Nägeli, Leopold

Leopold Nägeli

Leopold Nägeli

Zisterzienser der Abtei St. Urban; Stiftsorganist in Luzern 1870–1874

* 05. Mai 1804 St. Urban, Gemeinde Pfaffnau
† 24. März 1874 Luzern

Leben

Leopold Nägeli wurde am 5. Mai 1804 in St. Urban als Sohn des Klosterschreiners Leopold Nägeli und der Elisabeth geborene Hunkeler aus Altishofen geboren. Sein Vater stammte aus Legau im bayerischen Hochstift Kempten, von wo er als Schreinergeselle nach Luzern gekommen war. Hier lernte ihn der damalige Abt Ambrosius Glutz von St. Urban kennen und zog ihn 1795/96 nach St. Urban. Von seiner Kunstfertigkeit zeugen noch die Kirchentüren der Pfarrkirche in Ruswil und das prächtige Täfelwerk in der früheren Bibliothek des Klosters.

Der Sohn Leopold erhielt früh Orgel-, Klavier- und Violinunterricht, auch im Kloster St. Urban, in das er 1823 als Novize eintrat. Zu Ehren seines 1814 bei der Typhusepidemie gestorbenen Vaters wurde ihm ausnahmsweise gestattet, den Taufnamen als Klosternamen beizubehalten. Sein ebenfalls in St. Urban eingetretener Bruder Johann (1806–1834) erhielt den Namen des Abtes Friedrich Pfluger. Von seinen vier (alle älteren) Schwestern wurde eine, Friederika, Zisterzienserin in Wurmsbach, die jüngeren besorgten Leopold später den Haushalt; die jüngste überlebte ihn.

Am 20. Mai 1826 erhielt Leopold Nägeli durch Abt Friedrich die Tonsur und die minores, von Bischof Petrus Tobias Yenni in Freiburg die majores, am 9. Juni 1827 das Subdiakonat, am 14. September 1828 das Diakonat und am 20. September 1828 die Priesterweihe. In den folgenden Jahren war P. Leopold Organist und Kapellmeister (1829–1848) und nach Verlegung des Lehrerseminars nach St. Urban von 1841 bis 1847 Musik- und Zeichenlehrer ebenda. Daneben war er Beichtvater und Prediger in den umliegenden Ortschaften und nahm an Volksmissionen teil.

Nach der Klosteraufhebung 1848–1850 wurde er Kaplan, Lehrer und Organist in Sachseln im Kanton Obwalden, 1850 Kaplan und Organist an der Hofkirche in Luzern. Von hier aus war er auch wieder für den Orden tätig: er wurde zum außerordentlichen Beichtvater und später vom apostolischen Nuntius auch zum Visitator des Zisterzienserinnenklosters Eschenbach bestellt. Auch den aus Rathausen vertriebenen und in Eschenbach untergekommenen Zisterzienserinnen leistete er wesentliche Dienste, indem er ihnen bei der Anmietung des ehemaligen Kapuzinerklosters St. Josef in Schwyz und dem Umzug dorthin mit Rat und Tat zur Seite stand. [1] Auch seine seelsorgerische Tätigkeit übte er in Luzern weiter aus, wie schon in St. Urban als Beichtvater und Prediger, dazu als Präses der Marianischen Kongregation (1852–1869).[2]

Viele Jahre lang wählte ihn die Luzerner kantonale und städtische Behörde in die Aufsichtskommission für die Musik am Gymnasium und den Stadtschulen, deren Präsident er später wurde. 1858 wurde er von der Regierung in die Schulkommission des Kreises Kriens und Malters gewählt, lehnte aber wegen der weiten Entfernung der Schulen aus Gesundheitsrücksichten ab. 1862 wurde er Chordirigent. Als Orgelfachmann betreute er die Renovierung der Hoforgel und weitere Orgelbauten in der Schweiz. Für Orgelgutachten wurde er bis nach Basel und Bern gerufen.

Er starb nach Langer Krankheit am 24. März 1874 und wurde auf dem Friedhof neben der Hofkirche begraben. Sein Porträt wurde in die Reihe berühmter Luzerner aufgenommen; noch im Jahr seines Todes erschien eine Biographie.

Bedeutung

Leopold Nägeli gilt als bedeutendster Kirchenmusiker von St. Urban des 19. Jahrhunderts. Ihn zeichnete weniger schöpferische Kraft als kapellmeisterliche Vielseitigkeit aus. Diese umfasst das Umarbeiten von Messen Haydns, Mozarts und älterer Meister für die im 19. Jahrhundert reduzierte St. Urbaner Besetzung, Choralbearbeitungen und -neukompositionen, den Musikunterricht am Seminar (1841–1847) und im Konvent und die Direktion musikalischer Aufführungen in Kirche und Konzert. Sein kompositorisches Werk ist bis auf zwei Orchestermessen und ein Larghetto für Streicher und Bläser verschollen. 1848 verfasste er ein Musikalienverzeichnis des Klosters.

gge, Okt. 2023

  1. Aufenthalt der Gemeinschaft dort von 1855 bis 1875, dann in Vézelise bei Nancy; seit 1902 in Thyrnau.
  2. Fleischlin, Bernhard: Die grosse Lateinische Congregation unter dem Titel von: Unser Lieben Frauen unbefleckter Empfängniss: Congregatio Latina Literatorum sub titulo: Immaculatae conceptionis B. V. Mariae zu Luzern : ihr Ursprung und ihre Schicksale, 1576–1885. Luzern: Räber, 1885, S. 78.

Daten:

Vest.: 5. Dez. 1823; Prof.: 1824; Sac.: 20 Sep. 1828.

Literatur:

Erinnerungen an P. Leopold Nägeli sel. gewesener Conventual von St. Urban, später Präbendar und Organist an der Hofkirche in Luzern. Solothurn: Schwendimann, 1874 · Häfliger, Alois (Hrsg.): Sankt Urban 1194–1994. Ein ehemaliges Zisterzienserkloster. Bern: Benteli, 1994.

Normdaten:

GND: 1044934271 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Nägeli, Leopold, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 17.10.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/N%C3%A4geli,_Leopold

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