Rancé, Armand-Jean

Armand-Jean Le Bouthillier de Rancé, anonymes Porträt, Musée Base Joconde du Ministère de la Culture

Armand-Jean Le Bouthillier de Rancé

Abt von La Trappe; Begründer des »Trappisten« genannten Reformzweigs der Zisterzienser (Reformierte Zisterzienser oder Zisterzienser der strengeren Observanz)

* 9. Jan. 1626 Paris
† 27. Okt. 1700 La Trappe

Rancé war der zweite Sohn einer französischen Hochadelsfamilie. Sein Vater, Denis Bouthillier, war Privatsekretär der Königin Maria von Medici, sein Taufpate der Kardinal Richelieu. Rancé war eine Karriere in der Armee des Malteserordens zugedacht, jedoch ließ ihn seine Familie anstelle seines verstorbenen älteren Bruders Denis eine kirchliche Laufbahn einschlagen. 1637, im Alter von elf Jahren, erhielt er als Kommende eine Domherrenstelle in Notre-Dame in Paris und Kommendatarabtsstellen in fünf Abteien, darunter auch La Trappe.

1638 starb seine Mutter; seine Schwester ging im gleichen Jahr ins Kloster. 1650 starb sein Vater. In diesem Jahr nahm er Kontakt zur vierzehn Jahre älteren Herzogin von Montbazon (Marie d’Avaugour de Bretagne, duchesse de Montbazon, 1610–1657) auf, die ihn in die gehobene Gesellschaft einführte. 1651 wurde er nach seinem Studium von seinem Onkel Victor Bouthillier, Erzbischof von Tours, in Paris zum Priester geweiht. 1654 promovierte er an der Sorbonne. Er lebte am Hof des französischen Königs und genoss dort zunächst das Hofleben. 1657 wollte ihn sein Onkel, der Erzbischof, zum Koadjutor mit Recht auf Nachfolge ernennen, jedoch kam diese Ernennung nicht zustande.

Am 28. April 1657 starb die Herzogin von Montbazon. Die Enttäuschung über die verhinderte Erzbischofsernennung und der Schmerz über den Tod seiner Freundin führten zu einer Wende im Leben Rancés. In den folgenden Jahren verteilte er sein Vermögen und seine Pfründe. 1660 besuchte er in diesem Zusammenhang auch sein Kloster La Trappe, das damals baulich wie moralisch verfallen war. So machte sich Rancé daran, die Gebäude wieder aufzubauen. Die bisherigen Mönche des Klosters fand er mit einer Pension ab und siedelte stattdessen Mönche aus dem Reformkloster Perseigne in La Trappe an. Es waren Mönche einer Reformbewegung innerhalb des Zisterzienserordens. Damals wurden sie die Abstinenten genannt, da die Hauptpunkte der Reform darin bestanden, dass sie regelmäßig fasteten und von körperlicher Arbeit lebten.

Während der Wiederaufbauphase von La Trappe lebte und arbeitete de Rancé mit diesen Mönchen zusammen. Am 20. August 1662 konnte in La Trappe das Chorgebet wieder aufgenommen werden. Nun stand auch Rancés Entschluss fest, La Trappe, dessen formaler Abt er seit seiner Kindheit war, als kanonischer Abt vorzustehen. So trat er im Mai 1663 ins Kloster Perseigne, dessen Tochterkloster La Trappe seinerzeit noch war, ein und absolvierte dort das Noviziat. 1664 legte er die Profess ab und empfing vom Bischof von Séez die Abtsweihe.

Seit dem 14. Juli 1664 residierte er in La Trappe. Grundanliegen der Reformabsichten, die er von Perseigne übernommen hatte, war die Wiederbelebung des ursprünglichen Geistes der Regula Benedicti. Seine Auslegung dieser Regel legte Rancé in seinem Werk Declarationes in regulam beati Benedicti ad usum Domus Dei Beatae Mariae de Trappa vor, das allerdings nie gedruckt und nur in einer lateinischen Handschrift, einer französischen Übersetzung und wenigen Zitaten überliefert ist.

Aus den Reformbemühungen Rancés gingen schließlich die »Zisterzienser von der strengen Observanz« (Trappisten) hervor, die 1678 von Papst Innozenz XI. anerkannt wurde.

