Peckenstorfer, Dominik

Dominicus Peckenstorfer
Äbtegalerie Lilienfeld

Dominik Peckenstorfer

52. Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1747–1786

* 16. Juli 1705 Purgstall an der Erlauf
† 23. Sep. 1786 Lilienfeld

Dominik Peckenstorfer, Taufname Johann Jakob, wurde am 16. Juli 1705 in Purgstall an der Erlauf geboren. Sein Vater war der Ratsbürger und Eisenhändler Adam Peckenstorfer, seine Mutter barbara Rosina Staudinger. Er hatte noch zwei Brüder.

Johann Jakob trat im Jahr 1726 in das Stift Lilienfeld ein und legte am 1. November 1727 die Profess ab. Danach studierte er Philosophie und Theologie in Wien und schloss dieses Studium als Baccalaureus theologiae ab. Am 10. April 1730 empfing er die Priesterweihe.

Im Kloster bekleidete er daraufhin verschiedene Ämter, darunter Sakristeidirektor von 1732 bis 1737, Novizenmeister 1738 und Präses der Erzbruderschaft des hl. Josef 1732 bis 1740. Außerhalb war er von 1740 bis 1746 Pfarrvikar in Meisling. Unmittelbar vor seiner Wahl war er seit 1746 Administrator am Annaberg.

Abt des Stiftes Lilienfeld

Nachdem Abt Chrysostomus Wieser (1716–1747) verstorben war, wurde im Stift Lilienfeld unter dem Vorsitz von Abt Marian Pittreich aus Stift Rein eine Abtwahl abgehalten[1]. In dieser wurde am 16. Mai 1747 P. Dominik Peckenstorfer zum Abt gewählt und am 21. Mai benediziert.

Aufbauend auf der guten Wirtschaftsführung seines Amtsvorgängers konnte Abt Dominik die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Stiftes weiter ausbauen. Sein Versuch am Annaberg Silber zu schürfen schlug jedoch fehl, ein Gipsabbau war äußerst ertragreich.

Abt Dominik begann einige bauliche Maßnahmen im Stift und in den Pfarren. So wurde in der Stiftskirche eine neue Orgel (von Ignaz Gatto) errichtet und die Josephskapelle[2] innen restauriert. Viele Pfarren wurden neu errichtet und mussten daher mit Seelsorgeeinrichtungen versehen werden. Darunter sind Loiwein 1783, Unterdürnbach 1784 oder Lehenrotte 1785 zu nennen. Die massive Aufstockung der pfarrlichen Seelsorge ist der Politik Kaiser Josephs II. (1765–1790) geschuldet, der versuchte, die kontemplativen Elemente der Klöster zu beseitigen. Weitere Maßnahmen waren die Renovierung von Schloss Unterdürnbach 1747–1757, von Klostermarienberg 1755–1765 und der Neubau des Hauses in der Wiener Weihburggasse 1768–1773, wo der Abt auch sehr extravagant Hof hielt. 1775 ließ er ein neues Kirchenportal errichten und den Marmoraltar in der Josephikapelle aufstellen. Beides findet sich heute noch am jeweiligen Platz. Ebenso versah er die Pfarrkirchen Türnitz, Stratzing und Wilhelmsburg mit Altären aus Marmor.

Im Stift selbst ließ er den Kaisertrakt neu einrichten, stattete die Gästezimmer prunkvoller aus und hatte das Ziel den kaiserlichen Hoheiten den größtmöglichen Komfort zu bieten. In der Prälatur ließ er beim Vorsaal der Prälatur eine Kapelle einrichten, die er dem gekreuzigten Erlöser weihte. Auch hier ließ er einen Marmoraltar errichten und stattete die Kapelle mit einer Fußbodenheizung aus. Auch die kaiserliche Familie hatte Zugang zur Kapelle. Alle genannten Altäre wurden aus grauem Marmor geformt und weisen starke Ähnlichkeiten zueinander auf.

