religion als Kriegsopfer zu helfen.

Als glühender Nationalist unterstützte Bischof Từ die Unabhängigkeit Vietnams von den Franzosen. Nach dem Ausbruch des Krieges im großen Stil am 19. Dezember 1946 tat Lê Hữu Từ sein Bestes, um seine aus ca. 500 Pfarreien bestehende Diözese aus der Schusslinie zu halten, die zusammen mit der Diözese Bùi Chu (zu deren Vikar er im November 1948 ernannt worden war) eine Art autonome – außerhalb der Kontrolle der vietnamesischen Regierung liegende – katholische Zone im oberen Zentralvietnam bildete. Mit seiner aus zwei regulären Bataillonen und fünf Bataillonen Miliz bestehenden Privatarmee, die 1951 etwa 6.000 Personen zählte, gelang es ihm weitgehend, die französischen Kolonialisten und die vietnamesischen Kommunisten in Schach zu halten.

Als Gegner der französischen Kolonialisten und der vietnamesichen Kommunisten gleichermaßen zwischen zwei Stühlen sitzend und auf die Dauer in unhaltbarer Position, willigte Bischof Từ schließlich ein, mit dem aufstrebenden vietnamesischen Staat unter der Führung des ehemaligen Kaisers Bảo Đại zusammenzuarbeiten. Im April 1951 traten die Bischöfe von Bùi Chu und Phát Diệm dem autonomen Staat Vietnam bei. Từs Feindschaft gegenüber dem französischen Kolonialismus blieb jedoch bestehen[1] 1953 riet er Bảo Đại, in die Vereinigten Staaten zu flüchten, anstatt mit den Franzosen zu kooperieren. Persönlich traf er sich mit dem amerikanischen Generalkonsul in Hanoi, um darüber zu verhandeln. Einer der Spitzenfunktionäre der Kommunistischen Partei Indochinas, Trần Đăng Ninh, traf sich mit Từ, um ihn auf der Seite der Demokratischen Republik Vietnam zu halten, ohne Erfolg.

Nach der Teilung Vietnams in zwei Staaten Mitte 1954 zog Lê Hữu Từ am 30. Juni 1954 zusammen mit 143 Priestern und 80.000 Gemeindemitgliedern nach Südvietnam. Später wurde er von der Bischofskonferenz zum Direktor des neu eingerichteten katholischen Zentrums in Saigon bestellt und zum Militärgeistlichen der Republik Vietnam ernannt. 1959 trat er aus gesundheitlichen Gründen von seinen Ämtern zurück und ging zu den Zisterziensern von Châu Sơn, nahm aber noch an allen vier Sitzungsperioden des Zweiten Vatikanischen Konzils teil.

Er starb am 24. April 1967 im Alter von 69 Jahren im Pflegeheim in Gò-Vấp (Stadtteil von Hồ Chí Minh City/Saigon) an Lungenkrebs. Seine sterblichen Überreste wurden auf dem Friedhof des Pflegeheims in einer eigens angelegten Gruft bestattet.

gge, Mai 2020

  1. Seine Feindseligkeit gegenüber den Franzosen war so groß, dass sich General Jean de Lattre de Tassigny 1951 in Rom privat mit dem Papst traf, um zu versuchen, den unabhängig agierenden Bischof zu zügeln.

Daten:

Prof.: 1930, 1933; Sac.: 22. Dez. 1928; Ep.: nom.: 14. Juni 1945, cons. 29. Okt. 1945, res. 1959; Dev.: Vox Clamantis in Deserto (Mt 3,3).

Literatur:

Jacques Dalloz: Dictionnaire de la Guerre d’Indochine 1945–1954. Paris 2006, S. 139 · Jacques Dalloz: La guerre d’Indochine 1945–1954. Paris 1987, S. 151–153.

Zitierempfehlung: Le Huu Tu, Tadeo, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 1.06.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Le_Huu_Tu,_Tadeo

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