Mehrerauer Kongregation

Die Mehrerauer Kongregation, lat. Congregatio Augiensis, ist ein Verband mehrerer selbstständiger Klöster des Zisterzienserordens der gewöhnlichen Observanz (OCist) in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Slowenien und in den USA.

Geschichte

Die Geschichte der Kongregation geht zurück auf die Oberdeutsche Zisterzienserkongregation (gegründet 1618 in Salem, 1623 vom Generalkapitel approbiert) und die nach deren Zusammenbruch im Zuge der Säkularisation 1806 begründete Schweizerische Kongregation, deren Privilegien der Abt von Wettingen-Mehrerau auch nach der Aufhebung der Schweizer Abtei Wettingen behalten hatte.

Schon bei der Wiederbegründung der Abtei Marienstatt 1888 war der Gedanke des Auflebens der ehemaligen Oberdeutschen und Schweizer Kongregation mitbestimmend gewesen. Zusammen mit dem Bischof von Limburg erbat Abt Maurus Kalkum von Wettingen‑Mehrerau (1878–1893) eine Bestätigung dieser Restauration durch den Apostolischen Stuhl. Ausdrücklich wurde darum gebeten, dass die Abtei Marienstatt der Congregatio Helveto‑Cisterciensis angegliedert werde, was durch Reskript der Regularenkongregation vom 9. Mai 1888 erfolgte.

Die heutige Mehrerauer Kongregation entstand formell durch Ablösung der Männerabteien Wettingen-Mehrerau und Marienstatt und der Mehrerau unterstellten Schweizer Frauenklöster von der Österreichisch-Ungarischen Zisterzienserkongregation auf dem Generalkapitel am 17. Juni 1891 in Wien, auf dem Leopold Wackarž, Abt von Hohenfurt, zum Generalabt gewählt wurde. Für Mehrerau, vertreten durch Abt Dominikus Willi von Marienstatt, stellte sich die wichtige Frage des Ausscheidens aus der Österreichisch‑Ungarischen Ordensprovinz. Das Generalkapitel stimmte diesem Antrag zu, ein Dekret der vatikanischen Kongregation für die Bischöfe und Ordensleute vom 20. Juli 1891 bestätigte die wichtigsten Beschlüsse des Generalkapitels.

Die Kongregation wurde zunächst schweizerisch-deutsches Vikariat[1], in den am 8. März 1894 vom Generalabt approbierten Statuten Schweizerisch-­Deutsche Kongregation genannt. Der heutige Name der Kongregation wurde erst 1913 angenommen. Die Statuten wurden 1919 überarbeitet und vom hl. Stuhl 1923 erstmals bestätigt.

Aufblühen der Kongregation

Zuwachs bekam die Kongregation 1898 durch Erwerb der alten Abtei Sittich (Stična) in Slowenien und 1919 durch Erwerb des Priorates Birnau am Bodensee. In den 1920er Jahren kamen noch Himmerod in der Eifel (aufgelöst 2017), Bronnbach/Seligenporten (aufgelöst 1967), Stams in Tirol und Hardehausen (Itatinga) hinzu, 1939 Hauterive und 1977 Spring Bank in Wisconsin (aufgelöst 2011).

1898 kam das Frauenkloster Oberschönenfeld dazu, 1929 kehrte die Abtei Rathausen-Thyrnau in die Kongregation zurück. 1982 kam Mariengarten in Südtirol hinzu, Waldsassen 1986. 1990 wurde die Abtei Eschenbach endgültig wieder in die Mehrerauer Kongregation inkorporiert, 1991 das neugegründete Kloster Marienfeld in Maria Roggendorf, 1993 Lichtenthal in Baden-Baden. 2008 wechselte die in Tschechien (bei Brünn) gelegene Abtei Porta Coeli von der Böhmischen Kongregation vom Reinsten Herzen Mariens zur Mehrerauer Kongregation.

Durch die Gründung der Brasilianischen Kongregation 1961 gingen die in Brasilien gelegenen Klöster Hardehausen-Itatinga, Itaporanga und Itararé der Mehrerauer Kongregation verloren. Mogila hatte sich schon 1953 der polnischen Zisterzienserkongregation Regina Mundi angeschlossen. 1967 wurde Seligenporten aufgehoben, 2011 Spring Bank und 2017 Himmerod.

Gegenwart

Zur Mehrerauer Kongregation gehören neben dem Stammkloster Mehrerau in Bregenz (mit dem Priorat Birnau am Bodensee) die Abteien Marienstatt in Deutschland, Stams in Tirol (mit dem Priorat Untermais), Hauterive in der Schweiz und Stična in Slowenien, ferner dreizehn Frauenabteien: Oberschönenfeld (D), Mariastern-Gwiggen (A), Marienfeld (A), Frauenthal (CH), Magdenau (CH), Lichtenthal (D), Thyrnau (D), Mariazell-Wurmsbach (CH), Maigrauge (CH), Eschenbach (CH), Mariengarten (I), Waldsassen (D) und Porta Coeli (CZ), außerdem das Konventualpriorat Valley of Our Lady (USA).

Geborener Abtpräses (Praeses natus) der Kongregation ist der Abt von Wettingen-Mehrerau, derzeit Vinzenz Wohlwend. Der Vorschlag, diese Regelung zugunsten eines gewählten Abtpräses aufzugeben, wurde auf dem Kongregationskapitel 2006 fast einstimmig abgelehnt.

Die Konstitutionen für Mönche wurden vom Heiligen Stuhl am 13. Oktober 1989, für Nonnen am 22. Februar 1990 genehmigt.

gge, Mai 2020

  1. Der damalige Generalprokurator Heinrich Smeulders wollte ängstlich das Wort „Kongregation“ vermieden wissen, was man aber von Mehrerau und Marienstatt aus unter Berufung auf die nie unterbrochene Kontinuität mit der Oberdeutschen und Schweizerischen Kongregation zurückwies.

Literatur:

Die Zisterzienserkongregation von Mehrerau. Geistliche Grundlagen – Konstitutionen – Geschichte – Klöster. Hrsg. im Auftrag des Kongregationskapitels von der Zisterzienserabtei Mehrerau. Selbstverlag, Bregenz [1995] · Eicheler, Idesbald: Die Kongregationen des Cistercienserordens. Ursprung der Cisterzienserkongregationen und ihr Verhältnis zur Verfassung und zum Generalkapitel des Ordens, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 49 (1931) S. 55–91, 188–227 und 308–340 · Yen, Stephan: Die Zisterzienserkongregation von Mehrerau, in: Den Weg heute gehen: 150 Jahre Zisterzienser in Mehrerau. Herausgegeben von Markus W. Hämmerle. Bregenz: Verlag der Abtei Wettingen-Mehrerau, 2004, S. 66–85 · Zakar, Polikárp: Congregatione Cisterciense di Mehrerau, in: Dizionario degli istituti di perfezione 2 (Roma 1975), 1528ff.

Zitierempfehlung: Mehrerauer Kongregation, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 22.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Mehrerauer_Kongregation