Lestrange, Augustin

Augustin de Lestrange

Augustin de Lestrange

Abt von Valsainte; monast. Reformer

* 19. Jan. 1754 Colombier-le-Vieux, Ardèche
† 16. Juli 1827 Lyon-Vaise

Augustin de Lestrange[1], Taufname Louis-Henri, wurde im nördlichen Vivarais als zwölftes von zwanzig Kindern geboren. Sein Vater Louis César de Lestrange gehörte zum verarmten Kleinadel der Region, seine Mutter Jeanne-Pierrette Lalor war väterlicherseits irischer Abstammung. Zur Schule ging er vom siebten Lebensjahr an in Clamecy, später auf das Collège von Tournon-sur-Rhône. Von 1770 bis 1772 studierte er scholastische Philosophie am Seminar St Irénée in Lyon, von 1772 an auf Betreiben des Erzbischofs von Vienne, Jean-Georges Lefranc de Pompignan, Theologie am Priesterseminar St. Sulpice in Paris, wo er sich als einer der Besten hervortat. Zu seinem Abschlussjahrgang gehörten Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord (1754–1838) und Kardinal Anne-Louis-Henri de La Fare (1752–1829). 1776 wurde er zum Diakon geweiht, studierte Rechtswissenschaft und wurde in Lyon eingesetzt. 1778 zum Priester geweiht, wurde er im Mai 1780 zum Generalvikar im Erzbistum Vienne ernannt.

Fünf Monate später machte Lestrange eine überraschende Kehrtwende. Er floh aus seinem Amt und trat gegen den erklärten Willen seiner Familie in das bekannte, in der strengeren Observanz von Rancé stehende Zisterzienserkloster La Trappe (bei Alençon) ein und nahm den Ordensnamen Augustin an. Ein Jahr später legte er die Gelübde ab und wurde zum Sub-Novizenmeister, dann 1785 zum Novizenmeister und Beichtvater im Kloster ernannt. Für seine Novizen schrieb er unverzüglich ein umfängliches Korpus von Instruktionen, in denen das Mönchsleben als täglicher Kampf dargestellt wird.

Als die Französische Revolution am 13. Februar 1790 alle Orden aufhob, zeigte sich der Konvent von La Trappe unschlüssig und gespalten, umso mehr als Abt Pierre Olivier eine Woche zuvor gestorben war. Prior Gervais-Protais Brunel (1744–1794, als Märtyrer seliggesprochen 1995) hoffte auf eine Verhandlungslösung und setzte auf Abwarten. Lestrange war für eine Neugründung im Ausland, hatte aber zu gehorchen. Die den Konvent am 21. November 1790 befragenden Kommissare der Revolution (die den Mönchen gewogen waren) erhielten folgendes Bild: Unter den Chormönchen wollten 42 (von 53) unter allen Umständen in ihrem Kloster bleiben, unter den Konversen 24 (von 37). Über Lestrange steht im Abschlussbericht: „Glühender Fanatiker. Reformator. Man fürchtet im Hause, ihn zum Oberen zu bekommen“ (Fanatique ardent. Réformateur. On craint dans la maison qu’il ne devienne supérieur).

Im Februar 1791 wurde offenkundig, dass das Kloster nicht zu halten war. Prior Gervais, der ihn noch im November seines Amtes als Novizenmeister enthoben hatte, gab Lestrange freie Hand für die auf der Basis seiner zahlreichen Kontakte seit einiger Zeit verfolgten Umsiedlungspläne. Versuche in Flandern und im Bistum Trier schlugen fehl. Erfolgreich war hingegen die Vermittlung des Erzbischofs von Besançon zum in Freiburg im Üechtland residierenden Bischof von Lausanne, Bernhard Emmanuel von Lenzburg (1723–1795), der gleichzeitig Abt des Zisterzienserklosters Hauterive war. Lestrange, dem eine Neugründung im Geiste Rancés vorschwebte, machte sich auf die Reise, holte die Zustimmung des Nuntius und des in der zisterziensischen Hierarchie übergeordneten Abtes von Clairvaux (Louis-Marie Rocourt) ein und erreichte im Kanton Freiburg am 12. April 1791 die Erlaubnis zur Besiedlung (durch höchsten 24 Mönche) der leerstehenden Kartause La Valsainte in 1000 m Höhe südlich von Freiburg.

Lestrange suchte sich in La Trappe die besten Mitstreiter (vor allem junge) aus, die seinen Ansprüchen an Eifer, Gehorsam und Armut genügten, und brach am 1. Mai 1791 mit 22 Mitbrüdern auf (5 Priester, 8 weitere Chormönche, 7 Konversen, 2 Chornovizen und 1 Konversennovize), durchquerte unbehelligt Paris (was seit dem 6. August hätte tödlich enden können) und langte am 1. Juni in La Valsainte an. Am 10. November 1794 wurde Lestrange (per Akklamation) zum Abt gewählt, am 8. Dezember 1794 La Valsainte zur Abtei erhoben („des Ordens und der Kongregation von Notre-Dame de La Trappe“). Es war die erste trappistische Klostergründung außerhalb Frankreichs.

Franz Josef Hausmann

  1. zeitgenössische Aussprache Létrange

Daten:

Louis-Henri; * 19. Jan. 1754 (Colombier-le-Vieux, Ardèche); † 16. Juli 1827 Lyon-Vaise; V.: Louis César de Lestrange; M.: Jeanne-Pierrette Lalor; Sac.: 1778; Vest.: 5. Okt. 1780; Abbas: el. 27. Nov. 1794..

Bibliographie:

Laffay, Augustin-Hervé: Dom Augustin de Lestrange et l'avenir du monachisme (1754–1827). Paris : Cerf, 1998 · Ders.: Dom Augustin de Lestrange. L'oeuvre et l'homme. CCist 61.4 (1999) 311-323. · Ders.: Dom Augustin de Lestrange (1754–1827): The Saga and the Man. CSQ 40.2 (2005) 173–189. · Gildas, Marie: Louis-Henri de Lestrange. In: The Catholic Encyclopedia. Bd. 9. New York : Robert Appleton, 1910

Normdaten:

GND: 120500248 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Lestrange, Augustin, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 7.08.2015, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Lestrange,_Augustin

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