Martrin-Donos, François-Régis: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Léon Martrin-Donos besuchte das Große Seminar in Albi, empfing 1832 die Priesterweihe und war dann mehrere Jahre in der Seelsorge tätig. Am 21. Aug. 1841 in [[Aiguebelle]] aufgenommen, legte er im folgenden Jahr die Profess ab, wurde bald danach zum Novizenmeister ernannt und schon am 5. Aug. 1843 nach Algerien gesandt. Dort leitete er als Prior unter schwierigsten Bedingungen den Aufbau des Klosters Staouëli. Mehrere Mönche starben am Sumpffieber, Martrin-Donos selbst erkrankte so schwer, dass er an der Einweihung des Klosters durch den Erzbischof von Algier nicht teilnehmen konnte.
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Léon Martrin-Donos-[d'Esplas] stammte aus einer altadeligen Familie, die ihren Namen nach Bourg-de-Martrin in Camarès (Rouergue) hatte. Ein Bernard de Martrin hatte sich Mitte des 14. Jahrhunderts auf dem Schloss d'Esplas niedergelassen. Léon Martrin war der älteste Sohn des Auguste de Martrin-d’Esplas (1780–1866) und seiner Frau Marie-Thérèse-Victoire de Bermond († 1866). Aus derselben Ehe stammten noch drei weitere Kinder, eine ältere Schwester Zoé und zwei jüngere Brüder, deren ältester, Justin, als fr. Thomas-d’Aquin in die Abtei Staouëli eintrat und später nach Aiguebelle ging.
  
Nach einem Erholungsaufenthalt in der Abtei [[Melleray]] besserte sich sein Zustand. Am 28. Oktober 1846 zum Abt des nun selbständigen Klosters gewählt, erhielt er im Dezember in Algier die Benediktion. Die französische Regierung zeichnete ihn im August 1853 für seine Verdienste um die Kolonisierung des Landes Algerien (d.h. den Aufbau des landwirtschaftlichen Betriebs der Abtei) mit dem Kreuz der Ehrenlegion aus. Da der Abt es bis dahin versäumt hatte, im Kloster den Bereich der Mönche von dem der Arbeiter und Soldaten baulich zu trennen, wie es die Klausurvorschriften vorschreiben, erhielt er 1854 nach einer Visitation vom Generalkapitel einen Verweis und wurde nach Aiguebelle zurückbeordert.
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Léon Martrin-Donos besuchte das Große Seminar in Albi, empfing 1832 in Albi die Priesterweihe und war dann mehrere Jahre in der Seelsorge tätig. Am 21. August 1841 in [[Aiguebelle]] aufgenommen, legte er im folgenden Jahr die Profess ab. Als Namenspatron hatte er sich den hl. François Régis SJ erwählt, mit dessen Familie die Martrins verwandt waren. Bald nach der Profess wurde er zum Novizenmeister ernannt und schon am 5. August 1843 nach Algerien gesandt. Dort leitete er – mit staatlicher Unterstützung – unter schwierigsten Bedingungen den Aufbau des Klosters [[Staouëli]]. Mehrere Mönche starben am Sumpffieber, Martrin-Donos selbst erkrankte so schwer, dass er an der Einweihung des Klosters durch den Erzbischof von Algier nicht teilnehmen konnte. Nach einem Erholungsaufenthalt in der Abtei [[Melleray]] besserte sich sein Zustand. Am 28. Oktober 1846 unter dem Vorsitz des nach Algerien gereisten Vaterabtes [[Carayon, Orsise|Orsise Carayon]] von Aiguebelle<ref>Und gegen die Vorbehalte Carayons, der Martrin zwar für einen ausgezeichneten Organisator hielt, aber nicht für den richtigen Mann, sich buchstabengetreu an die Ordensvorschriften zu halten. Ein Vorbehalt, der sich als nicht völlig unbegründet erwies und schließlich 1854 zu Martrins Abberufung führte. (vgl. Bernard Delpal: Le silence des moines, S. 166, FN 41)</ref>zum Abt des nun selbständigen Klosters gewählt, erhielt Martrin-Donos im Dezember in Algier die Benediktion.
  
