Lechleitner, Johann

Johann Lechleitner

Johann Lechleitner

Zisterzienser des nStiftes Stams; Philosoph, Autor

* 01. April 1764 Serfaus, Tirol
† 27. Okt. 1840 Stift Stams, Tirol

Johann Baptist Lechleitner, Taufname Georg Franz de Paula, wurde am 1. April 1764 in Serfaus im Oberinntal geboren. Er kam schon als Kind nach Innsbruck, wo er die Normalschule und das Gymnasium besuchte am damals bestehenden Generalseminar ebenda Theologie studierte. Am 22. August 1790 zum Priester geweiht, war er in der Seesorge und als Lehrer tätig. Als Benefiziat (Supernumerar) in Flaurling, später in Pfunds, gründete er 1794 eine Privatschule, in dem er ca. 80 Schüler in allen Gymnasialfächern unterrichtete (v.a. Latein).

Der gute Ruf des Privatgymnasiums führte dazu, dass Lechleitner bei der Errichtung des Gymnasiums in Hall 1798 als Präfekt und Lehrer der Rhetorik angestellt wurde, und, als die Regierung das Gymnasium in eine Realschule umwandelte, das Rektorat erhielt. Nach Aufhebung des Gymnasiums 1807 unter der bayerischen Besatzung zog er sich zunächst ins Privatleben nach Bozen zurück, bis er 1809 als fürstbischöflicher Hofkaplan und Sekretär nach Brixen berufen wurde. Diese Stellung gab er auf, um am 24. November 1816 als einer der ersten fünf Nozizen in das 1814 wiederhergestellte Zisterzienserstift Stams einzutreten, wo er am 25. November 1817 im Beisein des damaligen Gubernialrates und späteren Fürstbischofes von Brixen Bernhard Galura sowie seines Freundes, des Gubernialrates Josef Rapp als P. Johann Baptist die Profess ablegte.[1]

Da in Stams großer Priestermangel herrschte, war P. Johann die meiste Zeit zur Betreuung der Stiftspfarreien eingesetzt; zwei Jahre war er Kooperator in Mais, dann 1825 in Seefeld. Erst in dem letzten Jahre seines Lebens konnte er sich in das Stift zurückziehen. Zweimal wurde seine pastorale Tätigkeit durch eine Lehrtätigkeit unterbrochen: 1824 lehrte er aushilfsweise Religionswissenschaft am Lyceum in Innsbruck, 1826 Moraltheologie im Prämonstratenserstift Wilten.

Als Philosoph gehörte Lechleiter der durch die beiden Franziskaner Herculan Oberrauch und Philibert Gruber begründeten theologisch-philosophischen Schule an. Neben seiner pastoralen Tätigkeit ließ er in den Jahren 1820 bis 1838 eine Darstellung der Philosophia theoretica et practica in fünf Bänden erscheinen. Eine Darstellung der praktischen Philosophie konnte er nicht mehr zur Ende zu führen; das im Druck erschienene Jus naturae ist nur eine erste Abteilung davon. Der zweite Teil seiner Metaphysik wurde durch seinen Mitbruder P. Kaspar Sonnerer ins Deutsche übersetzt: „Vom Urgrunde und letzten Zwecke aller Dinge“ (1839) und von Josef Görres mit einem Vorwort versehen, das neben einer allgemeinen Charakteristik der Tiroler philosophischen Schule auch eine kurze Übersicht der Schriften Lechleitners bietet.

Lechleitner feierte am 20. August 1840 sein goldenes Priesterjubiläum. Am 27. Oktober desselben Jahres wurde er morgens tot im Bett gefunden.

gge, April 2022

  1. Möglicherweise gaben verwandtschaftliche Beziehungen den Ausschlag für den Klostereintritt, denn die Mutter des Abtes Sebastian Stöckl, Ursula, war eine geborene Lechleitner, ihr Bruder Georg Franz Lechleitner von 1754 bis 1774 Kurat in Landeck. Eine verwandtschaftliche Beziehung ist hier denkbar.

Daten:

Sac.: 22. Aug. 1790; Prof.: 25. Nov. 1817.

Werke:

Philosophia theoretica et practica, Rauch, Innsbruck 1820–1838 (Band 1: Logica, 1820; Band 2: Metaphysicarum disciplinarum Pars I: De universalibus, 1824; Band 3: Metaphysicarum disciplinarum Pars II: De Deo omnium rerum principio et fine ultimo, 1825; Band 4: Metaphysicarum disciplinarum Pars III: Psychologia, 1829; Band 5: Philosophia practica: Jus naturae, 1838) · Von dem Urgrunde und letzten Zwecke aller Dinge. Regensburg: Manz, 1839 (mit einem Vorwort von Joseph von Görres).

Literatur:

Waitzenegger, Franz Josef: Gelehrtenlexikon der katholischen Geistlichkeit Deutschlands und der Schweiz, Band 3. Landshut: Thomann, 1822, S. 283 f. · Werner, Karl: Lechleitner, Georg Johann, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Band 18. Leipzig: Duncker & Humblot, 1883, S. 105 · Muck, Otto: Lechleitner, P. Johannes Bapt. (Georg), in: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL), Band 5. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1972, S. 74.

Normdaten:

GND: 101916445X · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Lechleitner, Johann, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 3.04.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Lechleitner,_Johann

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