Pospel, Andreas

Andreas Pospel

Andreas Pospel

Abt der Klöster Himmelwitz 1645–1648 und Rauden 1648–1679

† 9. Feb. 1679

Andreas Emmanuel Pospel, latinisiert Pospelius, geboren in Schönwald bei Gleiwitz, war Professe der oberschlesischen Zisterzienserabtei Rauden. Er war ein Mann von imponierender Gestalt, mit hoher Stirn, länglichem Gesicht, gewaltiger Stimme und ausgezeichnetem Gedächtnis, das ihn bis zu seinem Lebensende nicht verließ.

Nach dem Tod des Abtes Bartholomäus Beil († 4. Nov. 1644) am 25. Januar 1645 zum Abt des Klosters Himmelwitz postuliert, übernahm er ein völlig verarmtes und im Dreißigjährigen Krieg zerstörtes Kloster, dessen Zustand er langsam und mühsam verbessern konnte. Da der Krieg noch einige Jahre fortdauerte, wiederholten sich Erpressungen und Lieferungen, Im März 1647 hielten sich 3000 Mann schwedisches Militär drei Tage in Himmelwitz auf und plünderten die Pfarrkirche, in der die Einwohner ihre Habseligkeiten deponiert hatten. Durch umsichtige Wirtschaft und regen Fleiß konnte der Abt bei seinem Weggang ein Vermögen von 1174 schlesischen Talern hinterlassen.

Am 5. April 1648 zum Abt in Rauden gewählt, kehrte er in sein Professkloster zurück, das ebenfalls in Ruinen lag und das er in den einundreißig Jahren seiner Regierungszeit mit großer Anstrengung wieder empor brachte. Seine erste Sorge galt der Verminderung der drückenden Schuldenlast. Die vernachlässigten Güter und Vorwerke, die bis dahin weder ihn noch die verbliebenen sieben Mönche ernähren konnten, brachte er wieder in Ordnung, ebenso die Industrie- und Gewerbeanlagen wie Eisenhütten, Glashütte und Pottaschesiederei, sodass er wieder imstande war, fünfzehn Mönche mit Nahrung und Kleidung zu versorgen. Zur Wiederherstellung der Freiheiten, Rechte und Privilegien sammelte er selbst die Urkunden, die größtenteils zerstreut, der Siegel beraubt und teilweise nur in vidimierten Abschriften vorhanden waren, nachdem eine Feuersbrunst im Ratiborer Franziskanerkloster die angrenzende Wohnung des Notars eingeäschert hatte, dem sie zur Kopie vorlagen. Mühsam wurden sie wieder zusammengebracht und am 30. Juli 1660 in Graz von Kaiser Leopold II. eigenhändig bestätigt. 1655 war die Finanzkraft des Klosters soweit wiederhergestellt, dass es der Stadt Gleiwitz 250 schlesische Taler und 1665 und 1667 dem Reichsgrafen Georg von Oppersdorf, der die Herrschaft Ratibor am 10. November 1642 von Kaiser Ferdinand III. erworben hatte, 16500 Taler gegen den üblichen Zins leihen konnte. Dazu kamen noch weitere Darlehen in den folgenden Jahren.

Jahrelang trug sich Abt Andreas mit dem Gedanken, das verfallene Klostergebäude durch einen Neubau zu ersetzen, und bemühte sich die benötigten Mittel aufzubringen. Schon im August 1659 suchte er dazu um eine staatliche Beihilfe nach. Um seine Bittschrift in die Hände des Kaisers zu legen, war er persönlich nach Wien gereist, hatte den in Pressburg weilenden Kaiser aber nicht angetroffen und das Schreiben einem Sekretär des Staatskanzlers übergeben müssen. Die Angelegenheit versandete infolgedessen zunächst. Erst im Mai 1671 konnte mit eigenen Mitteln mit dem Neubau unter der Leitung des fürstbischöflichen Baumeisters Melchior Werner aus Neiße begonnen werden. Zu Pospels Lebzeiten entstanden der Ost, der West- und der Nordfügel. Der Südflügel und die Bedachung konnten erst 1680 unter seinem Nachfolger Joseph Hering vollendet werden, Abt Andreas hatte aber ausreichende Geldmittel dafür hinterlassen. In der Stiftskirche ließ er acht vergoldete Altäre aufstellen und schaffte wertvolle Paramente und Kaseln an, außerdem einen silbernen Abtstab und eine vergoldete silberne Monstranz, die beide aber so schwer waren, dass sie sein Nachfolger Joseph Hering einschmelzen und daraus einen Stab und eine Monstranz von geringerem Gewicht herstellen ließ, die auch die Säkularisation überstanden.

Da sich Pospel umfassende juristische Kenntnisse erworben hatte, wurde er deswegen häufig als Berater in Anspruch genommen, auch durch den Breslauer Fürstbischof Sebastian von Rostock. Dreimal reiste er als Vertreter der schlesischen Zisterzienserklöster zum Generalkapitel nach Cîteaux. Am 7. Mai 1651 wurde er bei dieser Gelegenheit in Dijon infuliert. Das Angebot, ihn zum Generalvikar und Visitator der schleischen Ordensprovinz zu ernennen, lehnte er ab. Am 7. Dezember 1660 nahm er am Provinzkapitel in Kamenz teil, das den Grüssauer Abt Bernhard Rosa zum Delegierten für das zum 16. Mai 1661 einberufene Generalkapitel wählte. Mit Abt Rosa reiste er dorthin, erfuhr aber in der schwäbischen Abtei Kaisheim, dass das Generalkapitel abgesagt worden war. Daraufhin trennten sich die beiden Äbte. Bernhard Rosa wandte sich nach Rom, um von Generalabt Claude Vaussin, falls er sich dort aufhalten sollte, die Benediktion zu empfangen, Andreas Pospel reiste weiter nach Cîteaux und Clairvaux, um den Generalabt eventuell dort anzutreffen und wichtige Angelegenheiten zu klären. Rosa reiste vergeblich nach Rom, während Andreas Pospel Generalabt Vaussin in Paris antraf und am 19. Juli 1661 den versammelten vier schlesischen Äbten von den Ergebnissen berichtete.

Er starb am 9. Februar 1679, in der sechsten Morgenstunde, betrauert von sechzehn Ordensbrüdern. Am 23. Juli 1700 wurde sein Epitaph in der Kreuzkapelle angebracht. Nach Potthast war er „der raudener Äbte größter.“ „Er wollte Raudens Kräfte verjüngen, es zu neuer Blüte emporheben und es gelang ihm.“

gge, Juni 2018


Daten:

Abbas Gemelnicensis: el. 25. Jan. 1645; Abbas Rudensis: 5. März 1648, ben. 7. Mai 1651.

Literatur:

Weltzel, Augustin: Das Fürstliche Cistercienserstift Himmelwitz. Breslau 1895 (Separatdruck aus dem Schlesischen Pastoralblatt XIII 1892, No. 6–21 und XIV 1893, No. 5–20.) · Potthast, August: Geschichte der Ehemaligen Cistercienserabtei Rauden in Oberschlesien. Leobschütz: R. Bauer, 1858.

Zitierempfehlung: Pospel, Andreas, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 26.06.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Pospel,_Andreas

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