Naszályi, Emil

Emil Naszályi
Foto: Abteiarchiv Zirc

Emil Naszályi OCist

Zisterzienser der Abtei Zirc; Klostergründer und spiritueller Schriftsteller

* 15. Dez. 1910 Bicske, Komitat Fejér, Ungarn
07. Nov. 2002 Érd, Komitat Pest, Ungarn

Emil Naszályi, Taufname János, wurde am 15. Dezember 1910 in Bicske im Komitat Fejér geboren; seine Eltern waren János Naszályi und Mária Keindl. Er besuchte das Zisterziensergymnasium in Budapest, wo er die letzten beiden Klassen bereits als Oblate absolviert. Am 29. August 1929 als Novize in die Zisterzienserabtei Zirc eingetreten, legte er am 30. August 1930 die zeitliche Profess ab. Von 1930 bis 1932 studierte er an der Theologischen Hochschule in Zirc und setzte sein Studium am Angelicum in Rom fort, bis 1938.

Am 30. Aug. 1934 legte er in der Abteikirche von Zirc die feierliche Profess ab. Die Priesterweihe empfing er am 7. Juli 1935 in der Basilika Santi Giovanni e Paolo im Rom durch Luca Ermenegildo Pasetto OFM Cap, Titularbischof von Geritana. 1936 wurde er in Rom mit einer Arbeit über die Doctrina Francisci de Vitoria de statu zum Doktor der Philosophie und 1938 mit einer Arbeit über die Idea theologica Otto Frisingensis de rebus historicis et politicis zum Doktor der Theologie promoviert. Von 1937 bis 1938 war er Klerikerpräfekt im Generalatshaus der Zisterzienser in Rom.

Nach der Zeit der apostolischen Visitation des Ordens durch Abt Hubertus Noots OPraem wurde er Novizenmeister in Zirc 1938[1], dazu war er Archivar und Bibliothekar von 1938 bis 1941, darüber hinaus lehrte er Regelauslegung, Kirchenmusik und Gregorianik, später Moral- und Pastoraltheologie an der theologischen Hochschule von Zirc. Er war auch Präses die Marienkongregation in Zirc und hielt im ganzen Land Exerzitien ab. Ab 1942 bereitete er die Wiedereinführung der vor dreihundert Jahren in Ungarn ausgestorbenen Zisterzienserinnen vor.[2] Abt Vendel Endrédy beauftragte Pater Emil am 20. August 1944 offiziell mit der Reorganisation der Zisterzienserinnen in Ungarn. Um sich dieser Aufgabe mit ganzer Kraft widmen zu könne, legte er sein Amt als Novizenmeister nieder.

Die ersten Kandidatinnen wurden Abt Endrédy im September 1944 vorgestellt. Am 11. Juni 1945 zogen sie vorübergehend nach Nagyesztergár, wo der Pfarrer ihnen ein Bauernhaus angeboten hatte. Bischof József Mindszenty von Veszprém gründete das Zisterzienserinnenkloster Regina Mundi offiziell am 29. September 1945, weil es nach dem Krieg schwierig war, mit dem Generalatshaus in Rom Kontakt aufzunehmen, offiziell vorerst als Diözesangemeinschaft. Die ersten elf Novizinnen wurden am 16. Dezember 1945 in der Pfarrkirche von Nagyesztergár unter dem Vorsitz von Abt Vendel eingekleidet. Zum Zeitpunkt der Landzuteilung erhielten die Nonnen ca. 25 Hektar Land mit einem verfallenen Schafstall darauf. Nachdem dieser restauriert worden war, zogen sie am 24. Juni 1946 dorthin. Der Ort wurde Bakonyboldogasszony genannt. Die ersten acht Nonnen legten am 17. Dezember 1946 ihre zeitliche Profess ab und wählten ihre erste Oberin, die 19-jährige Gemma Punk, die jüngste der Gemeinschaft. In den folgenden Jahren führte Pater Naszályi die Schwestern nach und nach in die Bräuche und Praktiken des zisterziensischen Lebens ein.[3] Wegen der relativ hohen Anzahl an neuen Kandidatinnen, die im Mai 1949 aufgenommen wurden, wurde in Todipuszta, Komitat Somogy, ein neues Kloster mit dem Namen Somogyboldogasszony gegründet. Am 17. Dezember 1949 legten die ersten sieben Schwestern ihr ewiges Gelübde ab und und Mutter Gemma wurde zur Priorin auf Lebenszeit gewählt. P. Emil war während dieser Zeit, von 1948 bis 1950, Sonntags- und Festprediger (Missarius) in Gézaháza, einem Meierhof bei Bakonyboldogasszony.

