Minguet, Jacques

Jacques Minguet

Jacques Minguet

35. Abt des Klosters Châtillon 1656–1669

* 1597 in oder um Verdun[1]
† 30. März 1681 Soligny-la-Trappe

Jacques Minguet trat im Alter von 13 Jahren in Clairvaux ein und wurde sechs Monate nach seinem Eintritt als Novize eingekleidet. Zwei Jahre danach legte er die Profess ab. Von Abt Denis Largentier in die von Octave Arnolfini reformierte Abtei Châtillon in der Diözese Verdun gesandt, absolvierte er dort ein zweites Noviziat und erneuerte nach einem Jahr gemeinsam mit den anderen Mönchen seine Profess (um 1614). Am 5. Juni 1620 wurde er an der Jesuitenuniversität Pont-à-Mousson zum Bakkalaureus der Philosophie promoviert. Am 12. März 1622 unterzeichnete er gemeinsam mit neun Studenten[2] aus Clairvaux eine vermutlich von Octave Arnolfini entworfene Reformverpflichtung, der sich auch die Abteien Châtillon, Cheminon und La Charmoye anschlossen.[3] 1624 wurde er zum Priester geweiht.

1636 mussten die Mönche das im Kriegsgebiet liegende Kloster Châtillon verlassen und fanden zwölf Jahre in Cheminon, Vaux-de-Cernay, Argensolles und Royaumont Zuflucht. Wo sich Jacques Minguet während dieser Zeit aufhielt, ist nicht bekannt. Als 1648 Abt Joseph Arnolfini die Rückkehr nach Châtillon entschied, ernannte er Minguet zum Oberen und Novizenmeister. In Abwesenheit des in Paris am Collège Saint-Bernard residierenden Abtes, leitete Minguet den materiellen und wirtschaftlichen Wiederaufbau des Konvents, der bald wieder aus zehn bis zwölf Chorreligiosen und mehreren Konversen bestand. Als 1652 erneut der Krieg das Kloster bedrohte, schickte er die meisten Religiosen ins Exil, harrte aber selber mit fünf Mitbrüdern im Kloster aus. Am 30. Oktober 1656, dem Tag nach Abt Arnolfinis Tod, von Generalvikar Charles Bourgeois zum kommissarischen Oberen ernannt, wurde Minguet am 22. November 1656 zum Abt gewählt und am Fest Kreuzerhöhung (14. September) 1656 in Orval von Abt Henri de Meugen benediziert.

Abt Minguets dreizehnjähriges Abbatiat ist weniger durch äußere Ereignisse geprägt als durch sein persönliches, an den ursprünglichen zisterziensischen Idealen orientiertes Vorbild, das schon die Zeitgenossen beeindruckte: Einsamkeit, Gebet, Demut, Arbeit. Obwohl ihm als Abt einige Vorrechte und Erleichterungen zustanden, schonte er sich selber nicht und nahm an allen Gebets- und Arbeitsverpflichtungen persönlich teil. Der Wiederaufbau in Châtillon ging schrittweise voran. Er ließ das Haus des Zehnteinehmers reparieren und 1659 die Fischteiche instandsetzen; die Kirche wurde renoviert und ein neuer Altar mit Steinen aus Verdun errichtet. 1660 wurde die Orgel instandgesetzt und das Kirchenportal erneuert, von 1661 bis 1663 auch die übrigen Konventgebäude wie das Dormitorium und der Kreuzgang.

Daneben nahm er an den Äbteversammlungen der strengen Observanz teil, von denen es während seiner Amtszeit drei gab: 1660, 1661 und 1664[4] (das Treffen von 1666 betraf nur die Oberen der Bretagne). 1658 wurde er auf Bitten des Abtes Henri de Meugen und mit Einverständnis des Abtes Pierre Henry von Clairvaux mit den Regularvisitationen der Abtei Orval beauftragt. 1660 bestellte ihn die Oberenversammlung der strengen Observanz zum Definitor (zusammen mit den Äbten von Étoile und Charmoye und dem Prior von Preuilly) und zum Visitator der Klöster in der Champagne[5]. Außerdem wurde er als Oberer in La Chalade eingesetzt. 1668 traf in Châtillon der Abt von Orval, Charles de Bentzeradt, mit Abt Jean-Armand de Rancé von La Trappe zu Gesprächen zusammen.

Am 26. Oktober 1669, im Alter von 72 Jahren, legte Jacques Minguet sein Amt nieder (Nachfolger: Claude Le Maistre) und kehrte seinem Wunsch entsprechend in die Reihen der Mönche zurück, die 1671 erneut wegen des Krieges aus dem Kloster fliehen mussten. Der resignierte Abt Minguet kam bis 1672 im Kloster Cheminon unter. 1674, mit 77 Jahren, wechselte er in die Abtei La Trappe in der Normandie über, wo er ein erneutes Noviziat, sein drittes, absolvierte und am 19. August 1677, achtzig Jahre alt, ein neues Stabilitätsgelübde ablegte. Trotz seines hohen Alters nahm er keine Erleichterung des strengen Réglements in Anspruch, auch nicht nachdem er 1678 erblindet war. Er starb am Palmsonntag 1681, nachdem er sich noch in die Abteikirche geschleppt hatte, um dort mit Abt Rancés Erlaubnis die Kommunion zu empfangen.[6]

gge, Jan./Feb. 2019

  1. Der lateinische Nekrolog des Arsène Fossier bezeichnet ihn als virdunensis, es ist aber nicht klar, ob sich das auf die Stadt oder die Diözese bezieht.
  2. Weitere Unterzeichner aus Clairvaux waren der spätere Abt Pierre Henry und Joseph Arnolfini, später Abt von Châtillon. Aus anderen Klöstern finden sich die Unterschriften von Bertrand Tissier (Bonnefontaine) und Louis Quinet (Barbery) unter dem Dokument.
  3. Veröffentlicht in: Zakar, Polikárp: Histoire de la Stricte Observance de l’Ordre cistercien depuis ses débuts jusqu’au généralat du cardinal de Richelieu. Bibliotheca cisterciensis, Band 3, Rom 1966, S. 152–155
  4. In Anwesenheit des Abtes Armand-Jean de Rancé von La Trappe, der mit Abt Dominique Georges von Val-Richer auf eine Mission nach Rom delegiert wurde.
  5. Dazu gehörten bedeutende Klöster der strengen Observanz wie Cheminon, La Chalade, La Piété-Dieu (Ramerupt), Vauclair, La Charmoyes und Argensolles.
  6. Den Kommunionempfang in seiner Krankenzelle hatte er verweigert.

Daten:

Abbas: el. 22. Nov. 1656, ben. 14. Sep. 1656, res. 26. Okt. 1669.

Literatur:

Cousinat, Jean-Luc, Carminati, Philippe: Le « Père Ancien » : l’itinéraire de dom Jacques Minguet (1597–1681), abbé de Châtillon, un initiateur de l’Étroite Observance parmi d'autres, in: Cîteaux 41 (1990) 313–346.

Zitierempfehlung: Minguet, Jacques, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 22.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Minguet,_Jacques

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