1855 versetzte das Generalkapitel der Kongregation von La Trappe (''Réforme Nouvelle'') – das wohl einsah, dass es mit seiner Abberufung zu weit gegangen war –  Martrin-Donos als Prokurator nach Rom. Damit verbunden war die Resignation auf seine Abtei. 1858 übertrugen ihm auch die Kongregationen von Sept-Fons und Westmalle die Aufgabe eines Prokurators (bis 1872). In dieser Funktion erwarb sich Martrin-Donos großes Ansehen bei Papst und Kurie. Am 2. April 1868 legte er die feierliche Profess vor Generalabt [[Cesari, Teobaldo|Teobaldo Cesari]] in [[San Bernardo alle Terme]] ab, um damit die Einführung der feierlichen Profess für alle trappistischen Kongregationen zu ermöglichen. 1870 setzte er sich erfolgreich für die Erhaltung der zisterziensischen Liturgie ein. Im Hintergrund setzte er sich für die Vereinigung der trappistischen Oberservanzen zu einem gemeinsamen Orden ein. Daraus entstehende Differenzen waren wohl auch der Grund, warum ihm die Kongregationen der ''ancienne réforme'' (Sept-Fons und Westmalle) 1872 ihr Vertrauen entzogen und den Abt von Scourmont, [[Bouteca, Hyacinthe|Hyacinthe Bouteca]], zu ihrem Generalprokurator bestellten.
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Kloster und Landwirtschaft blühten bald auf. Es wurde auch eine militärische Strafgefangenkolonie in Staouëli eingerichtet, deren Insassen auf den Feldern arbeiten und so resozialisiert werden sollten. 1849 wurde die Konzession, die bis dahin nur auf Widerruf gegolten hatte, von der Regierung als definitiv anerkannt. Die französische Regierung zeichnete Martrin im August 1853 für seine Verdienste um die Kolonisierung des Landes Algerien (d.h. den Aufbau des landwirtschaftlichen Betriebs der Abtei) mit dem Kreuz der Ehrenlegion aus. Auf der Landwirtschaftsmesse in Algier im selben Jahr erhielt Staouëli den ersten Preis und Dom Régis eine Silbermedaille. Allerdings wurde der große Erfolg nicht überall gerne gesehen. Dom [[Charayron, Bonaventure|Bonaventure Charayron]], der neue Abt des Mutterklosters Aiguebelle, warnte Martrin: „Das Kreuz und die Medaillen werden Sie mit ihrem Gewicht erdrücken … Ich gratuliere Ihnen. Aber wir ziehen es vor, das Kreuzes unseres Herrn zu tragen“ und – in einem Brief aus dem Jahr 1854: „Ich rate Ihnen, ihren Rücktritt als Mitglied des Agrarausschusses von Algier zu erklären". Da Martrin es bis dahin versäumt hatte, im Kloster den Bereich der Mönche von dem der Arbeiter und Soldaten baulich zu trennen, wie es die Klausurvorschriften vorschreiben, erhielt er 1854 nach einer Visitation vom Generalkapitel der Kongregation von La Trappe einen Verweis und wurde nach Aiguebelle zurückbeordert. Die Leitung der Abtei Staouëli wurde bis zur Wahl eines Nachfolgers dem Prior von [[La Trappe]], [[Gruyer, Timothée|Timothée Gruyer]], übertragen.
  
Schwer krank legte Martrin-Donos 1879 seine Tätigkeit nieder, die der Vizeprokurator [[White, Stanislaus|Stanislaus White]] übernahm, und begab sich auf Anordnung seiner Oberen zur Erholung auf das Schloss seiner Familie in Monbeton. Dort starb er im folgenden Jahr an den Folgen eines Schlaganfalls. Seine sterblichen Überreste wurden nach Staouëli gebracht und dort beigesetzt (2. Juni 1880).
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1855 versetzte das Generalkapitel der [[Kongregation von La Trappe]] (''Réforme Nouvelle'') – das wohl einsah, dass es mit seiner Abberufung zu weit gegangen war –  Martrin-Donos als Prokurator nach Rom. Damit verbunden war die Resignation auf seine Abtei. 1858 übertrugen ihm auch die Kongregationen von [[Kongregation von Sept-Fons|Sept-Fons]] und [[Kongregation von Westmalle|Westmalle]] die Aufgabe eines Prokurators (bis 1872). In dieser Funktion erwarb sich Martrin-Donos großes Ansehen bei Papst und Kurie. Am 2. April 1868 legte er die feierliche Profess vor Generalabt [[Cesari, Teobaldo|Teobaldo Cesari]] in [[San Bernardo alle Terme]] ab, um damit die Einführung der feierlichen Profess für alle Kongregationen der reformierten Zisterzienser („Trappisten“) zu ermöglichen. Beim Streit um das Zisterzienserbrevier setzte sich Martrin-Donos vehement für dessen Erhaltung ein und erreichte 1871 zusammen mit Generalabt Cesari beim Heiligen Stuhl die Anerkennung der überarbeiteten liturgischen Bücher der Zisterzienser.
  