Geprägt war Rancé in seinen Reformbemühungen von dem tiefen Bewusstsein der Notwendigkeit der Buße. Im Vordergund der Reform stand daher Selbstverleugnung, Demut und Askese. So lehnte Rancé aus Demut jegliche wissenschaftlichen Studien im Kloster ab (»Den gekreuzigten Heiland kennenlernen, soll die einzige Wissenschaft der Trappisten sein«, De la Sainteté et des Devoirs de la Vie Monastique, 1683). Die Askese der Trappisten äußerte sich in strengen Schweigeregeln, harter Handarbeit, insbesondere in der Landwirtschaft, und strengen Abstinenzregelungen.

Krank und müde trat Abbé de Rancé 1696 von seinem Amt zurück. Er starb am 27. Oktober 1700 in La Trappe. Er wurde nie heiliggesprochen, jedoch wird an seinem Todestag ein ordensinterner Gedenktag gehalten.

Daniel Tibi


Werke:

 
  • De la sainteté et des devoirs de la vie monastique. 2 Bände, Muguet 1683, Nachdruck Farnborough 1972.
  • Correspondance (1642–1700), hg. von Alban John Krailsheimer, Cîteaux-Le Cerf, 1993. 4 Bände.
  • Über das Beten…: 33 Texte aus den Werken des Abtes Armand Jean le Bouthellier de Rancé 1701. Hg. von Jochen Michels. Saarbrücken: Fromm, 2010.
  • Die Zurückgezogenheit – La Retraite – Deutsch. Armand Jean Le Bouthillier de Rancé – Über die Heiligkeit und die Pflichten des Ordenslebens – Kap. XVI – 1683/1701. Hg. von Jochen Michels. Saarbrücken, Fromm, 2010.
 

Literatur:

 
  • Obrecht, Edmond: Jean-Armand le Bouthillier de Rancé. In: »The Catholic Encyclopedia« Bd. 12. New York: Robert Appleton, 1911.
  • Maria Magdalena Aust: Nichts anderes als Gottes Haus und Pforte zum Himmel. Grundzüge der Spiritualität des Abtes de Rancé (1626–1700). In: CistC 107 (2000), S. 351–360 (1. Teil) und 108 (2001), S. 33-58 (2. Teil).
  • Bell, David N.: Understanding Rancé: the spirituality of the Abbot of La Trappe in context. Kalamazoo, Michigan: Cistercian Publications, 2005 (Cistercian Studies Series ; no. 205).
  • Caneva, Anna Maria: Le réformateur de la Trappe : biographie de l'Abbé de Rancé. Montrouge : Nouvelle Cité, 1997.
  • Gobry, Ivan: Rancé. Lausanne : L'Age d'Homme, 1991.
  • Krailsheimer, Alban John: Armand-Jean de Rancé Abbot of La Trappe: His Influence in the Cloister and the World. Oxford : Oxford University Press, 1974.
  • Krailsheimer, Alban John: Rancé and the Trappist Legacy. Kalamazoo, Mich. : Cistercian Publications, 1985 (= Cistercian Studies Series ; no. 86).
  • Krailsheimer, Alban John: Armand-Jean de Rancé, abbé de la Trappe, 1626-1700. Paris : Cerf, 2000.
  • Ivan Gobry: Rancé ou L'esprit de la pénitence. Paris : Téqui, 2000
  • BBKL VII (1994) 1320-1323 (Josef Theodor Rath)
  • Jean-Maurice de Montremy: Rancé. Le soleil noir. Paris : Perrin, 2006.
  • Krailsheimer, Alban John: Armand-Jean de Rancé: Convert and Reformer (I). In: CSQ 18.1 (1983) 24–41.
  • Ders.: Armand-Jean de Rancé: The Community of La Trappe (II). In: CSQ 19.1 (1984) 43–61.
  • Ders.: Armand-Jean de Rancé: On Death and His Legacy (III). In: CSQ 20.1 (1985) 44–51.
 

Zitierempfehlung: Rancé, Armand-Jean, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 28.12.2010, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Ranc%C3%A9,_Armand-Jean

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