Marienberg

Marienberg (Klostermarienberg)

Abbatia BMV de Monte Sanctae Mariae in Hungaria
Ort: Klostermarienberg, Gemeinde Mannersdorf an der Rabnitz, Burgenland, Österreich
Observanz: OCist
gegründet: 1196/97
aufgehoben: um 1530–1680 nicht besiedelt
Primarabtei: Morimond
Mutterabtei: Heiligenkreuz

auch: Marienberg in Ungarn, ungarisch: Borsmonostor; ehemalige Zisterzienserabtei, heute Superiorat der Zisterzienserabtei Lilienfeld und Titularabtei; 1196/97 gegründet, um 1530 verwüstet, 1680 als Superiorat wiedererrichtet.

Geschichte der Abtei Marienberg

Der ungarische Banus Dominicus Bors von Miskolc, der einst gelobt hatte, an einem Kreuzzug teilzunehmen, wandelte sein Kreuzzugsgelübde in das Vesprechen um, ein Kloster zu stiften. 1195 schenkte er dem Stift Heiligenkreuz zur Gründung eines neuen Zisterzienserklosters acht Besitztümer (Mannersdorf, Prössing, Strebersdorf, Putzelsdorf, Kroatisch Minihof, Kleinwarasdorf, Agendorf und Babaduri). In Babaduri, das später Klostermarienberg oder Borsmonostor genannt wurde, entstand ab 1197 eine von Heiligenkreuz aus besiedelte Zisterzienserabtei. 1204 stellte Papst Innozenz III. die Neugründung unter päpstlichen Schutz. Die ungarischen Könige beschenkten das Kloster und verbrieften ihm in mehreren Urkunden den königlichen Schutz.

Ein umfangreicher Reliquienschatz im Kloster Marienberg wurde ein wichtiger Anziehungspunkt für Wallfahrer. Bedeutendster Abt von Marienberg war Abt Gutolf von Heiligenkreuz (um 1285–1289/90), der sich als Gelehrter und Verfasser von historischen, hagiographischen und juridischen Schriften profilierte.

Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts litten die ungarischen Klöster, speziell auch Marienberg, unter großem Nachwuchsmangel. Mehrmals erhielt Marienberg im Spätmittelalter personelle Unterstützung aus Heiligenkreuz. Immer wieder kam es zu Übergriffen auf das Kloster und seine Besitzungen in den für Ungarn politisch schwierigen Zeiten des 15. und 16. Jahrhunderts. Um 1530, zwischen der ersten Türkenbelagerung Wiens (1529) und der Belagerung von Güns (1532) wurde das Kloster in Marienberg verwüstet und war von da an mehrere Jahrzehnte nicht bewohnt. Dennoch gab es noch einige Jahrzehnte Geistliche, die als Äbte von Marienberg in Ungarn urkundlich erwähnt wurden.

Geschichte des Superiorates Klostermarienberg

Altarraum
Foto: Stift Lilienfeld/Eleonora Winzek

Nach mehrfachem Besitzerwechsel gelangte das Klostergut von Marienberg in den Besitz der Familie Eszterházy. Graf Paul Eszterházy schenkte 1680 dem Stift Lilienfeld unter Abt Matthäus Kolweiß, der damals Generalvikar des Zisterzienserordens in Österreich und in Ungarn war, das Klostergut von Marienberg, in der Absicht, Marienberg von Lilienfeld aus neu besiedeln zu lassen. Abt Matthäus errichtete in Klostermarienberg ein Superiorat, das von da an von Lilienfelder Patres betreut wurde. Unter Abt Matthäus Kolweiß wurde mit dem Bau der barocken Kirche, der Priesterwohnungen und der Wirtschaftsgebäude begonnen. Auch Abt Caspar Bernhard von Zwettl unterstützte den Wiederaufbau von Marienberg finanziell. Bald konnte Abt Matthäus eine neue Kirche mit dem Patrozinium des hl. Georg weihen. Seit der Zeit von Abt Matthäus Kolweiß gilt der Abt von Lilienfeld gleichzeitig auch als Abt von Marienberg in Ungarn.

1716 kam es zur Gründung der Pfarre Klostermarienberg, die von Anfang an dem Stift Lilienfeld inkorporiert war. Der Superior und Verwalter von Marienberg war von da an gleichzeitig auch Pfarrvikar. Er wurde dabei in der Barockzeit von bis zu drei Mitbrüdern aus Lilienfeld unterstützt, die als Kuraten oder Kapläne in Marienberg eingesetzt waren. Unter dem Lilienfelder Abt Chrysostomus Wieser und Superior Sigismund Hechenfelner erfolgte 1741/42 der Neubau der barocken Klosterkirche. Der Maler Stephan Schaller erstellte das barocke Hochaltarbild „Mariä Aufnahme in den Himmel“ (1757).

Im Frühjahr 1919 wurde Superior Guido Maurer während der ungarischen Räterepublik in einem Gefängnis in Szombathely etwa ein Monat lang gefangen gehalten. Er wurde in Sopron vor das Revolutionstribunal geführt, mit dem Tod bedroht, dann aber frei gelassen.

In der Zeit von Superior Alfred Lang überschritten in Klostermarienberg am 29. März 1945 Soldaten der Sowjetunion die deutsche Reichsgrenze und betraten damit erstmals österreichischen Boden. In der Zeit von Superior Bernhard Steigenberger erfuhr die Klosteranlage von Marienberg mit großzügigen öffentlichen Subventionen eine umfangreiche Restaurierung des Klostergebäudes und archäologische Erforschung der mittelalterlichen Bausubstanz. Kurz danach fand 1996 in der Klosteranlage von Marienberg die burgenländische Landesausstellung „800 Jahre Zisterzienser im pannonischen Raum“ statt. Nach der altersbedingten Rückkehr von Superior Maximilian Cordin 2017 in das Stift Lilienfeld wurde die Pfarre Klostermarienberg von einem Diözesanpriester übernommen. Seit dem 1. September 2021 werden Superiorat und Pfarrei vom Stift Heiligenkreuz personell betreut, derzeit von P. Dominicus Trojahn.

Pius Maurer, März 2020


Literatur:

Kovács,Ignácz: A borsmonostori apátság története. Sopron: Romwalter Alfréd Könyvnyomdája, 1910 · Mussbacher, Norbert: Abt Matthäus Kolweiss von Lilienfeld (1620–1695), in: Analecta Cisterciensia 31 (1975) 3–148 · Zelfel, Hans Peter: Abt Gutolf von Heiligenkreuz, in: 800 Jahre Zisterzienser im pannonischen Raum. Katalog der Burgenländischen Landes-Sonderausstellung 1996. Hornstein, 1996 (= Burgenländische Forschungen. Sonderband 18), 89–91 · Zelfel, Hans Peter: Beiträge zur frühen Geschichte der Zisterzienserabtei Marienberg, in: 800 Jahre Zisterzienser im pannonischen Raum. Katalog der Burgenländischen Landes-Sonderausstellung 1996. Hornstein, 1996 (= Burgenländische Forschungen. Sonderband 18), 140–144.

Zitierempfehlung: Pius Maurer: Marienberg, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 15.10.2021, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Marienberg

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