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Darüber hinaus engagierte sich Martrin-Donos für die Vereinigung der trappistischen Observanzen zu einem gemeinsamen Orden reformierter Zisterzienser, u.a. indem er auf dem Generalkapitel der Kongregation von La Trappe (12. Sep. 1872) den Vorschlag machte, einen gemeinsamen Generalsuperior zu wählen, was aber nicht geschah (Kronpaß/Zakar 19). Daraus entstehende Differenzen waren wohl auch der Grund, warum ihm die Kongregationen der ''ancienne réforme'' (Sept-Fons und Westmalle), die befürchteten, dass die Vereinigung auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner durchgeführt und ihnen die strengere Regelobservanz von La Trappe<ref>Die Klöster der Kongregation von La Trappe lebten nach den strengeren Gebräuchen des Abtes [[Lestrange, Augustin|Augustin de Lestrange]] (1754–1827), die der Kongregationen von Sept-Fons und Westmalle nach den milderen Gebräuchen des Abtes [[Rancé, Armand-Jean|Rancé]] (1626–1700).</ref> aufgezwungen würde, 1872 ihr Vertrauen entzogen und den Abt von Scourmont, [[Bouteca, Hyacinthe|Hyacinthe Bouteca]], zu ihrem Generalprokurator bestellten (Hermans). 1878 wurde dann tatsächlich ein ernsthafter Versuch unternommen, einen Generalsuperior zu wählen (&rarr; [[Vereinigungsversuch 1878]]), der aber 1879 nach einem negativen Votum des Generalprokurators der ''Observantia communis'', [[Smeulders, Henricus|Henricus Smeulders]], an die Ordenskongregation zurückgezogen wurde (Kronpaß/Zakar 19).
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Schwer krank legte Martrin-Donos 1879 seine Tätigkeit nieder, die [[White, Stanislaus|Stanislaus White]] als Vizeprokurator übernahm, und begab sich auf Anordnung seiner Oberen zur Erholung auf das Schloss einer Verwandten, der Comtesse de Mesnard, in Montbeton (bei Montauban). Dort starb er im folgenden Jahr an den Folgen eines Schlaganfalls. Seine sterblichen Überreste wurden nach Staouëli gebracht und dort beigesetzt (2. Juni 1880).
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Das 1854 von dem befreundeten Maler Horace Vernet (1789–1863) geschaffene glorifizierende Gemälde ''Première messe en Kabylie'' (Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne) zeigt Abt Martrin, umgeben von Trappisten und Soldaten, bei der Messfeier am 14. Juni 1853 an einem provisorischen Altar in der Wüste Algeriens.
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Aktuelle Version vom 26. Mai 2020, 16:29 Uhr

François-Régis de Martrin-Donos OCSO

François-Régis de Martrin-Donos

Gründer und 1. Abt von Staoueli, Generalprokurator der Kongregation von La Trappe 1855–1879/80 und der Kongregationen von Westmalle und Sept-Fons 1878–1872

* 13. Okt. 1808 Valence-d'Albigeois
† 13. Mai 1880 Montbeton

Léon Martrin-Donos-[d'Esplas] stammte aus einer altadeligen Familie, die ihren Namen nach Bourg-de-Martrin in Camarès (Rouergue) hatte. Ein Bernard de Martrin hatte sich Mitte des 14. Jahrhunderts auf dem Schloss d'Esplas niedergelassen. Léon Martrin war der älteste Sohn des Auguste de Martrin-d’Esplas (1780–1866) und seiner Frau Marie-Thérèse-Victoire de Bermond († 1866). Aus derselben Ehe stammten noch drei weitere Kinder, eine ältere Schwester Zoé und zwei jüngere Brüder, deren ältester, Justin, als fr. Thomas-d’Aquin in die Abtei Staouëli eintrat und später nach Aiguebelle ging.