Neben diesen baulichen und wirtschaftlichen Tätigkeiten war Abt Dominik ab 1748 Ständeverordneter des Prälatenstandes und nahm 1765 als Vertreter von Generalvikar Rainer Kollmann, Abt des Stiftes Zwettl, am Generalkapitel teil.

Die rege Bautätigkeit des Abtes, aber auch Naturkatastrophen, die zu großen wirtschaftlichen Einbußen führten, mündeten in hohe finanziellen Belastungen und eine Schuldenkumulation des Stiftes. Daher wurde Abt Dominik 1785 vom Kapitel gezwungen, die Wirtschaftsführung an die Patres Wilhelm Haagen, Superior von Klostermarienberg, und den Waldmeister und Kämmerer Aelred Deimer abzugeben, die somit zu Temporaladministratoren wurden. Daraufhin ließ der Staat eine Prüfung der Verhältnisse im Stift durchführen und zwang nach der Fertigstellung des Berichts dieser Prüfung 1786 das Stift eine Temporal- und Spiritualadministration einzusetzen. Abt Dominik hatte somit sämtliche äbtliche Rechte und Pflichten verloren. Am 20. Mai 1785 wurde der Ramsauer Lokalkaplan P. Joseph Markl zum regierenden Prior gewählt, die Verwaltung der Güter übernahm Hofbuchhaltungsoffizial Ignaz Castelli. Abt Dominik resignierte am 18. Februar 1786 offiziell.

Am 12. Juni 1786 wurde der Prior des Benediktinerstiftes Melk, P. Maximilian Stadler, als Kommendatarabt eingesetzt und das Stift Lilienfeld für die endgültige Aufhebung vorbereitet, die am 24. März 1789 erfolgte, die Abt Dominik Peckenstorfer aber nicht mehr erlebte. Er starb am 23. September 1786 an den Folgen eines Schlaganfalls und wurde von Kommendatarabt Maximilian Stadler auf dem Lilienfelder Friedhof in einem Erdgrab beigesetzt.

Nikolaus Kastenberger, März 2020

  1. Assistenten waren Abt Robert Leeb von Heiligenkreuz und Abt Roman Mayerl von Säusenstein.
  2. Die Josephikapelle ist ein Anbau an den nördlichen Teil des Querhauses der Basilika und war von 1653 bis 1783 Sitz der Lilienfelder Erzbruderschaft vom heiligen Joseph.

Daten:

Prof.: 1. Nov. 1727; Sac.: 10. April 1730; Abbas: el. 16. Mai 1747, ben. 21. Mai 1747.

Literatur:

Becziczka, Ambros: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgebung, (Historische und topographische Darstellung der Pfarren, Stifte, Klöster, milden Stiftungen und Denkmähler im Erzherzogthume Österreich 6), Wien 1825, S. 208–217 · Hauptmann, Othmar: Stift Lilienfeld: Ein Führer durch seine Sehenswürdigkeiten, Lilienfeld 1928 · Matriken der Pfarre Purgstall: Tauf-/Trauungs-/Sterbeprotokolle der Pfarre Purgstall von 1681–1709, aufgerufen unter: http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/st-poelten/purgstall/, am 25. März 2020 · Maurer, Pius: Die Geschichte des Stiftes Lilienfeld, In: Campililiensia. Geschichte, Kunst und Kultur des Zisterzienserstiftes Lilienfeld, Lilienfeld 2015, S. 25f. · Müller, Eugen: Geschichtlicher Abriss des Stiftes Lilienfeld seit 1700: Mit besonderer Berücksichtigung äußerer Einflüsse auf das Leben im Konvent, Lilienfeld 1979, S. 48–96 · Müller, Eugen: Profeßbuch des Zisterzienserstiftes Lilienfeld, (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 38), Sonderausgabe, St. Ottilien 1996 · Mussbacher, Norbert: Das Stift Lilienfeld, Wien 1976.

Zitierempfehlung: Peckenstorfer, Dominik, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 25.03.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Peckenstorfer,_Dominik

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