Luerwald, Bernhard: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Der aus Hildesheimischem Adel stammende Prembert Joachim von Luerwald (oder Lürwaldt), Ordensname Bernhard, war Professe des Klosters [[Paradies]]. Von dort 1630 zurückgekehrt, wurde er Konventuale im Kloster [[Bredelar]] und von dort von Abt [[Boeßfeldt, Martin|Martin Boeßfeldt]] im Zuge der Rekatholisierung nach dem kaiserlichen Restitutionsedikt von 1629 nach [[Loccum]] versetzt.
 
Der aus Hildesheimischem Adel stammende Prembert Joachim von Luerwald (oder Lürwaldt), Ordensname Bernhard, war Professe des Klosters [[Paradies]]. Von dort 1630 zurückgekehrt, wurde er Konventuale im Kloster [[Bredelar]] und von dort von Abt [[Boeßfeldt, Martin|Martin Boeßfeldt]] im Zuge der Rekatholisierung nach dem kaiserlichen Restitutionsedikt von 1629 nach [[Loccum]] versetzt.
  
Da er sich bei der Besetzung des Loccumer Abtstuhles mit [[Scherenbeck, Johannes|Johannes Scherenbeck]] übergangen fühlte<ref>Der Hildesheimer Adel, u.a. die Schorlemer und Erwitte, traten nachdrücklich für ihn ein und warfen Abt Boeßfeldt vor, Luerwald mit den Versprchen Abt von Loccum zu werden aus Polen gelockt zu haben.</ref>, ging er mit Unterstützung des Ordenskommissars [[Wilhelmi, Petrus|Petrus Wilhelmi]], Abt von [[Eußerthal]], bei Generalabt [[Nivelle, Pierre|Pierre Nivelle]] erfolgreich dagegen vor. Bestätigt von Bischof Wartenberg von Minden, der sich dadurch größeren Einfluss in Loccum versprach, wurde er von Petrus Wilhelmi in Ausübung einer ausdrücklichen Anweisung des Generalabts vom 18. März 1631 – gemeinsam mit seinem [[Michaelstein]]er Kollegen [[Notius, Robert|Robert Notz]] – am 8. Oktober 1631 als Abt in Loccum installiert. Eine Einigung mit Abt Scherenbeck hatte im Juni 1631 stattgefunden.
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Da er sich bei der Besetzung des Loccumer Abtstuhles mit [[Scherenbeck, Johannes|Johannes Scherenbeck]] übergangen fühlte<ref>Der Hildesheimer Adel, u.a. die Schorlemer und Erwitte, traten nachdrücklich für ihn ein und warfen Abt Boeßfeldt vor, Luerwald mit den Versprechen Abt von Loccum zu werden aus Polen gelockt zu haben.</ref>, ging er mit Unterstützung des Ordenskommissars [[Wilhelmi, Petrus|Petrus Wilhelmi]], Abt von [[Riddagshausen]], bei Generalabt [[Nivelle, Pierre|Pierre Nivelle]] erfolgreich dagegen vor. Bestätigt von Bischof Wartenberg von Minden, der sich dadurch größeren Einfluss in Loccum versprach, wurde er von Petrus Wilhelmi in Ausübung einer ausdrücklichen Anweisung des Generalabts vom 18. März 1631 – zugleich mit seinem [[Michaelstein]]er Kollegen [[Notius, Robert|Robert Notz]] – am 8. Oktober 1631 als Abt in Loccum installiert. Eine Einigung mit Abt Scherenbeck hatte im Juni 1631 stattgefunden.
  
Weil wegen der Kriegszeiten die Klosterkasse leer war, lieh er 1631 von seinem Bruder, dem kaiserlichen Rittmeister Ernst von Lüerwald, Erbherrn auf Süttrup, 1200 Taler und verpfändete dafür die im Stift Minden und Hildesheim gelegenen Klostergüter.<ref>Christoph Erich Weidemann: Geschichte des Klosters Loccum. Baier, 1822, S. 81.</ref>  
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Weil wegen der Kriegszeiten die Klosterkasse leer war, lieh er 1631 von seinem Bruder, dem kaiserlichen Rittmeister Ernst von Lüerwald, Erbherrn auf Suttrup, 1200 Taler und verpfändete dafür die im Stift Minden und Hildesheim gelegenen Klostergüter. 1633 hielt Abt Bernhard einen Grenzzug um die Besitzungen des Klosters. <ref>Christoph Erich Weidemann: Geschichte des Klosters Loccum. Baier, Göttingen, 1822, S. 81.</ref>  
  
In Loccum konnte sich Luerwald – mit seinem Prior, dem Bredelaer Konventualen und späteren Abt von [[Derneburg]] [[Ribrock, Jodokus|Jodokus Ribrock]] – während der Schwedenjahre bis ins Spätjahr 1634 halten, musste seinene lange Aufenthaltszeit aber wohl mit einigen Kompromissen erkaufen. So bot er am 21. Januar 1632 in Minden den bischöflichen Räten die Übergabe Loccums an den Administrator von Minden an. Der lehnte aber ab, weil er sich nicht mit den Herzögen von Braunschweig-Wolfenbüttel verfeinden wollte<ref>Wilhelm Schroeder: Chronik der Stadt und des Bistums Minden. Minden: Leonardy, 1886, S. 565.</ref>.
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In Loccum konnte sich Luerwald – mit seinem Prior, dem Bredelarer Konventualen und späteren Abt von [[Derneburg]] [[Ribrock, Jodokus|Jodokus Ribrock]] – während der Schwedenjahre bis ins Spätjahr 1634 halten, musste seine lange Aufenthaltszeit aber wohl mit einigen Kompromissen erkaufen. So bot er am 21. Januar 1632 in Minden den bischöflichen Räten die Übergabe Loccums an den Administrator von Minden an. Der lehnte aber ab, weil er sich nicht mit den Herzögen von Braunschweig-Wolfenbüttel verfeinden wollte<ref>Wilhelm Schroeder: Chronik der Stadt und des Bistums Minden. Minden: Leonardy, 1886, S. 565.</ref>.
  