Léon Martrin-Donos besuchte das Große Seminar in Albi, empfing 1832 in Albi die Priesterweihe und war dann mehrere Jahre in der Seelsorge tätig. Am 21. August 1841 in Aiguebelle aufgenommen, legte er im folgenden Jahr die Profess ab. Als Namenspatron hatte er sich den hl. François Régis SJ erwählt, mit dessen Familie die Martrins verwandt waren. Bald nach der Profess wurde er zum Novizenmeister ernannt und schon am 5. August 1843 nach Algerien gesandt. Dort leitete er – mit staatlicher Unterstützung – unter schwierigsten Bedingungen den Aufbau des Klosters Staouëli. Mehrere Mönche starben am Sumpffieber, Martrin-Donos selbst erkrankte so schwer, dass er an der Einweihung des Klosters durch den Erzbischof von Algier nicht teilnehmen konnte. Nach einem Erholungsaufenthalt in der Abtei Melleray besserte sich sein Zustand. Am 28. Oktober 1846 unter dem Vorsitz des nach Algerien gereisten Vaterabtes Orsise Carayon von Aiguebelle[1]zum Abt des nun selbständigen Klosters gewählt, erhielt Martrin-Donos im Dezember in Algier die Benediktion.

Kloster und Landwirtschaft blühten bald auf. Es wurde auch eine militärische Strafgefangenkolonie in Staouëli eingerichtet, deren Insassen auf den Feldern arbeiten und so resozialisiert werden sollten. 1849 wurde die Konzession, die bis dahin nur auf Widerruf gegolten hatte, von der Regierung als definitiv anerkannt. Die französische Regierung zeichnete Martrin im August 1853 für seine Verdienste um die Kolonisierung des Landes Algerien (d.h. den Aufbau des landwirtschaftlichen Betriebs der Abtei) mit dem Kreuz der Ehrenlegion aus. Auf der Landwirtschaftsmesse in Algier im selben Jahr erhielt Staouëli den ersten Preis und Dom Régis eine Silbermedaille. Allerdings wurde der große Erfolg nicht überall gerne gesehen. Dom Bonaventure Charayron, der neue Abt des Mutterklosters Aiguebelle, warnte Martrin: „Das Kreuz und die Medaillen werden Sie mit ihrem Gewicht erdrücken … Ich gratuliere Ihnen. Aber wir ziehen es vor, das Kreuzes unseres Herrn zu tragen“ und – in einem Brief aus dem Jahr 1854: „Ich rate Ihnen, ihren Rücktritt als Mitglied des Agrarausschusses von Algier zu erklären". Da Martrin es bis dahin versäumt hatte, im Kloster den Bereich der Mönche von dem der Arbeiter und Soldaten baulich zu trennen, wie es die Klausurvorschriften vorschreiben, erhielt er 1854 nach einer Visitation vom Generalkapitel der Kongregation von La Trappe einen Verweis und wurde nach Aiguebelle zurückbeordert. Die Leitung der Abtei Staouëli wurde bis zur Wahl eines Nachfolgers dem Prior von La Trappe, Timothée Gruyer, übertragen.

1855 versetzte das Generalkapitel der Kongregation von La Trappe (Réforme Nouvelle) – das wohl einsah, dass es mit seiner Abberufung zu weit gegangen war – Martrin-Donos als Prokurator nach Rom. Damit verbunden war die Resignation auf seine Abtei. 1858 übertrugen ihm auch die Kongregationen von Sept-Fons und Westmalle die Aufgabe eines Prokurators (bis 1872). In dieser Funktion erwarb sich Martrin-Donos großes Ansehen bei Papst und Kurie. Am 2. April 1868 legte er die feierliche Profess vor Generalabt Teobaldo Cesari in San Bernardo alle Terme ab, um damit die Einführung der feierlichen Profess für alle Kongregationen der reformierten Zisterzienser („Trappisten“) zu ermöglichen. Beim Streit um das Zisterzienserbrevier setzte sich Martrin-Donos vehement für dessen Erhaltung ein und erreichte 1871 zusammen mit Generalabt Cesari beim Heiligen Stuhl die Anerkennung der überarbeiteten liturgischen Bücher der Zisterzienser.

Darüber hinaus engagierte sich Martrin-Donos für die Vereinigung der trappistischen Observanzen zu einem gemeinsamen Orden reformierter Zisterzienser, u.a. indem er auf dem Generalkapitel der Kongregation von La Trappe (12. Sep. 1872) den Vorschlag machte, einen gemeinsamen Generalsuperior zu wählen, was aber nicht geschah (Kronpaß/Zakar 19). Daraus entstehende Differenzen waren wohl auch der Grund, warum ihm die Kongregationen der ancienne réforme (Sept-Fons und Westmalle), die befürchteten, dass die Vereinigung auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner durchgeführt und ihnen die strengere Regelobservanz von La Trappe[2] aufgezwungen würde, 1872 ihr Vertrauen entzogen und den Abt von Scourmont, Hyacinthe Bouteca, zu ihrem Generalprokurator bestellten (Hermans). 1878 wurde dann tatsächlich ein ernsthafter Versuch unternommen, einen Generalsuperior zu wählen (→ Vereinigungsversuch 1878), der aber 1879 nach einem negativen Votum des Generalprokurators der Observantia communis, Henricus Smeulders, an die Ordenskongregation zurückgezogen wurde (Kronpaß/Zakar 19).

