Oeyen, Maria Anna: Unterschied zwischen den Versionen

Zeile 15: Zeile 15:
 
Maria Johanna von Oeyen (auch Oeijen) war eine Tochter des Freiherrn Johann Nicolaus Ernst von Oeyen († 4. Mai 1763) und der Maria Elisabeth Beerens († 2. April 1769). Sie trat am 27. Mai 1759 in die Zisterzienserinnenabtei St. Ludwig in [[Dalheim]] bei Vlodrop ein und wurde 1774 zu Äbtissin gewählt. Als solche ließ sie 1775 nach einem Brand die heutige Klostermühle („Dalheimer Mühle“) erbauen, die ihr Wappen mit der Jahreszahl trägt.
 
Maria Johanna von Oeyen (auch Oeijen) war eine Tochter des Freiherrn Johann Nicolaus Ernst von Oeyen († 4. Mai 1763) und der Maria Elisabeth Beerens († 2. April 1769). Sie trat am 27. Mai 1759 in die Zisterzienserinnenabtei St. Ludwig in [[Dalheim]] bei Vlodrop ein und wurde 1774 zu Äbtissin gewählt. Als solche ließ sie 1775 nach einem Brand die heutige Klostermühle („Dalheimer Mühle“) erbauen, die ihr Wappen mit der Jahreszahl trägt.
  
1787/88 spaltete ein Streit den Konvent: ein ehemaliger, von der Äbtissin wegen seines vertraulichen Umgangs mit einigen Nonnen ermahnter Klosterkaplan erhob Vorwürfe wegen angeblich unmoralischen Lebenswandels gegen die Äbtissin, widerrief aber später. Nachdem sich vier der neun Ordensfrauen bei Vaterabt [[Wiegels, Bernhard|Bernard Wiegels]] von der Abtei [[Kamp]] beschwert hatten, setzte dieser die Äbtissin 1788 ohne Prüfung ihrer Unschuldsbehauptung ab; die Äbtissin war wegen eines angeblichen Verhältnisses mit ihrem Rentmeister Reinhartz ins Gerede gekommen. Äbtissin von Oeyen appellierte an Generalabt [[Trouvé, François|François Trouvé]] von [[Cîteaux]], der die Angelegenheit durch Abt [[Pöttken, Stephan|Stephan Pöttken]] von [[Marienfeld (Münsterland)|Marienfeld]] (als Generalvikar des Ordens am Niederrhein) untersuchen ließ. Dieser rehabilitierte die Äbtissin und setzte sie wieder ein. Die vier intrigierenden Ordensfrauen gaben ihren Widerstand auf und erneuerten ihr Gehorsamsgelübde. Die um ihr Ansehen besorgte Familie von Oeyen sorgte dafür, dass der Rentmeister entlassen wurde, der in Dalheim vor allem wegen seines Konkubinats mit zwei unehelichen Kindern keinen guten Ruf hatte.
+
1787/88 spaltete ein Streit den Konvent: ein ehemaliger, von der Äbtissin wegen seines vertraulichen Umgangs mit einigen Nonnen ermahnter Klosterkaplan erhob Vorwürfe wegen angeblich unmoralischen Lebenswandels gegen die Äbtissin, widerrief aber später. Nachdem sich vier der neun Ordensfrauen bei Vaterabt [[Wiegels, Bernhard|Bernard Wiegels]] von der Abtei [[Kamp]] beschwert hatten, setzte dieser die Äbtissin 1788 ohne Prüfung ihrer Unschuldsbehauptung ab; die Äbtissin war wegen eines angeblichen Verhältnisses mit ihrem Rentmeister Reinhartz ins Gerede gekommen. Äbtissin von Oeyen appellierte an Generalabt [[Trouvé, François|François Trouvé]] von [[Cîteaux]], der die Angelegenheit durch Abt [[Pöttken, Stephan|Stephan Pöttken]] von [[Marienfeld (Münsterland)|Marienfeld]], Generalvikar des Ordens am Niederrhein, untersuchen ließ. Dieser rehabilitierte die Äbtissin und setzte sie wieder ein. Die vier intrigierenden Ordensfrauen gaben ihren Widerstand auf und erneuerten ihr Gehorsamsgelübde. Die um ihr Ansehen besorgte Familie von Oeyen sorgte dafür, dass der Rentmeister entlassen wurde, der in Dalheim vor allem wegen seines Konkubinats mit zwei unehelichen Kindern keinen guten Ruf hatte.
  