Nach der Vertreibung oder Flucht aus Loccum wurde Luerwald Generalvikar der Gallasschen Truppen, in deren Gefolge er eine Rückkehr nach Loccum versuchte, und 1643 Propst in [[Wöltingerode]].
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Nach der Vertreibung oder Flucht aus Loccum wurde Luerwald Generalvikar der Gallasschen Truppen, in deren Gefolge er eine Rückkehr nach Loccum versuchte, und 1643 Propst in [[Wöltingerode]], das er mit Zisterzienserinnen aus dem Kloster [[Teistungenburg]] im Eichsfeld wiederbesetzte.
  
Er starb in Ungarn.
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Er starb in Ungarn. Den Abtsstab und einige andere Insignien hatte er nach seiner Vertreibung in Bremen versetzt und nicht wieder eingelöst; sie sind daher verloren.
  
 
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Aktuelle Version vom 6. April 2020, 10:17 Uhr

Bernhard Luerwald

Bernhard Luerwald

Abt des Zisterzienserklosters Loccum 1631–1634

fl. 17. Jhdt.

Der aus Hildesheimischem Adel stammende Prembert Joachim von Luerwald (oder Lürwaldt), Ordensname Bernhard, war Professe des Klosters Paradies. Von dort 1630 zurückgekehrt, wurde er Konventuale im Kloster Bredelar und von dort von Abt Martin Boeßfeldt im Zuge der Rekatholisierung nach dem kaiserlichen Restitutionsedikt von 1629 nach Loccum versetzt.

Da er sich bei der Besetzung des Loccumer Abtstuhles mit Johannes Scherenbeck übergangen fühlte[1], ging er mit Unterstützung des Ordenskommissars Petrus Wilhelmi, Abt von Riddagshausen, bei Generalabt Pierre Nivelle erfolgreich dagegen vor. Bestätigt von Bischof Wartenberg von Minden, der sich dadurch größeren Einfluss in Loccum versprach, wurde er von Petrus Wilhelmi in Ausübung einer ausdrücklichen Anweisung des Generalabts vom 18. März 1631 – zugleich mit seinem Michaelsteiner Kollegen Robert Notz – am 8. Oktober 1631 als Abt in Loccum installiert. Eine Einigung mit Abt Scherenbeck hatte im Juni 1631 stattgefunden.

Weil wegen der Kriegszeiten die Klosterkasse leer war, lieh er 1631 von seinem Bruder, dem kaiserlichen Rittmeister Ernst von Lüerwald, Erbherrn auf Suttrup, 1200 Taler und verpfändete dafür die im Stift Minden und Hildesheim gelegenen Klostergüter. 1633 hielt Abt Bernhard einen Grenzzug um die Besitzungen des Klosters. [2]

In Loccum konnte sich Luerwald – mit seinem Prior, dem Bredelarer Konventualen und späteren Abt von Derneburg Jodokus Ribrock – während der Schwedenjahre bis ins Spätjahr 1634 halten, musste seine lange Aufenthaltszeit aber wohl mit einigen Kompromissen erkaufen. So bot er am 21. Januar 1632 in Minden den bischöflichen Räten die Übergabe Loccums an den Administrator von Minden an. Der lehnte aber ab, weil er sich nicht mit den Herzögen von Braunschweig-Wolfenbüttel verfeinden wollte[3].

Nach der Vertreibung oder Flucht aus Loccum wurde Luerwald Generalvikar der Gallasschen Truppen, in deren Gefolge er eine Rückkehr nach Loccum versuchte, und 1643 Propst in Wöltingerode, das er mit Zisterzienserinnen aus dem Kloster Teistungenburg im Eichsfeld wiederbesetzte.

Er starb in Ungarn. Den Abtsstab und einige andere Insignien hatte er nach seiner Vertreibung in Bremen versetzt und nicht wieder eingelöst; sie sind daher verloren.

gge, Jan. 2020

  1. Der Hildesheimer Adel, u.a. die Schorlemer und Erwitte, traten nachdrücklich für ihn ein und warfen Abt Boeßfeldt vor, Luerwald mit den Versprechen Abt von Loccum zu werden aus Polen gelockt zu haben.
  2. Christoph Erich Weidemann: Geschichte des Klosters Loccum. Baier, Göttingen, 1822, S. 81.
  3. Wilhelm Schroeder: Chronik der Stadt und des Bistums Minden. Minden: Leonardy, 1886, S. 565.

Daten:

Abbas: inst. 8. Okt. 1631.

Literatur:

Seibrich, Wolfgang: Gegenreformation als Restauration. Die restaurativen Bemühungen der alten Orden im Deutschen Reich von 1580–1648 (= Beiträge zur Geschichte des Alten Mönchtums und des Benediktinertums 37). Münster: Aschendorff, 1990, S. 320, 426. ISBN 978-3-402-03972-4.

Zitierempfehlung: Luerwald, Bernhard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 6.04.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Luerwald,_Bernhard

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