Schwer krank legte Martrin-Donos 1879 seine Tätigkeit nieder, die Stanislaus White als Vizeprokurator übernahm, und begab sich auf Anordnung seiner Oberen zur Erholung auf das Schloss einer Verwandten, der Comtesse de Mesnard, in Montbeton (bei Montauban). Dort starb er im folgenden Jahr an den Folgen eines Schlaganfalls. Seine sterblichen Überreste wurden nach Staouëli gebracht und dort beigesetzt (2. Juni 1880).

Das 1854 von dem befreundeten Maler Horace Vernet (1789–1863) geschaffene glorifizierende Gemälde Première messe en Kabylie (Musée cantonal des Beaux-Arts de Lausanne) zeigt Abt Martrin, umgeben von Trappisten und Soldaten, bei der Messfeier am 14. Juni 1853 an einem provisorischen Altar in der Wüste Algeriens.

gge, März 2010

  1. Und gegen die Vorbehalte Carayons, der Martrin zwar für einen ausgezeichneten Organisator hielt, aber nicht für den richtigen Mann, sich buchstabengetreu an die Ordensvorschriften zu halten. Ein Vorbehalt, der sich als nicht völlig unbegründet erwies und schließlich 1854 zu Martrins Abberufung führte. (vgl. Bernard Delpal: Le silence des moines, S. 166, FN 41)
  2. Die Klöster der Kongregation von La Trappe lebten nach den strengeren Gebräuchen des Abtes Augustin de Lestrange (1754–1827), die der Kongregationen von Sept-Fons und Westmalle nach den milderen Gebräuchen des Abtes Rancé (1626–1700).

Daten:

Sac.: 22. Dez. 1832; Vest.: 29. Aug. 1841; Prof.: 30. Aug. 1842; Abbas: el. 28. Okt. 1846, ben. 18. Dez. 1846; Dev.: Fasciculus myrrhae dilectus meus mihi.

Werke:

Vie du père Marie Éphrem, Vincent-Joseph-Mathieu Ferrer, ou, Histoire d'un moine de nos jours, mort à la abbaye de la Trappe d'Aiguebelle. Avignon : Aubanel, 1842

Literatur:

M.-D., J.-V. de [Julien-Victor de Martrin-Donos]: Histoire généalogique et chronologique de la famille de Martrin-Donos. Toulouse : Charles Douladoure, 1863, S. 28–31 · Le Révérend Père Dom François Régis, de Martrin Donos, abbé fondateur de Staoueli. Montauban: Impr. de Forestié, 1880 [1] · Bersange, J.: Dom François Regis ; procureur general de la Trappe a Rome, fondateur et premier Abbe de notre Dame de Staouëli. Paris : Dumoulins, 1885 (ein hagiographisches Werk, das mehrere Neuauflagen erlebte) · Hermans, Vincent: Notes historiques sur le Procureur Général des l’Orde de Cîteaux. Analecta Cisterciensia 24 (1968), S. 143–152, zu Martrin-Donos: S. 150 · Kronpaß, Immolata und Polykarp Zakar: Die Wahl Leopold Wackarz zum Generalabt. Vorgeschichte, Verlauf, Konsequenzen, wichtigste Dokumente des Generalkapitels vom Jahr 1891. Analecta Cisterciensia 36 (1980), S. 3–86, hier: S. 19, FN 64 · Müller, Gregor: Die Gründung von Staouëli, in: Cistercienser Chronik 8 (1896) [353]–360 · Die Trappisten in Algier und ihr Begründer, Abt Dom Franciskus Regis. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 18.4 (1897), S. 716–721 · Delpal, Bernard: Le silence des moines : les trappistes au XIXe siècle : France, Algérie, Syrie. Paris : Beauchesne, 1998 (S. 94, FN 10) · Vialettes, Madeleine: La Trappe de Staouéli, in: l'Algérianiste, N° 87, septembre 1999 [2].

Zitierempfehlung: Martrin-Donos, François-Régis, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 26.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Martrin-Donos,_Fran%C3%A7ois-R%C3%A9gis

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