Ottokar (Lilienfeld)

Ottokar

Ottokar

14. Abt des Zisterzienserstifts Lilienfeld 1316–1336

† 6. Nov. 1336

Ottokar wurde in der zweiten Hälfte des Jahres 1316 zum Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld gewählt. Über sein Leben vor der Wahl ist nichts bekannt.

Während seiner Regierungszeit wurden viele Zukäufe und Stiftungen gemacht und das Kloster baulich erweitert. Auch er stand, wie sein Vorgänger Paul II., beim Königshaus in gutem Ansehen. König Friedrich stiftete am 18. Juni 1321 100 Pfund für einen Jahrtag. Elisabeth, die Gemahlin Herzog Heinrichs, vertraute Abt Ottokar vorübergehend (bis zum 19. März 1327) wichtige Dokumente zur Aufbewahrung an, darunter ihren Morgengabbrief.

Am 17. September 1330 gestattete Herzog Albrecht die (bereits unter Abt Paul begonnene) Befestigung des Marktes Wilhelmsburg mit Mauern und Gräben. Um das Jahr 1330 richtete der Abt ein Bittgesuch um Inkorporation der Pfarre Wilhelmsburg und Witzleinsdorf an den Hl. Stuhl mit der Begründung, dass das Kloster über 100 Mönche zähle und deshalb die Infirmerie erweitert werden müsse, wozu die Einkünfte von Wilhelmsburg dienen sollten. Am 28. Dezember 1331 vereinigte Bischof Albert von Passau diese Pfarre unter der Bedingung mit der Infirmerie, dass vom Siechenmeister dem Bischof ein Weltpriester präsentiert werde und seine Einkünfte gesichert sind. Eine besondere Seelgerätstiftung machte Chunrad von Dürnstein im Namen seiner Gemahlin Elisabeth am 12. Juli 1330 für den Konvent und die Bedürftigen. Am Jahrestag sollte jeder Konventuale zwei Fische und besseren Wein erhalten, für die Armen aber an der Pforte 600 Brote und zwei Eimer Wein ausgegeben werden. Daneben wurden auch zahlreiche Wachsstiftungen für die Altäre in der Stiftskirche gemacht.

In Wien wurde der Hof erweitert. Die Kapelle auf dem Tannberg wurde 1332 fertig. Am 7. September 1332 weihte sie Bischof Albert von Passau im Beisein Abt Ottokars und des Propstes Heinrich von St. Pölten. Die Kapelle wurde dann von Mönchen des Stiftes betreut. Am 13. Dezember 1333 stiftete Gottschalk von Neytberg zu einem Jahrtag für sich und seine Familie die Kapelle zu Ehren des hl. Wolfgang an der Ostseite des Kapitelhauses, die jedoch 1810 durch einen Brand zerstört wurde. Der Hof in Pfaffstätten wurde 1332 erweitert. Unter Abt Ottokar wird das älteste noch vorhandene Totenbuch zum erstenmal erwähnt.

Im Kloster bestand eine Schreibstube. Als Skriptores sind bekannt: Ulrich von Sieghardskirchen, Christian und Konrad Pinzerna (Schenk). Am 6. Juli 1320 nahm das Chorherrenstift St. Florian und am 12. Juli 1330 das Stift St. Andrä an der Traisen Abt und Konvent von Lilienfeld in die Gebetsverbrüderung auf, ebenso das Benediktinerstift Melk am 14. September 1329. Am 11. Juni 1330 wohnte Abt Ottokar der Wahl von Abt Heinrich Krembser von Melk als Zeuge bei. In Abt Ottokars Amtsperiode wurden für 2700 Pfund landwirtschaftliche Flächen und Weingärten angekauft.

Aus Ottokars Zeit sind rund 225 Urkunden nachweisbar, von denen er in 181 namentlich genannt ist, zum erstenmal am 21. Dezember 1316, zum letzten Mal am 9. Mai 1336. Sein Todestag ist am 6. November 1336 im Nekrologium eingetragen. Zu seinem Nachfolger wurde Leopold gewählt.

gge, Nov. 2020


Daten:

Abbas: el. 1316.

Literatur:

Tobner, Paul: Das Stift Lilienfeld 1202–1902. Zur Erinnerung an die Feier des 700jährigen Jubiläums dieses Cistercienserstiftes. Wien, 1902, S. 105ff. · Müller, Eugen: Professbuch des Zisterzienserstiftes Lilienfeld (= Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige. Ergänzungsband. Nr. 38). St. Ottilien: EOS, 1996, ISBN 3-88096-628-1, S. 70f., Nr. 505.

Zitierempfehlung: Ottokar (Lilienfeld), in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 21.11.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Ottokar_(Lilienfeld)

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