 
Nach der Klosteraufhebung im nach dem Frieden von Lunéville 1801 französisch gewordenen Departement Roermond durch napoleonisches Dekret vom 6. Juni 1802, brachte sie wertvolle Stücke des Klostergutes vor raubenden französischen Truppen in Sicherheit; eine Reliquie mit einem Partikel des Kreuzes Christi übergab sie dem damaligen Orsbecker Pfarrer Franciscus Kanehl, einem ehemaligen Kanoniker des ebenfalls aufgehobenen St. Georgs-Stiftes Wassenberg, der damit die bis heute aufrechterhaltene Wallfahrt nach Orsbeck begründete.
 
Nach der Klosteraufhebung im nach dem Frieden von Lunéville 1801 französisch gewordenen Departement Roermond durch napoleonisches Dekret vom 6. Juni 1802, brachte sie wertvolle Stücke des Klostergutes vor raubenden französischen Truppen in Sicherheit; eine Reliquie mit einem Partikel des Kreuzes Christi übergab sie dem damaligen Orsbecker Pfarrer Franciscus Kanehl, einem ehemaligen Kanoniker des ebenfalls aufgehobenen St. Georgs-Stiftes Wassenberg, der damit die bis heute aufrechterhaltene Wallfahrt nach Orsbeck begründete.

Version vom 8. Januar 2020, 17:40 Uhr

Maria Anna von Oeyen

Maria Anna von Oeyen

letzte Äbtissin des Klosters Dalheim 1774–1802

* 2. Sep. 1737 Kaldenkirchen
† 4. Jan. 1813 Wassenberg

Maria Johanna von Oeyen (auch Oeijen) war eine Tochter des Freiherrn Johann Nicolaus Ernst von Oeyen († 4. Mai 1763) und der Maria Elisabeth Beerens († 2. April 1769). Sie trat am 27. Mai 1759 in die Zisterzienserinnenabtei St. Ludwig in Dalheim bei Vlodrop ein und wurde 1774 zu Äbtissin gewählt. Als solche ließ sie 1775 nach einem Brand die heutige Klostermühle („Dalheimer Mühle“) erbauen, die ihr Wappen mit der Jahreszahl trägt.

1787/88 spaltete ein Streit den Konvent: ein ehemaliger, von der Äbtissin wegen seines vertraulichen Umgangs mit einigen Nonnen ermahnter Klosterkaplan erhob Vorwürfe wegen angeblich unmoralischen Lebenswandels gegen die Äbtissin, widerrief aber später. Nachdem sich vier der neun Ordensfrauen bei Vaterabt Bernard Wiegels von der Abtei Kamp beschwert hatten, setzte dieser die Äbtissin 1788 ohne Prüfung ihrer Unschuldsbehauptung ab; die Äbtissin war wegen eines angeblichen Verhältnisses mit ihrem Rentmeister Reinhartz ins Gerede gekommen. Äbtissin von Oeyen appellierte an Generalabt François Trouvé von Cîteaux, der die Angelegenheit durch Abt Stephan Pöttken von Marienfeld, Generalvikar des Ordens am Niederrhein, untersuchen ließ. Dieser rehabilitierte die Äbtissin und setzte sie wieder ein. Die vier intrigierenden Ordensfrauen gaben ihren Widerstand auf und erneuerten ihr Gehorsamsgelübde. Die um ihr Ansehen besorgte Familie von Oeyen sorgte dafür, dass der Rentmeister entlassen wurde, der in Dalheim vor allem wegen seines Konkubinats mit zwei unehelichen Kindern keinen guten Ruf hatte.

Nach der Klosteraufhebung im nach dem Frieden von Lunéville 1801 französisch gewordenen Departement Roermond durch napoleonisches Dekret vom 6. Juni 1802, brachte sie wertvolle Stücke des Klostergutes vor raubenden französischen Truppen in Sicherheit; eine Reliquie mit einem Partikel des Kreuzes Christi übergab sie dem damaligen Orsbecker Pfarrer Franciscus Kanehl, einem ehemaligen Kanoniker des ebenfalls aufgehobenen St. Georgs-Stiftes Wassenberg, der damit die bis heute aufrechterhaltene Wallfahrt nach Orsbeck begründete.

Maria Anna von Oeyen kam bei ihrer Schwester in Wassenberg unter, wo sie am 4. Januar 1813 starb und begraben wurde.

gge, Jan. 2020


Daten:

E.: 27. Mai 1759; Abbatissa: 1774.

Literatur:

J. Verzijl: Oeijen, Maria Anna van, in: Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek. Deel 7 (1927) · Peter Geuskens, Delaatste abdis van dalheim en haar rentmeester in opspraak?, in: De Maasgouw 123, 2004.

Zitierempfehlung: Oeyen, Maria Anna, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 8.01.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Oeyen,_Maria_Anna

Vorlage:Page.name: OEYEN, Maria Anna OCist (1737–1813) – Biographia Cisterciensis