Premberger, Georg

Georg Premberger

Georg Premberger

43. Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1568–1587

* 1540 Nürnberg, Franken
† 7. Jan. 1587 Lilienfeld, Niederösterreich

Georg Premberger aus Spalt in der Diözese Eichstätt, nach Tobner ein gebürtiger Nürnberger, besuchte die Stiftsschule der Zisterzienserabtei Lilienfeld, wurde 1558 als Novize eingekleidet und 1563 Priester. Das Datum seiner Profess ist nicht überliefert. Seine Eltern lebten um 1575 in Lilienfeld und dürften im Stiftsdienst gestanden sein.

Im Kloster war Premberger Bursar, von 1560 bis 1568 Kellermeister und seit 1565 Prior, nach dem Tod seines Vorgängers Matthäus Schreiner im September 1566 auch Stiftsadministrator. Nachdem der Kaiser wieder eine Abtwahl gestattet hatte, wurde er am 15. März 1568 zum Abt gewählt, aber erst am 25. März 1579 in Maria Stiegen in Wien, dem Dienstsitz des Passauer Offizials für Niederösterreich, benediziert. Prembergers einstimmige Wahl hatte unter dem Vorsitz des dafür zuständigen Abtes Bartholomäus Grudenegg von Rein in der Sakristei stattgefunden. Assistenten waren die Äbte Urban Perntaz von Melk, Johann Schretel von der Schottenabtei in Wien und Paul Leisner von Kleinmariazell gewesen.

Georg Premberger, ein bescheidener Mann, der sich – wie berichtet wird – auch so kleidete, stand bei der Wahl im 28. Lebensjahr. Seine ganze Amtszeit war von den Folgen der Reformation und der auf sie folgenden Gegenreformation überschattet. Immer wieder wurde in den häufigen Ordens- und Klosterratsvisitationen die Abstellung von Misständen gefordert, die durch den protestantischen Zeitgeist eingerissen waren. Der Personalstand des Klosters sank zeitweise bis auf drei Mitglieder und stieg höchstens auf acht. Mehrere Patres lebten im Konkubinat, hatten Kinder und wurden aufgefordert, das Kloster zu verlassen – was sie auch taten. In einem Bericht an den Klosterrat 1579 beklagt Abt Georg Freyseisen von Rein, dass der ganze Konvent, der um 1560 in Lilienfeld gelebt hatte, zum Protestantismus übergegangen sei.

Freyseisen erneuerte auch bei seiner Visitation am 24. Dezember 1577 den schon 1575 von seinem Vorgänger Bartholomäus ausgesprochenen Auftrag, dass die Lilienfelder den weißen Zisterzienserhabit tragen sollten, um sich von den schwarzgekleideten Weltpriestern zu unterscheiden. Die Pfarren wurden, u.a. wegen des Priestermangels im Stift, meist von Diözesanpriestern oder protestantischen Predigern, ehemaligen Stiftsmitgliedern, versehen. Im Konvikt des Klosters lebten ungefähr 25 Zöglinge und wurden schulisch betreut. Die Leitung führte Abt Georg persönlich, der Lehrer jedoch bekannte sich zum Protestantismus. Die Behörden forderten daher 1575 und 1579 die Anstellung eines Jesuiten als Lehrer. Erst allmählich fanden sich wieder Eintrittskandidaten in Lilienfeld ein, die Abt Georg mit Bewilligung des Offizials Melchior Khlesl 1580 vom Wiener Bischofe weihen ließ, und 1584 fragte in kaiserlichen Auftrag Abt Ulrich Müller von Heiligenkreuz an, ob das Stift Lilienfeld nicht einen geeigneten Mönch hätte, der als Abt nach Wilhering geschickt werden könnte, da seine eigenen Leute alle noch zu jung seien (Tobner 222; es wurde Jakob Gistl, Benediktiner von Fiecht gewählt).

Die Stiftsgebäude befanden sich bei Prembergers Amtsantritt noch immer in dem schon unter Abt Johannes Mirl festgestellten Verfall, woran auch eine behördliche Sanierungsverordnung 1563 nichts hatte ändern können. Bedingt durch stetige hohe Steuerforderungen war das Stift hoch verschuldet, große Teile der Liegenschaften verpfändet. 1575 wurde Abt Georg aufgefordert, die bei seinem Amtsantritt verordnete Sanierung durchzuführen und Rechenschaft darüber abzulegen. Eine Regierungskommission stellte aber fest, dass die Kirche, das Stiftsgebäude und die Dächer bereits saniert worden waren. Auch die Höfe in Wien, Pfaffstätten und Krems, letzterer hatte 600 Gulden gekostet, wurden unter Abt Georg restauriert. Die Rückzahlung der hohen Schulden erforderte jedoch weiterhin größte Sparsamkeit. Über den schlechten Zustand der Altäre, Bilder und Heiligenfiguren in der Stiftskirche wurde 1574 beim Abt von Rein Klage geführt.

Um die wirtschaftliche Lage zu verbessern, begann das Stift Lilienfeld 1571/74 einen Bergbaubetrieb in Frein, im Kohlbach und am Rettenbach, der aber – u.a. aus Mangel an sachverständigem Personal – nicht den erhofften Erfolg brachte um 1581 wieder eingestellt wurde. Dennoch konnte trotz der hohen Verluste aus dem Bergbau (und den üblichen Elementarereignissen) 1580 in Wilhelmsburg ein Spital gebaut und die Kirche durch einen Turm und eine Fallbrücke gegen Angriffe gesichert werden.

Wie auch schon bei seinen Vorgängern gestaltete sich das Verhältnis zu den benachbarten Freiherren Jörger von Tollet in Kreisbach unfreundlich bis feindselig. Trotz zahlreicher Verträge über die Markt- und Landgerichtsfreiheiten sowie Jagdrechte konnte kein dauerhafter Vergleich erreicht werden.

Abt Georg war ständig bestrebt, das Stift trotz des klosterfeindlichen Zeitgeists zu erhalten, weshalb er sicher manche Zugeständnisse machen musste, die ihm als Protestantenfreundlichkeit ausgelegt wurden. Unter anderem hielt er an dem protestantischen Hofrichter Georg Schifferhuber fest, obwohl der Klosterrat wiederholt dessen Abberufung forderte. Der Kampf gegen den Zeitgeist, den er weitgehend allein zu führen hatte, beraubte Abt Georg schließlich seiner Kräfte. Zu Ostern 1586 musste er sich in ärztliche Behandlung begeben, die aber nicht die gewünschte Besserung brachte. Er starb am 7. Jänner 1587, im 47. Lebensjahr, in Lilienfeld. Sein Nachfolger wurde der Benediktiner Laurentius Reiß.

gge, Nov. 2020


Daten:

Vest.: 1558; Sac.: 1563; Abbas: el. 15. März 1568, ben. 25. März 1579.

Literatur:

Tobner, Paul: Das Stift Lilienfeld 1202–1902. Zur Erinnerung an die Feier des 700jährigen Jubiläums dieses Cistercienserstiftes. Wien, 1902, S. 219ff. · Müller, Eugen: Professbuch des Zisterzienserstiftes Lilienfeld (= Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige. Ergänzungsband. Nr. 38). St. Ottilien: EOS, 1996, ISBN 3-88096-628-1, S. 172–174 · Ders.: Stift Lilienfeld nach der Reformation, in: Cistercienser Chronik 89 (1982), S. 1–44.

Zitierempfehlung: Premberger, Georg, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 9.11.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Premberger,_Georg

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