Leusser, Clemens

Clemens Leusser,
auf den sog. Äbtetäfelchen, entstanden um 1755

Clemens Leusser

39. Abt des Klosters Bronnbach 1548–1559; Stadtrat, Bürgermeister, Kaufmann

* 23. Nov. 1518 bei Hardheim
06. Okt. 1572 Wertheim

Clemens Leusser wurde am 23. November 1518 (Clemenstag) in einer Mühle oder einem kleinen Hof bei Hardheim als Sohn des Landwirts Valentin Leusser und seiner Frau Christine Hofrichter geboren. Von 1524 an besuchte er die Schule in Hardheim, dann die in den benachbarten Orten Walldürn, Külsheim und Miltenberg. Am 18. Oktober 1533 trat er auf Drängen seines Vaters in die Zisterzienserabtei Bronnbach ein, zunächst als Schüler, am 15. August 1534 als Novize. Am 10. Februar 1535 legte er die Profess ab. Später versah er verschiedene Klosterämter, bis er nach dem Tode des Abtes Markus Hauck am 26. November 1548, wohl unter Einfluss des ihm schon damals wohlgesonnenen Grafen Michael (III.) von Wertheim, einstimmig zum Abt gewählt wurde. Mit Datum 5. Februar 1549 von Abt Jean Loysier von Cîteaux bestätigt, wurde er am 28. April 1549 durch den Würzburger Weihbischof Georg Flach OSB benediziert.

War Leusser in den ersten beiden Jahren noch ein treuer Anhänger und Verfechter der alten Verhältnisse, wandte er sich doch bald der Reformation zu, deren Vollzug er Ende 1552 dem Grafen Michael meldete. An Ostern 1553 wurde zum erstenmal in Bronnbach und in den Klosterpfarreien das Abendmahl unter beiderlei Gestalt ausgeteilt. Vorher schon hatte Abt Clemens im Kloster 24 unbemittelte junge Leute aufgenommen, um sie zu Lehrern oder Predigern der neuen Lehre auszubilden. Überlagert wurden die Ereignisse um die Reformation von den Ereignissen des Markgräfler Krieges (1552–1554). Das Kloster erlitt vor allem Schaden durch Kriegssteuern und Naturallieferungen an die Kriegsparteien. 1554 musste der Konvent vorübergehend sein Kloster verlassen.

Da der Würzburger Bischof Melchior Zobel gegen ihn vorging – bereits auf der Rückreise von der Frankfurter Herbstmesse 1554 sollte er vom Hochstift Mainz verhaftet werden, konnte sich aber dem Zugriff durch Leugnen seiner Identität entziehen – , fühlte sich Abt Clemens im Kloster nicht mehr sicher und siedelte 1554 mit dem Klosterarchiv und einem wesentlichen Teil des Klosterschatzes in den Klosterhof in der Stadt Wertheim über. Nach dem Tod Michaels von Wertheim am 14. März 1556 steigerte sich der Druck aus Mainz und Würzburg; die Klostergefälle wurden mit Beschlag belegt, um das Kloster wirtschaftlich unter Druck zu setzen, zumal Abt Clemens am 1. Juni 1557 Marie Eberlin geheiratet hatte, eine Tochter des Lutheraners Johann Eberlin von Günzburg, die aber schon bald darauf starb.

In seinem Streit mit den Würzburger und Mainzer Bischöfen um seine Abtwürde und seine Einkünfte und Visitationsrechte wurde Leusser unterstützt vom Grafen Ludwig von Stolberg, Schwiegervater und Nachfolger Michaels III. von Wertheim, und dem Herzog Christoph von Württemberg, die dem Würzburger Bischof Melchior Zobel das Visitationsrecht in Bronnbach bestritten. Der im April 1558 ins Amt gekommene Würzburger Bischof Friedrich von Wirsberg ernannte, da eine vorschriftsmäßige Wahl nicht möglich war, im August 1558 in Würzburg den katholisch gebliebenen früheren Bronnbacher Konventalen und damaligen Pfarrer in Königshofen, Johann Pleitner, zum Abt. Er benedizierte ihn auch am 15. August, installierte ihn aber erst am 25. Januar 1559 (mit bewaffneter Hand), nach Leussers zweiter Eheschließung mit Anna Rüdiger am 25. Oktober 1558, einer Tochter des damaligen Zinsschreibers in Wertheim Valentin Rüdiger (aus dieser Ehe gingen mehrere Kinder hervor).

Die Verhandlungen mit dem seit dem 13. November 1559 als Revisor der Jahresrechnungen in gräflich Stolbergischen Diensten stehenden Leusser kamen am 8. Januar 1560 durch einen – für ihn nicht ungünstigen – Vergleich zum Abschluss. Er bewohnte in Wertheim ein eigenes Haus in der Brückengasse. Von 1561 bis 1563 versah er das Amt eines gräflichen Hausvogts, dann wurde er Bürger in Wertheim, war Mitglied des Stadtrats und des Stadtgerichts, später auch Bürgermeister. 1565 begann er einen Handel mit sämischem Leder. Er starb am 6. Oktober 1572 und wurde auf dem Wertheimer Bergfriedhof begraben, wo noch heute sein Grabstein aus rotem Sandstein erhalten ist.

gge, Dez. 2019


Daten:

Prof.: 10. Feb. 1535; Abbas: el. 26. Nov. 1548, ben. 28. April 1549, res. 1559.

Literatur:

Die Lebensbeschreibung des Abtes Clemens Leusser von Bronnbach. Von ihm selbst geschrieben. Herausgegeben von Dr. Friedrich Wecken. In: Archiv für Reformationsgeschichte (ARG) 8 (1910/11) 246–322 · Aus der Lebensbeschreibung des Abtes Clemens Leusser von Bronnbach, in: Beyer-Fröhlich, Marianne (Hg.): Aus dem Zeitalter der Reformation und der Gegenreformation. Deutsche Literatur. Reihe deutsche Selbstzeugnisse Bd. 5 (Leipzig, 1932) 93–103 (Neudruck Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1964) · Müller, Gregor: Chronik des Klosters Bronnbach, in: Cistercienser Chronik 7 (1895), S. 1–9, 33–44, 65–77, 97–108, 129–141, 161–169, 193–203, 232–243, 266–279, 297–307, 334–343, 360–365, bes. S. 165–168 · Huppertz-Wild, Stefan: Bronnbach – Geschichte und Kunst des ehemaligen Zisterzienserklosters, 2010.

Zitierempfehlung: Leusser, Clemens, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 11.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Leusser,_Clemens

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