Bald jedoch sahen sich Pater Emil und die Gemeinschaft mit der Zwangsschließung der ungarischen Klöster durch die kommunistische Regierung konfrontiert. Am 21. November 1950 mussten sie Bakonyboldogasszony verlassen. Die Schwestern und ihr geistlicher Vater beschlossen jedoch, ihr Gemeinschaftsleben heimlich fortzusetzen. Sie wurden vorübergehend in kleinere Gruppen aufgeteilt und lebten in Pfarreien und bei Verwandten. In der Zwischenzeit suchten Pater Emil und Mutter Gemma nach einem geeigneten Ort, um das Gemeinschaftsleben fortzusetzen. Nach langer Suche gelang es ihnen, ein kleines Haus in Érd bei Budapest zu kaufen, das sie am 2. Februar 1951 bezogen – zunächst nur vier Personen, was den Anschein einer Familie erweckte: P. Emil, seine Mutter, Schwester Hedvig, die ihren Nachnamen geändert hatte, wurde als Schwester von Pater Emil bezeichnet, und Mutter Gemma als seine Nichte. Nach und nach zogen auch die übrigen Schwestern Érd. Pater Naszályi lehrte von 1951 bis 1952 am Mária-Ward-Kollégium, wo Religionslehrerinnen ausgebildet wurden. Einige seiner dortigen Schülerinnen schlossen sich bald der Gemeinschaft von Regina Mundi an.

Jahrzehntelang war P. Emil das geistliche Oberhaupt der Gemeinschaft, die im Verborgenen lebte. Er verfasste geistliche Texte und übersetzte einige Schriften der mittelalterlichen Zisterzienserautoren ins Ungarische. Ab den 1960er Jahren hielt er, da er die Möglichkeit hatte, ins Ausland zu reisen, Exerzitien in mehreren Zisterzienserklöstern des kommunistischen Blocks ab. Am 24. Oktober 1968 brach die Staatssicherheit in die Gemeinschaft ein, Pater Emil und Mutter Gemma wurden einen Monat lang jeden Tag verhört. Die Anwerbung neuer Mitglieder wurde daraufhin verboten, aber sie entgingen einer Inhaftierung. Er stand auch in ständigem Kontakt mit seinen Zircer Mitbrüdern, insbesondere mit den Novizen, die er ausbildete.

Nach dem Fall des Kommunismus baute der Konvent in Érd ein Kloster und eine Kirche, die 1993 eingeweiht wurden. Pater Emil blieb für den Rest seines Lebens in Regina Mundi und starb dort am 7. November 2002.

Nivárd Halász, Feb. 2022

  1. Wegen seines jungen Alters war er offiziell nur stellvertretender Novizenmeister, tatsächlich erfüllte er jedoch alle damit verbundenen Aufgaben.
  2. Im Mittelalter gab es in Ungarn vier Zisterzienserinnenklöster (Veszprémvölgy, Pozsony, Ivanics und Brassó). Das Kloster Veszprémvölgy überlebte am längsten. 1538 flohen die Nonnen vor den vorrückenden Türken nach Körmend im äußersten Nordwesten Ungarns. Die letzte Nonne starb hier um 1640.
  3. Ursprünglich sollten zwei Schwestern aus dem Schweizer Kloster Magdenau kommen, um beim neuen Kloster zu helfen, dies konnte jedoch wegen des Vormarsches der Kommunisten in Ungarn nicht erreicht werden.

Daten:

Vest.: 29. Aug. 1929; Prof.: 30. Aug. 1930, 30. Aug. 1934; Sac.: 7. Juli 1935.

Werke:

Doctrina Francisci de Vitoria de statu. Róma, 1937 · Idea theologica Otto Frigisensis de rebus historicis et politicis. Róma, 1939 · A munka Prohászka gondolatvilágában. (Prohászka füzetek 4.) Rozsnyó, 1940 · Történet-szemlélet a XII. században, in: Bölcseleti Közlemények 7 (1941) · Csúcsok és szakadékok. Budapest, 1982 (auch ins Russische übersetzt) · La vocation monastique. Boulaur, 1983 · Mit Bernhard von Clairvaux ins Abenteuer der Liebe. St. Ottilien, 1989 · Szólít az Isten. Budapest, 1989 · A szellemek megkülönböztetése a lelkiség történetében, in: Szolgálat 85. sz. (1990) 5–18 · Isten titka az emberben. Budapest, 1993 · Szomjazlak, Istenem. Budapest 1996 · Jézussal. Budapest, 1996 · Isten kezében. Budapest, 1997 · Törekedjünk fölfelé. Budapest, 1997 · Fogadjátok a Szentlelket. Bp. 1998.

Literatur:

Schematismus Congregationis de Zirc S. Ordinis Cisterciensis ad annum scholarem 1942/43. Budapest, 1942 · P. Emil Naszályi OCist. Zum 10. Todestag - von den Zisterzienserinnen der Abtei Regina Mundi, in: Cistercienser Chronik. 120 (2013), S. [317]–324 · Eine Schwester von Regina Mundi: Regina Mundi. Histoire d’un monastére hongrois de soeurs cisterciennes, in: Collectanea Cisterciensia 78 (2016), S. 315–321 · Halász, Tibor: „Szentséggel és bátorsággal” – Az érdi Regina Mundi Ciszterci Apátság története a 20. században, in: Opuscula Historica III. – Tanulmányok a Történész műhelyből. Budapest, 2019, S. 227–242.

Zitierempfehlung: Naszályi, Emil, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 21.02.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Nasz%C3%A1lyi,_Emil

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