Quintero, Evangelista

María Evangelista Quintero Malfaz

María Evangelista Quintero Malfaz

Äbtissin des Klosters Casarrubias del Monte 1634–1648, Reformerin, Mystikerin und Stigmatisierte

* 06. Jan. 1591 Cigales, Provinz Valladolid
† 27. Nov. 1648 Casarrubias del Monte, Toledo

María Evangelista Quintero Malfaz wurde am 6. Januar 1591[1] in Cigales als fünftes und jüngstes Kind des Ehepaares Gonzalo Quintero († 1592) und Inés Malfaz († 14. Okt. 1608) geboren und am 18. Januar auf den Namen María getauft. Sie hatte vier ältere Brüder: Andrés, Gonzalo, Antonio (später Pfarrer von Cigales) und Luis.[2] Nach dem Tod ihrer Eltern trat sie 1609 mit Unterstützung ihres Bruders und Vormunds Antonio als Laienschwester in das Zisterzienserinnenkloster Santa Ana in Valladolid ein.

Dass María zunächst gegen ihren Wunsch nur Laienschwester wurde, wird oft dem Willen ihres Bruders zugeschrieben, jedoch gibt es dafür keine Belege. Im Gegenteil hinterlegte Antonio sogar die für eine Chornonne erforderliche Mitgift. Wahrscheinlicher ist, dass die Zahl der Chornonnen begrenzt und schon erfüllt war. Am 10. Mai 1609 wurde sie eingekleidet und erhielt den Klosternamen Mª de San Juan Evangelista. Ihre Novizenmeisterin, die Marías Wunsch nach Mitgliedschaft im Nonnenchor kannte, unterrichtete sie während ihres Noviziats heimlich in Latein. Am 20. Mai 1610 legte María Quintero die Profess als Konversschwester ab und war zunächst in der Küche tätig, später im Vestiarium und in der Infirmerie. Erst 1626, nach siebzehn Jahren, ging ihr Wunsch nach Aufnahme in den Chorkonvent in Erfüllung, nachdem sich ihr Beichtvater P. Francisco de Vivar an die vorgesetzte Äbtissin von Las Huelgas in Burgos, Anna de Austria, gewandt hatte.

Wie übereinstimmende Zeugnisse berichten, soll María Evangelista vor allem in den Jahren 1627 bis 1633, besondere Gnaden erhalten, auch mystische Phänomene wie die Wundmale Christi an ihren Händen erlebt haben. Zunächst versuchte sie, ihre Dialoge mit der Gottheit geheim zu halten, schrieb sie dann aber auf Anordnung ihres Beichtvaters Vivar nieder. So entstanden drei Manuskripte, die bis heute unveröffentlicht sind: El Diario de María Evangelista (1627), Las Obras de la Venerable Madre María Evangelista (1628) und Las misericordias de Dios comunicadas a su sierva M. Evangelista (1633). Die ungewöhnlichen Erfahrungen María Evangelistas riefen bald das Misstrauen ihrer Mitschwestern hervor, die mehrfach versuchten, sie aus dem Kloster Valladolid entfernen zu lassen. 1630 wurde ein Prozess gegen sie und P. Vivar angestrengt, der schließlich zur Abberufung Vivars aus Valladolid führte.

Sr. Evangelista wurde 1633 von den Vorwürfen freigesprochen und am 25. Oktober 1633 mit zwei Mitschwestern (Francisca de San Jerónimo und María de la Trinidad) zur Gründung des Klosters Santa Cruz nach Casarrubias del Monte bei Toledo geschickt, das ein dort ansässiges kinderloses Ehepaar, Alonso García de Ojea und María Rodríguez, mit Unterstützung P. Vivars gestiftet hatte. Das Kloster, anfangs notdürftig und arm, wuchs in den nächsten Jahren, u.a. durch Zustiftungen und Spenden, heran und besteht bis heute. Am 27. November 1634, dem Beginn der Klausur, wurde Mª Evangelista zur Äbtissin gewählt und die ersten beiden Novizinnen aufgenommen, die Nichten der Schwestern Mª Evangelista[3] und Mª. Trinidad.

Das Wirken der Äbtissin erstreckte sich auch auf den Ort Casarrubias und darüber hinaus. Es sind mehrere Konversionen bezeugt, die auf ihr Gebet hin erfolgt sein sollen, und mehrere Heilungen durch Auflegen ihrer Hände. In ihrem letzten Lebensjahr soll sich am 27. Januar 1648 während einer Bußprozession in der Kirche ein sog. Blutwunder ereignet haben. Ein Christusportrait schwitzte Blut und Wasser. Das Tuch, mit dem das Blut abgewischt wurde, wird heute noch in der Klosterkirche verehrt.

Mariá Evangelista starb am 27. November 1648 im Ruf der Heiligkeit. Ihr unverwester Leichnam, zum erstenmal rekognosziert am 21. Oktober 1653, fünf Jahre nach ihrem Tod, ruht heute in der Kirche des Klosters Casarrubios. Der diözesane Seligsprechungsprozess wurde 2014 abgeschlossen. Am 5. Oktober 2023 tagte der besondere Kongress (Congresso Peculiare) der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, bei dem die Konsultoren einstimmig (9 von 9 Stimmen) ein positives Votum abgaben.

gge, Nov. 2017

  1. Im selben Jahr wurden mehrere zisterziensische Reformerinnen geboren: Angélique Arnauld, Louise de Ballon, Jeanne de Pourlan und Françoise de Nérestang. Außerdem ist der 6. Januar auch der Geburtstag der bedeutenden Mystikerin Gertrud von Helfta (1256–1301/02). María Evangelistas Todestag wäre nach dem Julianischen Kalender der 17. November, der auch Gertruds Todestag ist.
  2. Ein Cousin mütterlicherseits war der am 14. Februar 1628 ebenfalls in Cigales geborene Dominikaner Juan Malfaz, auf den der Bau des Klosters und der Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau von Las Caldas in Kantabrien zurückgeht († 8. Januar 1680).
  3. Tochter ihres Bruders Gonzalo, Klostername María de la Cruz († 3. März 1684).

Daten:

Vest.: 10. Mai 1609; Prof.: 20. Mai 1610; Abbatissa: el. 27. Nov. 1634.

Literatur:

Blanco, Victorino: Una estigmatizada cisterciense, in: Cistercium 1953, S. 226–239 · Pascual Alonso, María José: Madre María Evangelista. Una aventura de amor. Convento de la Santa Cruz, Casarrubios del Monte (Toledo) 1992 · Solórzano, Óscar Antonio: El Sentido de la historia, para conocer a Dios y renovar la Iglesia. Las revelaciones de María de San Juan Evangelista (1591–1648). Casarrubios del Monte: Monasterio Cisterciense de la Santa Cruz, 2016 · Madre María Evangelista Quintero Malfaz (1591-1648). Fondatrice del monastero cistercense della „S. Cruz“, Casarrubios del Monte (Toledo). Postulazione Generale Ordine Cistercense, Rom, ohne Jahr.

Zitierempfehlung: Quintero, Evangelista, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 12.10.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Quintero,_Evangelista

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