Märtyrer von Casamari

Die sog. Märtyrer von Casamari (Sl. Siméon Cardon und fünf Gefährten) sind eine Gruppe von sechs Mönchen und Brüdern der Zisterzienserabtei Casamari bei Frosinone, die in den Tagen vom 13. bis zum 16. Mai 1799 bei einem Überfall französischer Soldaten auf die Abtei ihr Leben verloren. Papst Franziskus erkannte am 26. Mai 2020 ihren heroischen Tugendgrad an und ebnete damit den Weg für ihre Seligsprechung am 17. April 2021.

Geschichte

Im Frühjahr 1799 waren die französischen Revolutionstruppen, die in Neapel die Parthenopäische Republik gegründet hatten, durch die von Kardinal Fabrizio Ruffo reorganisierte bourbonische Armee und die vor den Inseln Ischia und Procida vor Anker liegende englische Flotte gezwungen worden, den Rückzug nach Frankreich anzutreten und die Halbinsel entlang der Küste über Gaeta und Terracina hinaufzumarschieren. Eine Abteilung der Armee MacDonald, bestehend aus etwa fünfzehntausend Mann, unter dem Kommando der Generäle Vetrin und Olivier, nahm jedoch den Weg durch das Landesinnere und kam am 10. Mai in Monte Cassino an, das entvölkert war von den Einwohnern, die in den Bergen Zuflucht gesucht hatten.

Die tausendjährige Benediktinerabtei Montecassino wurde von etwa 1500 Soldaten des Generals Olivier verwüstet, geplündert und geschändet; die Mönche hatten sich nach Terelle in Sicherheit gebracht und die wertvollsten und kunstvollsten Dinge mitgenommen. Der weitere Rückmarsch führte durch die Provinz Frosinone; Städte wie Aquino, Roccasecca und Arce wurden am 11. Mai 1799 geplündert und einige Einwohner getötet. Später kamen die Franzosen auf ihrem Plünderungs- und Zerstörungsmarsch zur Isola del Liri, wo sie am 12. Mai 1799, Pfingstsonntag, alle Arten von Gewalt, Plünderungen, Kirchenschändungen und Zerstörungen verübten und ein Massaker an über fünfhundert Menschen verübten, die versucht hatten, einen schwachen Widerstand zu leisten. Die Namen der Getöteten sind im Totenregister der Kirche San Lorenzo verzeichnet.

Während der Hauptteil der Armee den Weg nach Norden nahm, drang am 13. Mai 1799 um acht Uhr abends eine Gruppe von rund 20 Nachzüglern in die Abtei von Casamari ein, auf der Suche nach Beute. Mehrere Mönche versuchten, nachdem die Franzosen den Tabernakel des Hochaltars aufgebrochen hatten, die liturgischen Gefäße mit den konsekrierten Hostien zu verstecken, um sie vor der Schändung zu schützen, auch die auf dem Altar und auf dem Boden verstreuten Hostien aufzusammeln. Die Soldaten – die weder Geld noch Kostbarkeiten gefunden hatten, mit Ausnahme der Messkelche, die von den Mönchen verteidigt wurden – töteten sechs Zisterzienser mit Säbeln, Bajonetten und Arkebusen, bevor sie nach dreitägigem Wüten die Abtei verließen.

Sie nahmen alles mit, was sie mitnehmen konnten. Eine große Anzahl von Büchern aus der Bibliothek wurde zerrissen und über die Straßen verstreut, ein guter Teil davon konnte dank des Eingreifens einiger Bürger gerettet werden. Die Bande versuchte, die Gebäude in Brand zu stecken. Fünfundzwanzig Tonnen Wein im Keller ließen sie öffnen und in die Küchenräume ausschütten. Eine große Menge Öl ging verloren, weil sie die Gefäße zerschlugen.

Die Leichen der sechs getöteten Ordensleute wurden später von den überlebenden Brüdern begraben. Zum kommissarischen Oberen der Abtei wurde der Franziskaner Bonaventura Trulli aus Veroli bestellt. Der schon 1798 nach Sizilien geflohene Abt Romualdo Pirelli kehrte zehn Monate später nach Casamari zurück. P. Trulli fertigte einen Bericht mit Zeugenaussagen an, der unter dem Titel Breve catalogo delle grazie […] im Abteiarchiv aufbewahrt ist.

Die Gräber der getöteten Zisterzienser zogen bald zahlreiche Pilger und Bittsteller an; es wurde auch von Gebetserhörungen berichtet. Dieser Betrieb störte jedoch die Ruhe des beschaulichen Klosters, sodass Abt Pirelli 1803 den Pilgerstrom unterband, indem er – wie es heißt– den sechs Märtyrern im Gehorsam befahl, keine Gebete mehr zu erhören. Angeblich hatte er damit auch Erfolg. Die Verehrung der sechs Märtyrer hielt jedoch an, sodass ihre sterblichen Überreste in die Abteikirche umgebettet wurden, wo sie sich noch heute befinden.

Die sechs Märtyrer

Simeone Maria Cardon 
Prior; geboren in Cambrai (Frankreich), legte er am 4. August 1782 im Maurinerkloster Saint-Faron in Meaux die Profess ab. Während der Französischen Revolution musste er 1795 aus Frankreich fliehen und fand Zuflucht in Casamari. Er wurde Cellerar und später Prior. Er starb am 14. Mai 1799 an den zugefügten Verwundungen.
Domenico Maria Zawrel 
Novizenmeister; aus Chodov in Böhmen war zunächst Dominikaner in Prag. Im Mai 1776 trat er in die Abtei Casamari ein. Er wurde in der Nacht vom 13. Mai 1799 in der Kapelle der Krankenstation mit Säbelhieben getötet.
Albertino Maria Maisonade 
Chormönch, aus Bordeaux, floh nach Ausbruch der Revolution nach Italien und trat 1792 in Casamari ein. Am 13. Mai 1799 wurde er getötet, während er zusammen mit dem Novizenmeister Dominikus Zawrel in der Krankenkapelle betete.
Zosimo Maria Brambat 
Konverse, wurde in Mailand geboren und trat 1792 in die Abtei Casamari ein. Bei dem Überfall am 13. Mai 1799 tödlich verwundet, starb er drei Tage später, am 16. Mai 1799, etwas außerhalb des Klosters.
Modesto Maria Burgen 
Konverse, aus Burgund (Frankreich), war Zisterzienser der Abtei Sept-Fons, die in der Französischen Revolution unterdrückt wurde. Er trat im Januar 1796 in Casamari ein. Am 13. Mai 1799 wurde er im Korridor des Noviziats getötet.
Maturino Maria Pitri 
Oblate, aus Fontainebleau, kam als Soldat nach Italien. Auf dem Sterbebett im Hospital Veroli erklärte er, im Falle seiner Genesung ins Kloster eintreten zu wollen. Als er sich drei Tage später wieder erholt hatte, wurde er nach Casamari gebracht, wo er am 13. Mai 1799 von einer Gewehrkugel tödlich getroffen wurde.

gge, Mai 2020


Literatur:

Pesenti, Graziano: I martiri cistercensi dell'abbazia di Casamari. 2013. ISBN 978-88-01-05542-9 · Molignini, Luca: Gli abati claustrali dell'Abbazia di Casamari: dall'introduzione della riforma trappista (1717) all'erezione canonica della Congregazione di canonica della Congregazione di Casamari (1929). Casamari: Edizioni Casamari, 2007. ISBN 978-88-86445-12-2, S. 93–94.

Zitierempfehlung: Märtyrer von Casamari, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 27.03.2021, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/M%C3%A4rtyrer_von_Casamari