Pförtner, Heinrich

Heinrich Pförtner

Heinrich Pförtner

40. Abt des Zisterzienserklosters Ebrach 1641–1646

* um 1605 Unterspiesheim
† 3. Okt. 1646 Ebrach

Der aus Unterspiesheim (heute Gemeinde Kolitzheim) stammende Heinrich Pförtner (Portner) legte am 13. Mai 1627 im Kloster Ebrach die Profess ab. Abt war damals Johannes Dressel (1618–1637). In Würzburg wurde Heinrich Pförtner am 18. September 1627 zum Subdiakon, am 14. April 1629 zum Diakon und am 20. September 1631 zum Priester geweiht. Die Priesterweihe stand unter denkbar schlechten Vorzeichen, denn der Vorstoß der schwedischen Armee von König Gustav Adolf brachte nach dem Sieg bei Breitenfeld am 17. September 1631 den Krieg mit all seinen Schrecknissen schnell nach Franken. Bei der durch den Vorstoß der Schweden veranlassten Auflösung des Ebracher Konvents floh Heinrich Pförtner unmittelbar nach der Priesterweihe nach Westen. Im Weißfrauenkloster in Mainz, einem Zisterzienserinnenkloster, feierte er schließlich seine Primiz. Dann zog es ihn weiter in das Kernland des Zisterzienserordens.

Er kam um 1633 nach Clairvaux, wo er sich, der Überlieferung nach, vier Jahre aufhielt. Joseph Agricola (1618–1680), der Ebracher Geschichtsschreiber, der ab 1645 unter Abt Heinrich Pförtner im Kloster hospitierte, berichtet, dass er dort wie ein Angehöriger des eigenen Klosters angesehen worden sei und man ihn nur ungern wieder nach Ebrach zurückkehren hatte lassen. Diese besondere Wertschätzung belegt auch die Aussage von Claudius Vaussin, der sich zur gleichen Zeit wie Heinrich Pförtner in Clairvaux aufgehalten hatte, und als Generalabt bei seiner Visitation in Ebrach 1654 den damals bereits verstorbenen Mitbruder Heinrich Pförtner lobend erwähnte. Von Clairvaux soll Heinrich Pförtner einen Bußgürtel, Zeichen der Demut und der Bußgesinnung, mitgebracht haben. Mitgebracht hat er auch Abschriften der Zeremonien von Cîteaux und Clairvaux.

Als Heinrich Pförtner Ende 1637 nach Ebrach zurückkehrte, stand sein Altersgenosse Johannes Pfister (1637–1641), gerade gewählt, einem personell ausgedünnten und verarmten Kloster vor. Heinrich Pförtner nahm die Aufgabe des Subpriors wahr und betreute zugleich die Pfarrei im nahen Klosterdorf Burgwindheim. Abt Johannes verstarb nach nur dreijährigem Abbatiat am 19. September 1641 und Heinrich Pförtner wurde am 17. Oktober 1641 unter dem Vorsitz des Langheimer Abtes Johannes Gagel zum Abt gewählt[1] und am 31. August 1642 von Abt Gagel benediziert. Fast genau fünf Jahre lang stand er dem Kloster vor, das sich in dieser Zeit von den Kriegsereignissen nur ganz langsam zu erholen begann. Als Abt forderte und förderte Heinrich die Rückkehr zum geregelten Klosterleben nicht nur in seinem eigenen Kloster, sondern auch als Provinzialvikar bzw. Generalvikar des Zisterzienserordens in Franken. Auf dem Provinzialkapitel der Oberdeutschen Kongregation 1642 in Schöntal hatte er als dienstältester Vikar einer der Provinzen der oberdeutschen Kongregation in Vertretung des erkrankten Generalvikars, Abt Thomas Wunn von Salem, den Vorsitz inne. Am 1. Oktober 1642 forderte er zu Beginn der Versammlung die Vertreter der Klöster zur Förderung der Kongregation auf. Die Entwicklung der Kongregation war ihm ein besonderes Anliegen. Im Streit um die Gültigkeit der Wahl von Claudius Vaussin zum Generalabt des Ordens von 1643 bis 1645 setzte er sich für diesen ein.

Im September 1646 zwang ihn dann aber eine schwere Krankheit aufs Krankenbett. Nach drei Wochen verstarb er am 3. Oktober 1646. Am 6. Oktober wurde er in seinem Kloster bestattet. Erhalten hat sich sein bescheidener Grabstein, der wie andere Grabsteine auch nach der Säkularisation 1892/03 unter dem Fußboden versteckt worden war und 1902 entdeckt, aber „offenbar wieder überdeckt“ wurde, möglicherweise weil der Stein beschädigt und die Schrift schwer lesbar war. Als Inschrift wird überliefert: „Anno Domini MDCXLVI quinto nonas Octobris obiit Reverendus in Christo Pater ac Dominus Dominus Henricus Pörtner de Spiesheim XXVII. Abbas Ebracensis“.

Nachdem Ebrach unter Heinrich Pförtner gesichert war, konnte unter seinem Nachfolger Petrus Scherenberger (1646–1658) der zielstrebige Neubeginn einsetzen.

Leonhard Scherg, September 2023

  1. Wiedergabe des Textes der Wahlurkunde (Instrumentum electionis) sowie der Bestätigung durch Abt Thomas Wunn von Salem in: Conclusiones aliquot iuridicae, concernentes causam, coram excelsissimo Consilio Caesareo-Imperiali Aulico, inter Reverendissimum Dominum Dn. Ludovicum, Celeberrimi Monasterii Ebracensis Sacri Ordinis Cisterciensis Abbatem& Vicarium per Franconiam Generalem&c. Ex una,& Celsissimum ac Reverendissimum Dominum Dn. Johannem Godefridum, Episcopum Herbipolensem,& Ducem Franconiae, ex altera parte, pendentem. s. l. (1690), S. 14–15 [1].

Daten:

Prof.: 13. Mai 1627; Subdiakon: 18. Sep. 1627; Diakon: 14.04.1629; Sac.: 20. Sep. 1631; Abbas: 17. Okt. 1641, ben. 31. Aug. 1642.

Literatur:

Scherg, Leonhard: Die fränkischen Zisterzienser zur Zeit von Heinrich Pförtner, Mönch und Abt von Ebrach (1641-1646), in: Cistercienser Chronik 130 (2023), S. 370–383 · Kaspar, Adelhard: Chronik der Abtei Ebrach, Münsterschwarzach 1971, S. 158–159 · Wirth, Josef: Die Abtei Ebrach. Zum achthundertjährigen Gedenken. 1127–1927, Gerolzhofen 1928, S. 41–42 · Jäger, Johannes: Series abbatum et religiosorum exempti monasterii Ebracensis, Ord. Cisterc., a tempore 1126 beati Adami I abbatis, usque ad annum 1803, in: Cistercienser Chronik 14 (1902), passim, hier S. 235–237 · Selner, Wilhelm: Brevis notitia monasterii b. v. M. Ebracensis sac. Ordinis Cisterciensis in Franconia, Romae 1739, S. 175–177.

Zitierempfehlung: Pförtner, Heinrich, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 3.10.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Pf%C3%B6rtner,_Heinrich

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